Mit Oma am Herd (Stefanie Korn und Nadine Müller)

Traditionelle Rezepte (nicht nur aus dem Spessart) von der Oma (Opa) gekocht

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Auf dieses besondere Kochbuch bin ich durch Fernsehberichte (u.a. bei der Sendung „hallo hessen“) aufmerksam geworden. Gerne probiere ich Rezepte aus, die nur wenige Zutaten enthalten, die man dann meist als Vorrat im Keller oder der Vorratskammer findet und die Tradition haben. Genau hier wird man fündig.

Beschreibung des Buches:
Das Kochbuch „Mit Oma am Herd“ ist 2015 in 2. Auflage als Hardcover-Buch im cocon-Verlag erschienen, nachdem die zwei Autorinnen Stefanie Korn und Nadine Müller ihre erste Auflage durch ein Crowdfunding-Projekt selbst herausgeben konnten. Es hat 185 Seiten. Das Titelbild ist schlicht, aber mit einem ansprechenden Design: Pastellgrüner Buchrücken und dunkelgraue Titelseite, die lediglich durch den Titel „verziert“ wird. Die Rezepte und Geschichten der einzelnen Senioren, die ihre Rezepte für dieses Buch zur Verfügung gestellt haben, werden durch zahlreiche Fotos begleitet.

Kurze Zusammenfassung:
Dieses Buch ist kein typisches Kochbuch, es ist erlebte und erzählte Geschichte, verbunden mit Gerichten, die in einer früheren Zeit und teilweise unter besonderen Bedingungen entstanden sind. Die Rezepte wurden in der Gemeinde Jossgrund (Main-Kinzig-Kreis, Spessart) in vier Ortsteilen gesammelt. Acht Senioren haben ihre Küchen geöffnet, um mit und für die Autorinnen zu kochen, dabei sind Geschichten erzählt und aufgeschrieben worden. Ein Register am Ende des Buches listet die vorgestellten Rezepte auf.

Mein Leseeindruck:
Ich halte ein Kochbuch in der Hand, das zum Lesen und Blättern einlädt. Das Buch ist aufgeteilt in die einzelnen „Kochstationen“ bei den acht Senioren. Eingeleitet mit Fotos der Örtlichkeiten, gibt es eine kleine Vorstellung der Köchin/des Kochs. Es folgen besondere Rezepte dieser Menschen, jede/r ist „Spezialist“ in einer besonderen Sache. Da gibt es z.B. die Resteverwerterin, deren Rezepte hilfreich sind, wenn man Reste verarbeiten möchte. Oder aber die ältere Dame, die ihre Lieblingssüßspeisen vorstellt. Auch ein Mann darf in diesem Kochbuch nicht fehlen und wie kann es anders sein – er kocht ein Fleischgericht.

Die Rezepte sind übersichtlich dargestellt, es gibt eine Zutatenliste, darauf folgen gut verständlich die Arbeitsschritte zur Entstehung des Gerichtes. Dabei gibt es keine Fotos der einzelnen Kochschritte, vielmehr lebt dieses Buch von den Darstellungen der teils alten Küchen und manchmal altertümlichen Kochutensilien und den Köchinnen (und des Kochs) bei der Arbeit. Die Bilder sind wirklich gelungen, sie wirken authentisch und nicht gestellt. Die Fotos erinnern mich an meine Kinderzeit bei meiner Oma in der Küche. Manch ein Kochhilfsmittel oder Geschirrteil fand sich auch in ihrem Haushalt.

Die Rezepte laden zum Nachkochen ein, sie sind meist mit wenigen Zutaten schnell nach zu kochen. Die kleinen Anekdoten der älteren Herrschaften machen dieses Buch so liebenswert. So bleibt man schon beim Durchblättern auf der ein- oder anderen Seite hängen. Die Fotos der fertigen Gerichte lassen einem schon beim bloßen Anblick „das Wasser im Mund zusammenlaufen“.

Die Zutatenliste ist im Regelfall nicht exotisch, die meisten Zutaten hat man sicherlich zuhause oder man findet sie in jedem Supermarkt. Die Gerichte-Auswahl ist abwechslungsreich. Ich denke, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Man findet sicherlich das ein oder andere Gericht, das die eigene Oma schon gekocht hat.

