Vor der Wahl
Bisher habe ich noch kein Buch von Leif Tewes gelesen, aber die Kurzbeschreibung dieses Buches und Interviews in unserer Zeitung mit dem Autor haben mich neugierig gemacht. Ich bin kein politisch engagierter Mensch, aber ich versuche, mich über aktuelle Geschehen breit gefächert zu informieren und mir meine eigene Meinung zu bilden.
Beschreibung des Buches:
„Alternative“ von Leif Tewes ist im August 2017 im Größenwahn-Verlag als Taschenbuch mit 289 Seiten erschienen. Der Autor hat bereits zwei Romane/Thriller geschrieben. Hier handelt sich um einen Polit-Thriller. Das Titelbild ist schlicht gehalten, lediglich das „N“ des Wortes Alternativen ist mit einem Lorbeerkranz in hellblauer Farbe auf dunkelblauem Untergrund wie ein Logo dargestellt.
Leif Tewes ist das Pseudonym des Autors, er ist IT-Experte und lebt im Rhein-Main-Gebiet. Der Autor hat sich ein Jahr lang einer „alternativen“ Partei angeschlossen, um zu recherchieren. Was er erlebt hat floss sicherlich in seinen Roman ein.
Kurze Zusammenfassung:
Der bodenständige Thomas wird eines Abends von Asylbewerbern überfallen. Nachdem er sich von seiner Freundin Marion, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, unverstanden fühlt, lässt er sich von Kollegen zu einer Bürgerversammlung der Partei „Die besseren Deutschen“ (DbD) mitnehmen. Schnell ist er den Verführungen unterlegen und in den Kreis der Mitglieder aufgenommen. Er möchte die Zukunft seines Landes mitgestalten. Doch als in Frankfurt am Main ein Terroranschlag verübt wird – er kennt die wahren Hintergründe – kommt er in Gewissenskonflikte. Die Bundestagswahl naht, was soll er tun?
Mein Leseeindruck:
Dieser Roman lebt von der Realität, die diese Geschichte an den Tag legt. Der Roman ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Da gibt es zum einen Thomas, das Überfall-Opfer.
Zunächst kann man sich mit dem Protagonisten Thomas identifizieren, hat Leif Tewes hier doch eine Person erschaffen, die ein beschauliches Leben führt bis zum Überfall. Nichts ist mehr so, wie es vorher war. Mit der „Herde“ mitgerissen lässt sich Thomas schnell und leicht beeinflussen.
Man ist als Leser hin- und hergerissen, wie man sich selbst in einer solchen Situation (nach einem Überfall) verhalten würde.
Als Gegenpol hat der Autor die Lebensgefährtin Marion geschaffen, sie lebt für ihre Arbeit mit Flüchtlingen. Im weiteren Verlauf der Geschichte gibt es noch Kommissar Berg und einen jungen Mann (Farim), der vom IS ausgebildet wurde, also, sehr unterschiedliche Personen mit den verschiedensten familiären Hintergründen und politischen Interessen.
Teilweise denkt man, die Geschichte ist so absurd, das kann es nicht geben. Wenn man sich aber die täglichen Nachrichten anschaut, dann gibt es heutzutage eigentlich nichts, was es nicht geben kann: Intrigen, falsche Spuren, eingeschränkte Medienkompetenz, die dazu führt, dass man plötzlich nur noch eine Sichtweise auf Dinge bekommt und so vielleicht falsche Schlüsse zieht.
Der Roman zeigt, wie es unter der Bevölkerung brodelt, wie schnell es gehen kann, dass man in einem Sog von der „Masse“ mitgezogen wird. An einen Menschen glaubt, der die „Welt verbessern“ kann und blindes „Vertrauen“ aufbaut, gewürzt mit Versprechungen von Einfluss und Macht.
Mich hat dieses Buch teilweise sehr mitgenommen: Gerade als ich an der Stelle im Buch war, als der Anschlag in Frankfurt beschrieben wurde, saß ich im Zug und fuhr aus Frankfurt hinaus. Ich bekomme jetzt beim Schreiben noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das Buch hat es aber nicht geschafft, dass ich mich nun täglich davor fürchte in die Großstadt zu fahren…
Leif Tewes hat hier ein Buch geschrieben, das nicht belehrt, aber zulässt, dass man seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Durch sein „erlebtes“ Hintergrundwissen ist sicherlich die ein oder andere überspitzte „Wahrheit“ in diesen Roman eingeflossen.
Fazit:
Wenn man realitätsnahe Bücher mag, dann sollte man dieses spannende Buch (noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2017) unbedingt lesen.
Bewertung: *****