Den Koffer trag ich selber: Erinnerungen (Eva Demski)

Eva Demskis Lebensreise, begleitet von Lebenden und Toten

Vor Jahren war ich auf einer Lesung von Eva Demski, sie stelle ihr Buch „Gartengeschichten“ vor. Schon dort haben mich ihre Geschichten aus ihrem Leben fasziniert. Damals habe ich das vorgestellte Buch gekauft und an eine Freundin mit großem Garten verschenkt. Da ich von der Freundin ein tolles Feedback über das Buch bekommen hatte, bekam eine ehemalige Kollegin von mir zum ihrem Abschied das Buch „Frankfurt ist anders“ (ebenfalls von Eva Demski) als Abschiedsgeschenk. Und auch von ihr erntete ich eine positive Resonanz. Jetzt wollte ich das neuste Buch von Eva Demski einmal selbst lesen – und es hat sich gelohnt.

Beschreibung des Buches:
„Den Koffer trag ich selber: Erinnerungen“ von Eva Demski ist 2017 im INSEL Verlag als Hardcover mit 395 Seiten erschienen.

Das Titelbild ziert ein geöffneter Koffer mit Büchern und Heften als Inhalt. Ein grünes Heft fällt ins Auge…das hat im Buch eine besondere Bedeutung.

Kurze Zusammenfassung:
Eva Demski hat ihr Leben beschrieben. Sie hat das Buch in sehr unterschiedlich große Kapitel unterteilt, die ihre verschiedenen Lebensphasen beschreiben. Über das Aufwachsen im beschaulichen Regensburg, Frankfurt und die verschiedenen Schulstationen, das Studentenleben, das Leben im Theater (an der Seite ihres Vaters) und das Verhältnis zu ihren Großeltern und Eltern. Es sind Erinnerungen, die nicht immer chronologisch vorgetragen werden.

Mein Leseeindruck:
Der Beginn des Buches wirkte zunächst etwas skurril auf mich. Eva Demski (geboren 1944) streift über die Frankfurter Buchmesse und läuft den längst schon verstorbenen Autoren, Dichter und Verleger über den Weg. Sie kann sie sehen und beschreiben.

Ihr Sprachstil ist großartig aber auch gewöhnungsbedürftig, manchmal kurz und treffend, aber immer sehr anschaulich beschreibend mit viel Witz und Humor und auch mit dunklen Gedanken.

Im Laufe des Buches wird mir immer klarer, warum Eva Demski einen besonderen Bezug zu Toten hat. Sie hat in ihrem Leben schon früh die Menschen verloren, die eine besondere Bedeutung in ihrem Leben hatten.

Während die Eltern das Leben ihrer Tochter eher mit einer gewissen Sorglosigkeit bedachten, indem sie sich wenig darum kümmerten, hatte sie immer einen guten Bezug zu ihrem Großvater und dessen Verwandten. Schon früh versuchte Eva Demski deshalb ihren eigenen Weg zu suchen und mit vielen verschiedenen Menschen ihren Alltag und Lebensweg zu gehen.

Mir gefällt ihr Humor, gerade wenn sie z.B. beschreibt, was man mit dem Studiengang Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte macht? Antwort: „Damit wurde man nichts, höchstens Lehrer, und das war schlimmer als nichts.“

Es sind Erinnerungen und Momentaufnahmen an schöne aber auch an viele traurige Tage, ein Leben farbig, aufwühlend und doch so anders als ich es aus der Generation meiner Eltern kenne. Eva Demski hat viel erlebt. Es mag an ihrer unbändigen Leidenschaft liegen mit Menschen zu reden, Filme über Menschen und deren Leben (wie z.B. Marcel Reich-Ranicki, der ihr ein guter Freund war) zu drehen (als freie Mitarbeiterin des Hessischen Rundfunks u.a. für die Sendung ttt (titel thesen tempramente).

Ihre Lebenslust zeigt sich dann, wenn sie von ihren vielen Reisen, großen Geburtstagsfeiern oder z.B. einer Silvesterfeier auf einem gechartertem Mainschiff zur Jahrtausendwende erzählt. Solche Geschichten kenne ich von meinen Eltern so gar nicht und die gehören der gleichen Generation wie Eva Demski an.