Für dieses Buch hätte ich mir ein oder zwei Lesebändchen gewünscht, so dass man schnell ein herausgesuchtes Rezept auffinden kann. Zumindest kann man das Buch gut im aufgeblätterten Zustand hinlegen, so dass man beim Kochen einen schnellen Blick in das ausgewählte Rezept werfen kann.

Fazit:
Mir gefällt das Projekt „Mit Oma am Herd“ sehr gut. Wer Hausmannskost liebt, womöglich gerne bei Oma in der Küche saß und sich bekochen ließ, der hat mit diesem Buch viel Freude. Bei den Geschichten macht es keinen Unterschied, ob man aus der Gegend von Jossgrund kommt oder nicht. Man erfährt einfach etwas von „der guten, alten Zeit“. Vielleicht liest aber auch der ein oder andere aus dieser Gegend etwas Neues aus seiner alten Heimat.

Bewertung: *****

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Frühstück mit Sophie (Jennifer Bentz)

Entspannte Stunden mit einem humorvollen Buch

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Beschreibung des Buches:
„Frühstück mit Sophie“ von Jennifer Bentz ist im Dezember 2015 als Taschenbuch mit 299 Seiten im Ullstein-Verlag erschienen. Auf dem Titelbild sieht man schemenhaft eine schwarze Katze, einen Mann mit Tablett, eine Frau mit Gießkanne, Pflanzen, eine Lampe und eine Wohnsiedlung. Alles ist in Pastellfarben auf weißem Hintergrund gehalten. Mit der Farbgebung macht alles einen fröhlichen und leichten Eindruck. Für mich ist dieses Titelbild ansprechend. Es ist der zweite Roman der Autorin, der im Ullstein-Verlag erschienen ist.

Kurze Zusammenfassung:
Louisas Leben gleicht einem vorgezeichneten Plan, alles läuft in geregelten und vorgezeichneten Bahnen ab, nichts darf sich kurzfristig ändern. Als ihr Freund ihr am Valentinstag mitteilt, dass er eine neue Freundin hat und Vater wird, zieht Louisa kurzerhand in eine Wohngemeinschaft eines älteren Ehepaares. Die Rentner Sophie und Paul entsprechen aber so gar nicht ihrem Bild eines geordneten Lebens, so gibt es von Anfang an Konfliktpotenzial. Aber im Haus wohnen noch andere mehr oder weniger nette Menschen, die Louisas Leben ordentlich durcheinander bringen…

Mein Leseeindruck:
Dieses Buch lässt einen so richtig schön entspannt lesen. Man beobachtet mit Neugierde, wie sich Louisa im neuen Leben so tapfer schlägt und doch immer wieder hin- und hergerissen zwischen ihrem strukturierten Leben und den chaotischen, aber auch sehr liebenswürdigen Menschen in ihrem neuen Heim ist. Der Roman lebt von der Situationskomik und von den Widersprüchlichkeiten, denen Louisa ausgesetzt ist.

Louisa hat zehn Grundregeln aufgestellt, wie ihr Leben in geordneten Bahnen laufen soll. Diese Grundregeln dienen als Überschriften der einzelnen Kapitel und werden durch ich neues Leben ordentlich „auseinander genommen“.

Hat man endlich das Gefühl, sie habe eine Entscheidung getroffen, so folgen dann doch wieder Rückschläge. Man fühlt mit Louisa und den Mitbewohnern. Alle Bewohner des Mietshauses, in dem Louisa Unterschlupf gefunden hat, haben so ihre kleinen Macken, so wie wir Menschen sie eben haben. Hier treffen sie auf sehr lustige Weise zusammen. Alt und Jung, Mann und Frau und auch ein Papagei sind immer wieder für Überraschungen gut. Es wird nie langweilig.

Ihre alten Freunde und Familienmitglieder haben ein wohlgeformtes Bild von Louisa, so dass sie manches einfach nicht glauben können, was sie neuerdings so treibt. Da glauben Louisas Eltern doch tatsächlich an einen Scherz als sie einen Anruf der Polizei erhalten, dass die eigene Tochter bitte im Polizeirevier abgeholt werden kann… (das ist ein Missverständnis, unsere Tochter doch nicht!)

