Pici. Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (Robert Scheer)

Eine Zeitzeugin erzählt ihrem Enkel ihre bewegende Geschichte

DSC_0188

Beschreibung des Buches:
In der Reihe „Nahaufnahmen“ des Marta Press-Verlages ist dieses Buch im März 2016 veröffentlicht worden. Es handelt sich um biografisches Buch von Robert Scheer, der sich in einem Gespräch mit seiner Oma Pici (Elisabeth Scheer) ihre Erinnerungen an ihre Kindheit und ihren Überlebenskampf in den verschiedenen Ghettos und Konzentrationslagern erzählen lässt.

Auf dem Titelbild sind Portraitfotos von Picis Familie abgebildet. Der Hintergrund des Buches ist in petrolgrün gehalten. Das Buch hat 223 Seiten. Zahlreiche Fotos, ein Personenregister und Literaturhinweise ergänzen Picis Erzählungen.

Kurze Zusammenfassung:
In einer chronologischen Erzählung (mit Zwiegespräch) erfährt der Enkel Robert schonungslos Einiges über das Leben seiner Oma Pici und ihrer Familie in den verschiedenen Ghettos und Konzentrationslagern.

Mein Leseeindruck:
Robert Scheer besucht seine Großmutter im Jahr ihres 90. Geburtstages in Israel, um sich von ihrer Kindheit erzählen zu lassen.

Elisabeth Scheer berichtet ganz unbefangen von ihren frühesten Kindheitsjahren: Der Vater hat einen Holzhandel, der zunächst gut läuft. Dann aber muss die jüdische Familie unter dem Nationalsozialismus leiden. Es folgt die Umsiedlung in Ghettos wie Carei und Satu Mare und schließlich das (Über)leben in den Konzentrationslagern Walldorf und Ravensbrück. Ihre Erzählungen geben dem Leser einen großen Einblick in das Familienleben der jungen Elisabeth und in ihre Wünsche und Träume.

Ihr Hinterfragen, warum Juden so schlecht behandelt werden, wird vom Vater stets abgeblockt. Er hat sich der Situation ergeben. Als die Familie nach und nach auseinander gerissen wird, beginnt der wirkliche Überlebenskampf, von dem Elisabeth Scheer schonungslos berichtet. Dabei spart sie nicht an Details. Die ganze Unmenschlichkeit wird dem Leser schonungslos vor Augen geführt, wenn Pici vom täglichen Kampf um Essen und nach einer Schlafstätte berichtet.

Gerade die Erinnerungen an jeden Tag im Konzentrationslager, die Angst vor Vergasung (offensichtlich wurde auch Lachgas verwandet, dann haben sich die Aufseher an den enthemmten Verhalten der Sterbenden ergötzt), der Hunger und immer wieder die Frage: „Wer hat den Eltern die Hand beim Sterben gehalten?“ lassen Elisabeth Scheer beim Erzählen stocken. Beim Lesen bleibt die Frage: „Wie kann man so etwas Schreckliches überhaupt überleben?

Einfach unfassbar, was diese Frau mitgemacht hat – und das Grauen überleben konnte. Die Familie fast ausgelöscht, die ständigen Erinnerungen, doch Elisabeth Scheer hat versucht, ihr Leben weiter zu gestalten, hat eine Familie gegründet und das stolze Alter von 91 Jahren erreicht.

Ihre (und unsere) Geschichte bleibt mit diesem Buch in Erinnerung! Man darf die Gräueltaten nie vergessen. Manchmal gelingt dies am besten, wenn man Zeitzeugen erzählen lässt, nur diese können wirklich berichten, wie es war.

Fazit:
Ein ergreifendes Buch, keine leichte Kost, ganz besonders, wenn man die Fotos anschaut und zu jedem einen Namen und seine Geschichte (durch Elisabet Scheer Erzählungen) kennt. Sehr authentisch wird das Ganze durch das Zwiegespräch zwischen Oma und Enkel. Vielen Dank, Robert Scheer, dass Sie ihre Oma ermuntert haben, sich Ihnen zu öffnen und schonungslos ihre Erlebnisse angehört und aufgeschrieben haben. Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir Zeitzeugenberichte, damit NICHTS in Vergessenheit gerät.

Bewertung: *****

Hinterlasse einen Kommentar