Die Gedanken zu den mittlerweile zahlreichen „besonderen“ Ereignissen in der Weltgeschichte, fallen mir ins Auge. Weil immer nur bestimmte Ereignisse ins Bild gesetzt werden, fallen die anderen oft viel nachhaltiger wirkenden und schlimmeren Ereignisse nicht auf. Zitat: „Es sind die Bilder, die auf unserer Wahrnehmung kleben und sich nicht davon ablösen lassen.“

Ich habe einfach viel zu viele Knicke in dieses Buch gemacht…kann gar nicht alles zitieren, was mir in Erinnerung bleiben möchte….

Fazit
Dieses Buch hat mich nachhaltig fasziniert, ich könnte immer und immer wieder darin lesen. Es sind die kleinen Geschichten und Gedanken von Begegnungen mit Menschen, die das Buch so lesenswert machen. Ein tolles Buch!

Bewertung: *****

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Der Sommer der Inselschwestern (Susan Mallery)

Eine sommerliche Freundschaftsgeschichte

Für den sommerlichen Urlaub suche ich immer Bücher, die auch im Sommer spielen. Mir hat das Cover dieses Buches gefallen – und da der Klappentext auch vielversprechend klang, habe ich dieses Buch bei 26 °C im Schatten gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Der Sommer der Inselschwestern“ ist 2017 im HarperCollins-Verlag als Taschenbuch mit 368 Seiten erschienen. Es ist nicht das erste Buch der Autorin Susan Mallery. Sie hat schon einige Romane veröffentlicht. Ich habe die E-Book Ausgabe gelesen. Auf dem blaugrün gehaltenem Titelbild ist ein blauer Krug mit Blumen und ein weißes Häuschen auf einer Anrichte zu sehen. Ich hätte mir hier eher drei Häuser vorstellen können.

Kurze Zusammenfassung:
Andi, Ärztin, zieht von Seattle auf die Insel Blueberry. Dort hat sie ein Haus (zwischen zwei baugleich anderen Häusern) gekauft, das sie zu einer Kinderarztpraxis und Wohnraum für sich umbauen lässt. In der Nachbarschaft wohnen Boston mit ihrem Mann und Deanna mit Töchtern und ihrem Mann. Während Andi sich versucht in dem kleinen Städtchen einzuleben, macht sie auch die Bekanntschaft der beiden Nachbarinnen, die sich bisher nicht besonders freundschaftlich gegenüber standen. Doch durch Andi kommen sich alle drei Frauen näher. Langsam lüftet jede ihr „Geheimnis“…

Mein Leseeindruck:
Der Roman ist genau das Richtige für Sommertage an Strand und Pool. Eine nette Geschichte mit viel Herzschmerz und Vergangenheitsbewältigung, aber auch die Landschaftsbeschreibung und die eher dörflich anmutende Idylle kommen hier nicht zu kurz.

Während man zunächst erfährt, dass Andi letztendlich vor ihrer Familie und einer vergangenen Liebe geflohen ist, hat man den Eindruck, dass die anderen zwei Frauen ein glückliches Leben führen.

Doch der Schein trügt, die Autorin lässt die Leser an den Gedanken von Boston, Deanna und Andi teilhaben und so ist man schnell  mitten im Gefühlschaos der Protagonistinnen. Jede hat ihr Päckchen zu tragen und man erlebt förmlich, wie es den Frauen Tag um Tag schlechter geht, weil sie sich alleine nicht aus diesem Teufelskreis herausbewegen können. Da kommt die rasch aufgebaute Freundschaft unter den drei Frauen genau richtig…

Fazit:
Ein einfühlsamer Roman, der mich zwar nicht vollkommen überzeugt hat, aber das Thema Freundschaft und Zusammenhalt prima behandelt. Mir war er letztendlich zu gefühlsbetont, ich glaube, als nächstes muss ich mal wieder einen Krimi lesen.

Bewertung: ****

Ich versteh die Welt nicht mehr (Tim Schreder & Jennifer Sieglar)

Endlich wieder mehr der Nachrichten verstehen und einordnen können – Zusammenhänge im Weltgeschehen deuten können

Durch eine Radiosendung bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Die Autorin ist mir als Moderatorin der Nachrichtensendung „hessenschau“ bekannt u.a. ist sie auch, wie der Autor Tim Schreder, für die Nachrichtensendung „logo!“ für das ZDF unterwegs.