Der Wortwitz und der lebendige Sprachstil von Jennifer Bentz fesseln beim Lesen und lassen einen immer wieder schmunzeln. Und am Ende ist einem klar: Das Leben ist nicht vorprogrammierbar, es gibt immer wieder Abzweige an denen man Entscheidungen treffen muss, manchmal muss man sich auch einfach in das „Abenteuer Leben“ stürzen und alles laufen lassen, aufsaugen und genießen ohne einen vorgefertigten Plan in der Hand zu haben.

Fazit:
Ein kurzweiliges Lesevergnügen, unterhaltsam und humorvoll. Ich freue mich auf weitere Bücher von Jennifer Bentz.

Bewertung: *****

Das Vermächtnis des Vaters (Jeffrey Archer)

Die spannende Familiensaga geht weiter

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Der zweite Teil der Familiensaga über die Familie Clifton geht weiter. Den ersten Teil habe ich bereits gelesen. Mittlerweile sind insgesamt fünf Teile vorgesehen. Ich mag die Bücher von Jeffrey Archer, deshalb habe ich mich an diese große Familiensaga herangewagt. Es ist immer etwas schwierig, eine Familiengeschichte in mehreren Bänden zu verfolgen, man verliert zwischenzeitlich doch ein wenig den Überblick, wenn man nicht alle Bände direkt hintereinander lesen kann.

Beschreibung des Buches:
„Das Vermächtnis des Vaters“ von Jeffrey Archer ist 2015 im HEYNE-Verlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 469 Seiten. Das Titelbild zeigt in orange/gelb/grün gehalten ein Pärchen, das sich von Bord eines Schiffes die Freiheitsstatue anschaut. Das Bild passt gut zum Roman. Leichter Seenebel umspielt die Szene.

Kurze Zusammenfassung:
Das Buch knüpft an den ersten Band „Spiel der Zeit“ der Familiensaga an. Harry Clifton verlässt auf einem Schiff Richtung New York Bristol. Auf dem Schiff stirbt ein Mitfahrer, Harry nimmt dessen Identität an und wird in den USA verhaftet, verurteilt und kommt ins Gefängnis. Währenddessen macht sich seine Beinahe-Ehefrau und Mutter seines Kindes Sebastian auf die Suche nach ihm. Sie reist ebenfalls nach Amerika. England tritt in den Zweiten Weltkrieg ein. Hugo, Emmas Vater (und Harrys vermeindlicher Vater) stirbt und das Erbe muss geregelt werden…

Dieser zweite Band der Saga spielt in den Jahren 1939 – 1945.

Mein Leseeindruck:
Wie auch der Vorgängerband ist dieser Roman in verschiedene Zeitabschnitte und die Sicht auf die verschiedenen Protagonisten unterteilt. Hier kann man als Leser aus unterschiedlichen Perspektiven das Geschehen mitverfolgen. Zur Veranschaulichung der Familienverhältnisse sind auf den Innenseiten des Buchtitels bzw. -rückens die Stammbäume der Familien abgebildet. So kann man das Verhältnis der einzelnen Protagonisten zueinander besser verstehen, allerdings bezweifle ich, dass man ohne den ersten Band gelesen zu haben gut in die Geschichte eintauchen kann. Mir fiel es nach 4 Monaten Lesepause zwischen den zwei Bänden auch recht schwer wieder Fuß in den Familienkonstellationen zu fassen.

Der Schreibstil Jeffrey Archers gefällt mir immer wieder, ich bin immer wieder überrascht, wie er mehrere Fäden spannt und dann am Ende wieder zusammenführt. Besonders gefallen mir die Beschreibungen von New York der vierziger Jahre. Die kleinen Zeitsprünge und Lücken zwischen den einzelnen Kapiteln seien ihm hiermit verziehen und spannend ist auch dieser Teil der Familiensage. Wie immer gibt es in diesem Buch viel Gefühl und Spannung, man kann sich beim Lesen zurücklehnen, in die vergangene Zeit tauchen und am Ende erleichtert sein, dass man in einer anderen Zeit aufgewachsen ist.