Beschreibung des Buches:
„Ich versteh die Welt nicht mehr“ ist 2017 im PIPER-Verlag als Taschenbuch mit 300 Seiten erschienen. Auf dem in hellblauer Farbe gehaltenen Titelbild ist eine Weltkarte mit orangen Fähnchen abgebildet. Diese weisen Schlagwörter der im Inhalt angesprochenen Themen auf. In der unteren linken Ecke sind die beiden Autoren abgebildet. Das Buch wirkt in seiner Aufmachung auf mich als sei es ein Kinder-/Jugendbuch.

Kurze Zusammenfassung:
In 24 Kapiteln erklären die Autoren Begriffe und Themen, die man fast täglich in den Nachrichten zu hören bekommt. Eingeleitet werden die Kapitel durch einen Globus mit einem Fähnchen, das den Ort der Begrifflichkeit/des beschriebenen Konfliktes aufzeigt. Danach folgt eine Kurzbeschreibung des Themas.

Mein Leseeindruck:
Schon oft habe ich mich bei manchen Begriffen und Themen der Nachrichten gefragt, wie es zu dem ein oder anderen Konflikt in der Welt gekommen ist. Manches nimmt man einfach nur noch wahr, aber man versteht das Problem nicht, das die Menschen miteinander haben.

Ich habe dieses Buch mit sehr viel Interesse während eines Sonnenurlaubes am Pool gelesen. Es hat mich von Seite zu Seite festgehalten. Den zwei Autoren gelingt es auf verständliche Weise die einzelnen „Problemfelder“ der Welt zu erklären. Dabei versuchen sie, die Ursprünge bestimmter Konflikte, Geschichtliches und die beteiligten Personen in sachlicher Art zu beschreiben.

Die Erläuterungen erfolgen in lockerer Art und sehr verständlich. Als Leser wird man angesprochen und „mitgenommen“.  Die Themen bauen aufeinander auf, man kann die Kapitel aber durchaus auch je nach Interessenslage einzeln lesen. Mir war es wichtig, das komplette Buch von vorne bis hinten zu lesen. So habe ich mich von Seite zu Seite mitgenommen gefühlt.

Die Auswahl der Themen finde ich gelungen. Ich habe vieles über den Nahosts-Konflikt, die Ukraine-Krise, die Trump-Wahl aber auch über die Situation in Nigeria und dem Südsudan erfahren, was mir offensichtlich durch die teils überfüllte Nachrichtenlage an Informationen verloren gegangen ist. Manche Nachrichten nimmt man einfach hin ohne den Hintergrund zu erfragen.

Ich werde ab sofort wieder intensiver die Nachrichten verfolgen, jetzt sind mir wieder einige Dinge klarer und ich kann sie räumlich und thematisch besser einordnen.

Fazit:
Ein tolles Buch, das man als Erwachsener aber auch als Jugendlicher gut lesen kann. Überaus informativ, gut recherchiert und sehr verständlich beschrieben. Gerade durch dieses Buch wird einem bewusst, wie gut man es getroffen hat, in diesem Teil der Welt zu leben. Ein bisschen mehr Politik- und Weltinteresse wäre für manche Menschen gerade in der heutigen Zeit wünschenswert. Hier bekommt man die Zusammenhänge wunderbar „präsentiert“ ohne dass man lange nachschlagen bzw. im Internet suchen muss.

Bewertung: *****

Butterbrot und Liebe (Susanne Friedrich)

Leichter Urlaubsroman

Ich fand das Titelbild samt des Titels dieses Romans bunt und witzig. Das Buch habe ich fast an einem Tag auf einer Urlaubsreise gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Butterbrot und Liebe“ von Susanne Friedrich ist 2017 als Taschenbuch im tredition-Verlag mit 292 Seiten erschienen. Auf dem blauen Cover tummeln sich sämtliche Konterfeis der Mitwirkende in bunten Farben.

Kurze Zusammenfassung:
Hannah ist eine knallharte Geschäftsfrau, Anfang 40 und Single. Als Christoph, 30, in ihr Leben tritt, wehrt sie sich heftig gegen ihre Gefühle. Doch Christoph ist hartnäckig. Doch gegen Hannahs Erlebnisse in der Vergangenheit kommt er nicht an. Da schalten sich Hannahs Vater, Christophs Freunde und seine Mutter Ulli ein.