Schade, dass es am Schluss einen sogenannten Cliffhänger gibt, so muss man gespannt auf den nächsten Teil warten.

Fazit
Auch der zweite Teil der Clifton-Saga (die jetzt auf fünf Teile herangewachsen scheint) ist für meinen Geschmack gelungen. Ein spannendes Buch für alle, die Familiengeschichten lieben. Ich werde nun auch auf den 3. Teil mit Spannung warten.

Bewertung: ****

Das Steiner Prinzip (Matthias Steiner)

Kurzweilig, interessant, aber nicht viel Neues (für mich)

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Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich einem Interview zwischen Matthias Steiner und Marco Schreyl gelauscht, schon vorher ist mir das Buch des ehemaligen Gewichthebers aufgefallen. Da ich gerne Bücher über gesunde Ernährung, aber auch Biografien lese, wurde ich neugierig.

Beschreibung des Buches:
Das Buch „Das Steiner Prinzip“ ist 2015 im Südwest-Verlag erschienen. Ich habe die E-Book-Ausgabe gelesen. Auf dem im Hintergrund rot gehaltenen Buchcover ist Matthias Steiner lachend abgebildet. Sein weißes T-Shirt hat den Schriftzug „Vom Schwergewicht zum Wohlfühl-Ich“. Das E-Book hat 176 Seiten.

Kurze Zusammenfassung:
Matthias Steiner, Olympiasieger – Stärkster Mann der Welt 2008, Weltmeister, Europameister, Deutscher Meister musste nach seiner sportlichen Laufbahn zu einer gesunden Lebensweise mit ausgewogener Ernährung ohne seinen heißgeliebten Sport zurückfinden. Mit seiner Frau Inge (Moderatorin) hat er dieses „Motivationsbuch“ geschrieben. Er hat mit einer gesunden Ernährung und Bewegung innerhalb eines Jahres 45 Kilogramm abgenommen.

Das Buch ist aufgelockert mit privaten Fotos, Statistiken, Motivationssprüchen. In drei Kapiteln: 1. Wie ich zum 150-Koloss wurde, 2. Mein Weg zurück zu 105 kg, 3. Dein Weg zum Erfolg erklärt Matthias Steiner seinen und des Lesers möglichen Weg zum Erfolg. Dabei hat er 11 Leitsätze geprägt, die im Laufe des Buches mehr oder wenig ausführlich erläutert werden. Am Ende des Buches gibt es Seitenweise Platz für eigene Eintragungen (Tagebuch). Matthias Steiner ist Diabetiker und geht oftmals ganz speziell auf das Ernährungsverhalten bei dieser Krankheit ein.

Mein Leseeindruck:
Als erstes fällt die reichhaltige Bebilderung dieses Buches auf (auf meinem E-Book Reader leider nur in schwarz/weiß). Matthias Steiner hat sich in den vielfältigsten Situationen fotografieren lassen, die wenigsten Fotos sind Fotos aus dem Familienalbum. In Farbe wirken diese Bilder deutlich ansprechender als auf meinem E-Book Reader.

Die Texte sind aufgelockert mit kleinen Merksätzen, Zusatzinformationen und den bunten Fotos. Matthias Steiner erklärt auf lockere Art, wie sich sein Essverhalten geändert hat, wie ihn die Familie unterstützt und ein regelmäßiger Sport dabei geholfen hat abzunehmen. Er spricht den/die Leser direkt („Du“) an, so hat man das Gefühl, ein Freund würde einem nützliche Tipps geben.

Um zu erklären, dass natürliche Zutaten gesünder sind und wie „Fertiggerichte“ „funktionieren“ gibt er viele Beispiele, wie diese „Fertiggerichte“ aufgebaut sind. Am erschreckendsten waren für mich die Angaben des enthaltenen Zuckers. Allerdings war mich nicht neu, dass eine ausgewogene Ernährung sich nicht mit vorgefertigten Esswaren vereinbaren lässt. Die meisten Tipps waren mir somit bekannt. Um Fertiggerichte mache ich schon lange einen großen Bogen.