Mein Leseeindruck:
Was habe ich erwartet? Einen eher heiteren Liebesroman.

Zunächst lernt man die knallharte Geschäftsfrau Hannah kennen. Ihr gegenüber wird Christoph, arbeitet selbstständig als Caterer,  gestellt, der eher romantisch veranlagt ist und den die Liebe wie ein Pfeil trifft.

Um dem Roman mehr Leben zu geben, tauchen Hannahs Vater, Witwer und Christophs Mutter Ulli, Journalistin und Künstlerin auf. Und auch die Freunde von Christoph, Ellie und Attila bekommen ihre Nebenschauplätze.

Mich hat der Roman auf einem Urlaubsflug gut von den angekündigten Turbulenzen abgelenkt, ich brauchte nicht viel nachdenken, die Handlung war abwechslungsreich und die Charaktere hatten alle ihre eigene kleine Geschichte, die sich so nach und nach aufklärte.

Fazit:
Gute, aber leichte Unterhaltung für den Urlaub.

Bewertung: ***

HERBARIUM (Caz Hildebrand)

Kunst in Kräutern – Geschichte, Wirkung Verwendung

In unserem Garten haben wir eine winzig kleine Auswahl von Kräutern, die wir eher selten für uns als viel mehr für unsere Kaninchen nutzen, deshalb hat mich dieses Buch vom Titel her angesprochen. Außerdem hat mich die wunderschöne Aufmachung angesprochen.

Beschreibung des Buches:
„HERBARIUM“ von Caz Hildebrand ist im DUMONT-Verlag 2017 als Hardcover mit 223 Seiten erschienen.  Auf dem Titelbild sieht man schon die sehr schöne Aufmachung, wie sie auch im Buch fortgesetzt wird. Der Buchschnitt ist grün, es gibt ein grünes Lesebändchen.

Kurze Zusammenfassung:
In diesem Buch werden 100 Kräuter auf jeweils zwei Seiten (eine Textseite, eine kunstvolle schematische Bebilderung) vorgestellt. Im Inhaltsverzeichnis am Ende des Buches findet man die Kräuter sortiert nach z.B. Gesundheit,  Wohlbefinden, Schönheit, Tees, Weitere Verwendung und zu zahlreichen Speisen wieder.

Mein Leseeindruck:
Hat man das Buch erst einmal in der Hand so ist man geneigt es von vorne bis hinten durchzublättern und sich an der farbig gestalteten Bebilderung zu erfreuen. Auch wenn man die Kräuter auf manchen Bildern nicht gleich erkennt (für unerfahrene Kräutersammler etwas schwierig), so lässt sich z.B. Schnittlauch wie auch Lavendel wunderbar an der Farbgebung und an der Form (Schnittlauch sieht hier aus wie eine grün/weiße Tapete) erkennen.

Wir haben dieses Buch zunächst als „Ratebuch“ genutzt, um die unterschiedlichen Kräuter anhand der kunstvollen Bebilderung zu erkennen. Es hat doch überrascht, dass man schon an der charakteristischen Form einige Pflanzen benennen konnte.

Die Textseite zu jeder Pflanze beinhaltet den lateinischen Namen, ein Zitat oder einen Spruch und in zwei Spalten zum einen „Anbau“ (Pflege, Standort, Aussaat), „passt zu“ (Nahrungsmittel) , „Verwendung“ (Speisezubereitung, Funktion) und “Wirkung“ (auf die Gesundheit) sowie in der größeren Spalte eine ausführliche Beschreibung.

Die Informationen sind sehr ausführlich und lassen für meinen Geschmack keine Fragen mehr offen. Nebenbei erfährt man auch geografische Details und geschichtliche Hintergründe. Der schematische Aufbau ist sehr übersichtlich und gut gegliedert. Hier findet man schnell, was man nachschlagen will.

Man kann dieses Buch zum Nachschlagen, zum Schmökern oder einfach nur zum Anschauen nutzen und sich an dem schönen Design erfreuen.

Fazit:
Dieses wunderschöne Buch kann ich empfehlen für Menschen, die gerne natürlich kochen, ihre Gesundheit mit Naturprodukten erhalten und fördern möchten und für Kunstliebhaber, aber auch als ein ganz besonderes Buch zum Verschenken.