Ein paar wenige Rezepte habe ich beim Lesen gefunden, sie sind aber über meinen E-Book Reader nachträglich schwer zu finden. Auch über den Reader für den PC funktioniert das Navigieren nur bedingt. Hier hätte ich mir ein eigenes Kapitel gewünscht, um meine Motivation zum gesunden Abnehmen mit leckeren Rezepten zu unterstützen.

Fazit:
Für Matthias Steiner Fans und Abnehmwillige, die Unterstützung und Motivation brauchen, ist dieses Buch sicherlich eine Bereicherung. Ich habe nicht viel Neues erfahren. Die Fotos sind in bunter Farbe sehr ansprechend, als E-Book kann ich diese Ausgabe nicht besonders empfehlen, hier sind ab und an wenig „bedruckte“ Seiten und das Navigieren ist äußerst beschränkt. Ich würde die gedruckte Ausgabe vorziehen.

Bewertung: ***

Schneller, Weiter, Toter: Bröhmann ermittelt doch weiter (Dietrich Faber)

Humorvoller Krimi mit einem besonderen Familienleben eines Ex-Kommissars

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Von Dietrich Faber habe ich bisher weder Bücher gelesen noch Hörbücher gehört. Ich habe ihn allerdings schon in Talkshows gesehen und war dementsprechend neugierig auf seine Vortragsweise.

Beschreibung des Hörbuches:
Dietrich Faber liest seinen Krimi selbst. Es handelt sich hier um den 4. Krimi einer Reihe, die im Vogelsberg und Frankfurt am Main spielt. Das Hörbuch besteht aus 7 CD und ist 7 Stunden und 15 Minuten lang. Auf dem Titelbild sind Turnschuhe, eine Sportmedaille, Blutflecke und ein Schnecke auf einem Holzboden zu sehen. Der Hintergrund ist in der Farbe Grün gehalten. Das Bild reiht sich gut in die Krimiserie um Henning Bröhmann. Ein Tier darf darauf offensichtlich nicht fehlen…

Kurze Zusammenfassung:
Kommissar Henning Bröhmann hat ein turbulentes Familienleben. Er lebt mit Frau und drei Kindern im Vogelsberg. Die große Tochter Melina ist Polizistin in Frankfurt. Mit Melinas Dienstwaffe wird der Olympia Chef erschossen. Die Stadt Frankfurt hat sich für Olympische Spiele beworben, doch es gibt eine heftige Gegnerschaft. Ist der Täter unter diesen zu finden? Henning Bröhmann will die Unschuld seiner Tochter beweisen und „ermittelt“ auf eigene Faust in Frankfurt.

Mein Höreindruck:
Ein Krimi, der eigentlich mehr ein Familienroman als ein Krimi ist. So kommt es mir jedenfalls von Anfang an vor. Dietrich Faber erzählt in seinem Hörbuch mit verschiedenen Stimmlagen und Slangs das recht bunte Familienleben seines Protagonisten Bröhmann, dabei tritt der eigentliche Fall, die Ermordung des Olympiachefs eher in den Hintergrund. Bröhmann ist auf der Suche nach einem Betreuungsplatz, gleichzeitig sucht die Familie eine neue Unterkunft. Die Suchen gestalten sich schwierig, die Forderungen der Betreuungseinrichtung sind leicht überzogen dargestellt, scheinen aber tatsächlich mittlerweile Realität zu sein. Auch die möglicherweise neuen Mitbewohner (ein besonderes Wohnprojekt bahnt sich an) haben ganz besondere Ansichten, was Kindererziehung und Familienleben betrifft. Faber gelingt es, die Hörer mit seiner lustigen Art und den übertrieben dargestellten Persönlichkeiten und Klischeebedienungen zu unterhalten. Hat man sich doch manchmal schon über etwas übertriebene Erziehungsstile lustig gemacht, hier treffen sie aufeinander. Auch sein „Ermittlungsstil“ ist bisweilen sehr skurril, aber bringt einem bei der ein- oder anderen Stelle ein Grinsen ins Gesicht.

Kleine Gitarren- und Gesangseinlagen machen dieses Hörbuch auch zu einem kleinen musikalischen Hörgenuss (wer es mag). Und wer Lokalkolorit liebt, Frankfurt am Main kennt, der wird die meisten, der beschriebenen Örtlichkeiten vor Augen haben. Die Lösung des Falles erscheint eher nebensächlich…und wie es mit der neuen „Wohngemeinschaft“ weitergehen wird, das wird sicherlich in einem neuen Fall behandelt, darauf kann man sich freuen.

Fazit
Ein Krimi, der nicht eindeutig nur ein Krimi ist, ist lustig, abwechslungsreich und mit viel Ironie gespickt, allerdings irgendwie nicht besonders spannend. Ich habe mich aber trotzdem gut unterhalten gefühlt, besonders die Vortragsweise hat mir gefallen.

Bewertung: ***

Mach mir den Garten, Liebling! (Ellen Berg)

Garten- oder Büro? Allein oder gemeinsam? Was ist wichtig im Leben?

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Beschreibung des Buches:
Das Taschenbuch „Mach mir den Garten, Liebling!“ von Ellen Berg ist im Aufbau-Verlag 2015 erschienen und umfasst 304 Seiten. Das Titelbild zeigt einen älteren Herrn mit Gießkanne im Garten, zwei im Gras liegende nackte kleine Zwerge fühlen sich von seinem Auftritt wohl überrascht. Der Garten wirkt sehr gepflegt. Die Illustration ist von Gehard Glück. Ich mag diese Zeichnungen, habe mir vor Wochen eine Gesamtausstellung seiner Werke im „Caricatura Museum für Komische Kuns“ in Frankfurt angeschaut. Beim Betrachten des Bildes könnte man meinen, es ginge im Buch um einen älteren Herrn…dem ist nicht ganz so. Die Autorin Ellen Berg hat schon mehrere Bücher veröffentlicht, deren Titelbild Zeichnungen von Gehard Glück zieren. Dies ist der erste Roman, den ich von dieser Autorin gelesen habe.

Kurze Zusammenfassung:
Luisa arbeitet hart in ihrem Bürojob. Ein Privatleben führt sie fast gar nicht. Als sich ihre Tante aus Italien ankündigt, die ihr einen Schrebergarten zur Pflege überlassen hat, gerät Luisa in Panik. Die Gartenarbeit hatte sie einem Friedhofsgärtner übertragen und in den vergangenen Monaten nicht überwacht. Neben Gartenrestauration und neuem Chef mit Chaos in der Firma verliebt sich Luisa auch noch in den Gartennachbarn Eddy.

Mein Leseeindruck:
Dieses Buch hätte ich in einem Stück durchlesen können, wenn mir nicht die Vorweihnachtszeit die Zeit geraubt hätte.
Ellen Berg gelingt es, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Ich fühle mit Luisa, die es nicht einfach in ihrem Job hat. Eigentlich als neue Geschäftsführerin vorgesehen, sieht sie sich kurzerhand degradiert vom neu eingestellten Robin Konrad, der auf ihre Arbeit keinen Wert mehr legt und auch den Kollegen zeigt, dass sie überflüssig sind. Da kommen die Arbeit im Garten und eine neue Liebe gerade recht…

Die unterschiedlichen Kulissen Büro und Garten bieten in dem Roman einen schönen Wechsel, hier das Negative (zunächst das Büro) dort das Positive (das im Garten dann doch meist überwiegt). Auch der Humor kommt nicht zu kurz, besonders dann, wenn man sich die etwas exzentrischen Personen vorstellt, die manchmal leicht überzogen beschrieben werden. Es macht Freude die Verwandlung der einzelnen Personen zu beobachten, wenn sie ein echtes Projekt für sich erkennen, mit dem sie sich identifizieren und einen Sinn darin sehen, sich zu engagieren. Dass dann noch eine kleine Liebesgeschichte herausspringt, macht den ganzen Roman sehr sympathisch.