Bewertung: *****

In Ruhe alt werden können? (Erich Schützendorf)

Die neuen Alten – jenseits der 50

Bücher über das Altern aus den verschiedensten Blickwinkeln finde ich immer wieder interessant.

Beschreibung des Buches:
„In Ruhe alt werden können?“ ist 2016 in 2. Auflage im Mabuse-Verlag als Taschenbuch mit 122 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man ein älteres Paar, das gymnastische Übungen am Sandstrand absolviert.
Der Autor Erich Schützendorf war Leiter des Fachbereichs „Fragen des Älterwerdens“ der Volkshochschule des Kreises Viersen. Schon sein ganzes Leben hat er sich mit Älteren und Altern beschäftigt. Er hat bereits mehrere Werke mit diesem Thema veröffentlicht.

Kurze Zusammenfassung:
In 20 Kapiteln beschreibt der Autor zahlreiche Erfahrungen, Begebenheiten und Thesen über das Alter jenseits der 50.

Mein Leseeindruck:
Wer seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, der macht sich mehr und mehr Gedanken über das Altern. Erich Schützendorf machte das schon von Berufs wegen. In diesem Buch hat er viele Erlebnisse zusammengetragen, die er mit reichlich Humor, witzigen Bemerkungen, aber auch realistischen Einschätzungen würzt.

Gerade seine eigenen Erfahrungen, wenn er über die Beziehung zwischen seinen Kindern und ihm bzw. seiner Mutter und ihm erzählt, machen diesen Lesestoff so besonders. Wer hat das nicht schon selbst erlebt. Zitat:
„Am liebsten denke ich über Generationengerechtigkeit am Sonntagmorgen nach, wenn ich nach dem späten Frühstück alleine bin und hoffe, dass vielleicht eines der drei Kinder mal anruft. Meistens warte ich vergebens auf einen Anruf. Klingelt das Telefon, ist es meine Mutter, die sich beklagt, dass ich sie nicht anrufe.“

Ich musste an vielen Stellen lachen und meinem Mann sogleich die lustigen Stellen vorlesen. Wir haben uns und unsere Eltern oft „wiedererkannt“.

Manche Kapitel sind schonungslos, wenn es z.B. um die Pflege im Alter geht. Darüber möchte man manchmal gar nicht nachdenken, obwohl es einen früher oder später sicherlich auch betreffen wird.

Trotz allem bleibt auch das „Widerborstige“ in Erinnerung. Aufgeben ist keine Alternative. Wer nicht alt werden will, der muss eben früh sterben oder das Beste daraus machen.

Fazit:
Ich habe dieses Buch fast an einem Stück gelesen, es hat mich nicht mehr losgelassen, trotz der teilweise etwas „schnoddrigen“ Art des Autors. Empfehlenswert besonders für alle junggebliebenen 50er und die die es werden.

Bewertung: *****

Besondere Umstände (Gabriela Kasperski)

Absolut spannend – geniale Geschichte

Einen Krimi aus der Schweiz habe ich noch nicht gelesen, die Autorin Gabriela Kasperski war mir bisher nicht bekannt. „Besondere Umstände“ ist ihr zweiter Krimi aus der Reihe um Schnyder&Meier.

Beschreibung des Buches:
„Besondere Umstände“ von Gabriela Kasperski ist 2017 im Storybakery-Verlag als Taschenbuch mit 520 Seiten erschienen. Es ist der zweite Krimi um Kommissar Werner Meier und die Studentin Zita Schnyder. Auf dem Titelbild sieht man einen einsam stehenden Kinderwagen auf einem herbstlichen Parkweg. Das Bild wirkt geheimnisvoll auf mich, es passt sehr gut zum Inhalt des Krimis.

Kurze Zusammenfassung:
Zita Schnyder und der Kommissar Werner Meier werden Eltern. Sie leben in Waldstadt. Zita besucht einen Mutter-Yogakurs mit anderen schwangeren Frauen, die kurz vor der Geburt stehen. In einer Gewitternacht werden in Waldstadt 7 Babys geboren. Im Krankenhaus treffen sich die frischgebackenen Eltern wieder – dann wird eines der Kinder entführt. Eine Sachbearbeiterin, die mit Adoptionen betraut ist, wird ermordet aufgefunden. Im Zuge der Ermittlungen stellen sich so einige Ungereimtheiten heraus: Es geht um Adoptionen, erkauftes Glück und Unfruchtbarkeit.

Mein Leseeindruck:
Dieser Krimi lebt von vielen Schauplätzen und Mitwirkenden, deshalb findet man auf den letzten Seiten dieses Buches eine schöne Übersicht über die Personen und die Örtlichkeiten. Das half mir beim Lesen sehr, denn oftmals verliert man beim Lesen den Überblick, bei so vielen Protagonisten.

Gleich auf den ersten Seiten wird man in diesen Krimi hineingesogen. Der kurze Prolog (in einer Winternacht  2009 wird ein Neugeborenes entführt und wenige Stunden später wieder gefunden)  macht neugierig. Handelte es sich um einen Scherz oder steckte da mehr dahinter? Inwieweit hat diese kurze Einführung etwas mit den Geschehnissen drei Jahre später zu tun?

Gabriela Kasperski beschreibt ihre Szenen sehr detailreich, die Örtlichkeiten und die Personen hat man somit ganz wunderbar vor Augen und erinnert sich deshalb auch an so manches Detail, was im Zuge der Ermittlungen von Bedeutung wird. Die Charaktere sind so unterschiedlich, dass man sich diese Personen sehr gut merken und zuordnen kann: Da gibt es z.B. die weise Hebamme Paula, die mit Helen, der Freundin des Pfarrers, gemeinsam im bisher unbekannten „Internetz segelt“, das Ehepaar Weber, das sich bezüglich Nachwuchs eigentlich noch nicht einig war, aber auch ein Paar, dass sich den Kinderwunsch per Adoption erfüllen will.

Es gelingt der Autorin sehr gekonnt, Fäden zu spannen und diese so nach und nach bis zum Schluss des Krimis wieder zusammen zu führen. Auch wenn dieses Buch kaum in Kapitel unterteilt ist, (was mich zunächst etwas irritierte, da die Schauplatzwechsel manches Mal etwas plötzlich kamen) bekommt man schnell den „Dreh heraus“, in welcher Szene (Örtlichkeit) man sich gerade befindet.

Ich finde, die Schauplätze, wie z.B. die Geburtswohnung, das Gartenhäuschen, den Yoga-Raum, das Stadthaus als auch die Geburtsstation im Krankenhaus, gut gewählt und beschrieben. Sie wirken auf mich teilweise sehr geheimnisvoll.

Und was die Spannung betrifft, die ist von der ersten bis zur letzten Seite gegeben. Ich konnte dieses Buch nicht zur Seite legen (außer, wenn ich musste), so hat es mich gefesselt. Auch wenn einem das Thema, gerade als Mutter, sehr nahe geht.

Fazit:
Ein Krimi, wie er sein muss: spannend, humorvoll, rasant und facettenreich. Mich hat die Autorin mit diesem Werk von ihrer Kunst des Krimi-Schreibens überzeugt.

Bewertung: *****

Mit Müh und Not (Kai Blum)

Der dritte Band der Auswanderer-Serie – 14 Tage im Mai 1886

Kai Blum, der Autor, ist vor mehr als zwanzig Jahren aus Deutschland in die USA ausgewandert. Seine Auswanderer-Serie befasst sich mit den deutschen Auswanderern im 19. Jahrhundert.

Beschreibung des Buches:
„Mit Müh und Not“ ist 2017 bei Books on Demand als Taschenbuch erschienen. Es hat 173 Seiten. Das Cover ist bläulich/grau gehalten. Es zeigt (offensichtlich) eine belebte Straße (Kutschen und Straßenbahnen) in Chicago.

Kurze Zusammenfassung:
Nach einem Bombenanschlag im Mai 1886 in Chicago während des von den Gewerkschaften organisierten Streiks der Arbeiter wird Andreas Brenner verhaftet. Seine Freunde (und Brüder) Bob und Hunhoff, beides ehemalige Polizisten aus Chicago, die im Dakota-Gebiet leben, machen sich auf in ihre frühere Wirkungsstätte, um Andreas zu befreien. In Chicago angekommen müssen sie sich erst einmal mit dem Leben in einer amerikanischen Großstadt arrangieren. Mit viel Engagement versuchen sie, ihren Freund vor einer langen Gefängnisstrafe zu bewahren.