Fazit:
Ein kurzweiliger Roman, den man auch prima im eigenen Garten nach getaner gärtnerischer Arbeit schmökern kann. Er zeigt wieder einmal, dass es neben dem Berufsleben auch Privatleben gibt, für das es sich lohnt, Zeit zu investieren sonst steht man am Ende vielleicht ganz alleine da…

Bewertung: *****

Mein Gott Walther (Mike Krüger mit Till Hoheneder)

… eine Biografie, die auch zum Lachen einlädt

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Beschreibung des Buches:
Mike „Michael“ Krüger begleitet mich schon seit Jugendzeiten mit seinem Humor. Nach dem ich ihn auf der Frankfurter Buchmesse das erste Mal Live erleben durfte, musste ich seine angedeuteten Anekdoten aus seinen 40 Jahren auf der Bühne in seinem Buch unbedingt nachlesen.

Zusammen mit Till Hoheneder hat er seine „Biografie“ zum 40. Bühnenjubiläum auf 287 Seiten aufgeschrieben. Das Buch ist im Piper Verlag als Hardcover 2015 erschienen. Der Schutzumschlag zeigt Krüger in lässig freundlicher Pose auf einem Stuhl sitzend, begleitet von einem seiner wichtigsten Utensilien – der Gitarre.

Kurze Zusammenfassung:
Krüger beschreibt in den einzelnen Kapiteln Stationen seines Lebens, beginnend etwa ab dem 10. Lebensjahr. Dabei geht es über Stationen wie die Schulzeit im Internat, seine ersten musikalischen Gehversuche und auch die Zeit bei der Bundeswehr. Fast wäre er ja Architekt mit Betonbauer Erfahrung geworden, aber durch Plan B „landetet“ er als Musiker in den Klubs mit kleinem Programm. Dann zeigt er, wie rasant sich der Bekanntheitsgrad entwickeln und aus dem kleinen Musiker ein beliebter Schauspieler und Entertainer werden kann. Dabei war nicht alles Top, sondern es gab genauso Flops, die hier auch nicht verschwiegen wird. Die Erzählungen werden aufgelockert durch Fotos und Abdrucke von handschriftliche Texten.

Mein Leseeindruck:
Diese Biografie liest sich mit unterschiedlichen Gefühlen in den einzelnen Abschnitten des Buches. Zu Anfang zeigt er sein nicht immer leichtes Leben als Schüler im Internat, gerne hätte man ihm in manchen Situationen beigestanden. Es zeigt sich aber im Laufe des Buches, dass Mike Krüger der Typ ist, der sich nicht leicht unterkriegen lässt und die gegebenen Möglichkeiten zu nutzen weiß.

Auch als sich die ersten kleinen musikalischen Erfolge einstellten, plante er dabei nie weit vorausschauend. Er wollte immer die gegenwärtige Situation auskosten, da er sich dachte: “wer weiß was wie lange es anhält?“. Wie bekannt, hat der anfangs noch kleine und später große Erfolg doch sehr lange angehalten und dauert noch fort.

Es ist sehr spannend zu lesen, wie Mike mit den Beschreibungen seines Werdegangs als Musiker und später auch als Schauspieler, Moderator und Entertainer sich darstellt. Es sind immer wieder die kleinen Zufälle, die er als „Plan B“ benennt, die seine Richtung bestimmen. Zu lesen, wie aus einem kleinen Erfolg als Musiker mit wachsendem Bekanntheitsgrad ab einem bestimmten Punkt, quasi alles möglich war.

Über alle Seiten hinweg ist dieses Buch sehr unterhaltsam und amüsant, wie beispielsweise die Erzählung über den Versuch, zusammen mit Jürgen von der Lippe und Karl Dall, den Preis des Inhalts der Minibar eines Hotels zu ermitteln. Oder aber auch die Anekdote, wie Mike versuchte, seine jetzige Frau mit einem plumpen Spruch zu beeindrucken, was natürlich völlig misslang und die Retourkutsche von ihr dann beide zusammen brachte. Die beiden sind heute noch ein Paar.

Fazit:
Eine Biografie, die ich gerne gelesen habe. Hier geht es wirklich nicht um eine beweihräuchernde Selbstdarstellung, Mike Krüger und Till Hoheneder erzählen in einem sehr authentischen Stil, wie sich Mikes Leben und Bekanntheitsgrad durch den einen oder anderen glücklichen Zufall entwickelt hat, dabei gibt es viel zu Lachen…

Bewertung: *****