Mein Leseeindruck:
Der Sprachstil des Autors liegt mir. Das Buch ist flüssig geschrieben, lebt von reichlich Wörtlicher Rede und Wechsel der Perspektiven. Die Beschreibungen der Szenen sind der detailliert, man fühlt sich in die Zeit hineinversetzt. Die Großstadtatmosphäre Chicagos im 19. Jahrhundert ist gut eingefangen.
Besonders an diesem Buch gefällt mir der geschichtliche Bezug. Bisher habe ich mich nicht mit der Einwanderungsproblematik und den Arbeiteraufständen des 19. Jahrhunderts in den USA beschäftigt. Im Nachwort (in welches ich immer vor dem Lesen eines Buches „spicke“) las ich, dass Personen und die Ereignisse im Jahr 1886 auf Realität beruhen. Das hat mich dann gleich inspiriert, mich näher mit diesen geschichtlichen Ereignissen zu befassen. Verpackt in einen Roman/Krimi finde ich diese Reihe um deutsche Auswanderer im 19. Jahrhundert eine gelungene Sache auch wenn mir bei diesem Buch ein wenig die Spannung fehlte, als dass ich es in die Kategorie Krimi eingeordnet hätte.

Fazit:
Mir gefallen Romane, die geschichtliche Hintergründe anhand z.B. einer Familiengeschichte mir beim Lesen näher bringen. Das gelingt dem Autor mit dieser Auswanderer-Reihe.

Bewertung: ****

Das Anti-Insulin-Prinzip (Dr. med. Rainer Limpinsel)

Fünf Klimmzüge!

In unserer Familie ist Altersdiabetes (Diabetes Typ 2) seit einiger Zeit ein Thema. Den Autor Dr. med. Rainer Limpinsel habe ich in einer Talkshow gesehen und bin da auf dieses Buch aufmerksam geworden.

Beschreibung des Buches:
„Diabetes – Das Anti-Insulin-Prinzip“ ist im Trias Verlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 142 Seiten. Auf dem Titelbild ist der Autor abgebildet.

Kurze Zusammenfassung:
Das Buch ist (nach einen Vorwort des Autors) in vier Themenbereiche aufgeteilt:

Diabetes – die Zuckerkrankheit
Warum ich?
Mein neues Leben beginnt
Diabetes natürlich heilen.

Die Kapitel sind in weitere Unterkapitel unterteilt, hier findet man schon beim Durchblättern interessante Ausführungen zum Thema Ernährung, kleine Tabellen und farblich hervorgehobene „Exkursionen“ und Tipps.

Mein Leseeindruck:
Dr. med. Rainer Limpinsel ist Arzt. Mit 40 Jahren bekommt er die Diagnose „Diabetes Typ 2“. In diesem Buch hat er sehr authentisch, mit viel Witz und lustigen Anekdoten seinen Weg raus aus der Krankheit beschrieben.

Eigentlich begann sein „Leidensweg“ schon in der Kindheit. Hier beschreibt er, wie in seinem Elternhaus die Essensrituale abliefen. Beim Lesen fühlt man sich in mancher Hinsicht an die eigene Kindheit erinnert, wenn auch nicht in einem solchen extremen Maße. Im Laufe seines Lebens legt Rainer Limpinsel enorm an Gewicht zu, was ihm zum Verhängnis (mit der Diagnose Diabetes Typ 2) wird.

In seinen Ausführungen über sein eigenes Leben und die Diagnose nimmt er „kein Blatt“ vor den Mund. So berichtet er z.B. von seinem ersten Termin in der Ernährungsberatung und stellt sich die Frage: Wie kann eine Mitarbeiterin Tipps für die Ernährung geben, wenn sie selbst übergewichtig ist?

Seine Tipps hinsichtlich Ernährung und Bewegung sind teilweise sehr extrem. Hier kann sicherlich ein noch junger Mensch sein Leben umstellen, allerdings bezweifle ich, dass z.B. in meiner Verwandtschaft die älteren Herrschaften die Kraft und Konsequenz besitzen, eine so radikale Kehrtwende bei der Speisenzubereitung und dem Essen hinzubekommen. (Ich werde das Buch trotzdem den Verwandten weitergeben, zumindest als Ratgeber)

Trotzdem habe ich (ohne Diabetes Diagnose) durch diese Lektüre so einiges über gesundheitsförderliche Nahrungsmittel gelernt und werde die Tipps in meinen Alltag einbauen in der Hoffnung, dass ich von einer solchen Diagnose verschont bleibe.

Fazit:
Dr. med. Rainer Limpinsel hat es geschafft. Er ist kein Diabetiker mehr, lebt ohne Medikamente und hat seinen Blutzuckerspiegel mit Hilfe einer radikalen Nahrungsmittelumstellung im Griff. Seinen Weg dorthin hat er in diesem Buch eindrucksvoll geschildert. Unbedingt lesenswert auch für Nicht-Diabetiker.

Bewertung: *****

Jasmin und Bittermandeln (Julia Freidank)

Geheimnisse in Rom

Dieses Buch hat mich aufgrund seines Titels und seines Covers angezogen. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, musste ich gleich das ganze Buch lesen.

Beschreibung des Buches:
„Jasmin und Bittermandeln“ ist im August 2017 im Tinte & Feder Verlag als Taschenbuch mit 344 Seiten erschienen. Auf dem Cover nimmt der Titel schon die Hälfte der Seite ein, des Weiteren sind Mandeln, Oliven, ein Weinglas, Papier mit Handschrift und eine Ansichtskarte aus Rom zu sehen. Man hätte durchaus mehr von Rom auf diesem Bild zeigen können…oder vielleicht auch den Pasquino.

Kurze Zusammenfassung:
Die Studentin Lara reist für ein Forschungsprojekt nach Rom, hier soll sie die Botschaften untersuchen, die an der berühmten Pasquino Statue hinterlassen werden. Diese Botschaften beinhalten Texte über die Welt, Politik und Rom. Sie wohnt bei Jasmin, die sie in ihrer Wohngemeinschaft mit dem Journalisten Francesco aufnimmt. Hier trifft sie auf einen Bekannten, ihren Kommilitonen Momus aus München. Als Lara Botschaften findet, die nur für sie bestimmt sein können, macht sie sich auf die Suche nach dem Urheber. Ihre Suche wird immer intensiver, nachdem sie sich in den unbekannten Schreiberling verliebt hat. Ihre Reise nach sich selbst beginnt…

Am Ende des Buches findet man im Quellenverzeichnis zahlreiche Bücher aus denen philosophische Texte im Roman Platz gefunden haben.

Mein Leseeindruck:
Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, man taucht in die ewige Stadt Rom mit all ihren Geräuschen, Gerüchen, der Kunst und den Menschen ein. Mit Lara erlebt man hautnah das Geheimnisvolle um die Statue Pasquino. (Es gibt ihn wirklich, diesen Pasquino. Er sitzt auf einem Sockel auf den Menschen ihre Botschaften geheftet (haben). Nachdem man im Jahr 2009/2010 den Sockel gereinigt und alle Botschaften entfernt hat, versucht man bis heute das Bekleben mit neuen Zetteln zu verhindern.)

Auf der Suche nach sich selbst trägt jeder Mensch bei, der Lara in dieser Geschichte begegnet, indem er ihr, wie der Journalist Francesco, zur Seite steht oder aber indem er/sie Laras Hilfe benötigt, wie z.B. Hayat, die bei Lara wohnen darf, nachdem ihr Mann handgreiflich geworden ist. Laras altes Leben in München verblasst immer mehr, zu viele neue Eindrücke bereichern ihr Leben.

Die Geschichte um die Botschaften am Pasquino ist geheimnisvoll und spannend zugleich und sie entwickelt sich nach und nach zu einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Aktuelle Themen sind ebenfalls wunderbar in diesen Roman eingearbeitet worden ohne dass sie zum Hauptthema werden oder belehren. Wer sich für Rom und speziell für Kunst interessiert, der kommt auf seine Kosten. Ich habe die atmosphärische Geschichte einfach nur genossen – und Lust auf eine Reise nach Rom bekommen.

Fazit:
Ein wunderschöner Sommerroman für Menschen, die die Kunst, das Reisen und die Menschen lieben!

Bewertung: *****