Rache ist honigsüss: Südtirol-Krimi (Ralph Neubauer)

Gute Unterhaltung, aber kein Reisehandbuch

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Der Kriminalroman „Rache ist Honigsüß“ ist im Verlag Spectrum, Bozen erschienen und umfasst in der 4. Auflage 218 Seiten.

Der Fall beginnt im südtiroler Dorf Tisens als harmloser, altersbedingter Todesfall, fernab vom großen Weltgeschehen Roms. Aus dieser Metropole ist Commissario Fameo nach Bozen „weggelobt“ worden, weil er seine Arbeit zu genau nahm und nicht genügend Toleranz für die Großkriminellen entwickelt hatte.

In das Dorf Tisens verschlug es Fameol, da er seine neue Umgebung kennenlernen wollte, für die seine Questura zuständig ist. Durch Zufall wird ihm der als Unfall deklarierte Vorfall bekannt, der nach und nach sein kriminalistisches Interesse weckt. Dort trifft er auch die Apothekerin Elisabeth, die im weiteren Verlauf auf verschiedene Weise in der Geschichte noch Einfluss hat.

Anfänglich war ich noch skeptisch, aber nach und nach entwickelte sich die Geschichte doch zu einem Krimi, den man gerne zur Unterhaltung immer weiter lesen möchte. Interessant ist auch, dass der Autor als Erläuterung die Zusammenhänge des italienischen Polizeisystems erklärt.

Fazit:
Der Krimi hat alles, woraus ein moderner Krimi bestehen muss. Verschiedene Ermittlungsstränge, stimmige lokale Gegebenheiten, Liebe und Privates des Ermittlers, Zufälle und Spannung. Auch wenn der Autor diesen Kriminalroman als eine Art Reiseführer anpreist, ist dies doch nicht wirklich ernst zu nehmen. Dazu bräuchte es doch etwas mehr. Angemerkt seien noch die auffälligen Satzfehler, die das Buch damit aber nicht abwerten.

Bewertung: *****

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Tödliche Kampagne: Ein neuer Fall für Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor (Rosa Ribas)

Der 2. Fall mit der Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor in Frankfurt am Main

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Nachdem mich schon der erste Frankfurt Krimi um die Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor sehr fasziniert hat, habe ich mir dieses Buch gekauft. Ich lese gerne Regionalkrimis und besonders die Krimis, die in Frankfurt spielen, interessieren mich.

Das Buch „Tödliche Kampagne“ von Rosa Ribas ist als Taschenbuch im suhrkamp-Verlag erschienen und umfasst 450 Seiten. Das Titelbild zeigt im Vordergrund eine Computermaus und dahinter einen Teil der Frankfurter Skyline in hellblauer Farbe auf schwarzem Hintergrund. Das Bild ist passend zum Inhalt gut gewählt. Es ist nicht unbedingt notwendig das erste Buch (Kalter Main) der Autorin gelesen zu haben, aber es erleichtert ihre Beziehungen zu verstehen und außerdem ist auch dieses besonders zu empfehlen.

Nachdem die Frankfurter Hauptkommissarin Cornelia Weber-Tejedor in einem aktuellen Fall nicht weiter kommt, wird sie abgestellt, in einer Frankfurter Werbeagentur mitten in der Innenstadt verdeckt zu ermitteln. Hier gab es mehrere Drohbriefe und Anschläge auf die Mitarbeiterfahrzeuge wurden verübt. Nachdem ein wichtiger Mitarbeiter der Firma ermordet wurde überschlagen sich die Ereignisse. Das Team um die Kommissarin wird von deren Vorgesetztem neu zusammengestellt und harmoniert nicht besonders gut. Es kommt zu individuellen Ermittlungen, die das Team fast zerbrechen lassen. Aus Profilierungssucht scheint ein Mitarbeiter allein zu ermitteln.

Dieser Krimi lebt, genauso wie das Erstlingswerk der Autorin, von den zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Privatleben der Ermittlerin. Dazu kommen die Frankfurter Schauplätze, die das Gesamtbild des Krimis abrunden. Der Leser, der Frankfurt kennt, kann die beschriebenen Wege, die die Kommissarin zurücklegt bildlich vor seinem Auge verfolgen. Das Flair der Stadt kommt gut rüber.

Die Spannung im Buch geht nie verloren. Die Gedanken der Ermittlerin kreisen stets um den Fall und ab und an um ihr Privatleben. Manches vermischt sich und bringt sie auf eine neue Spur. Cornelia Weber-Tejedor kommt sehr sympathisch rüber. In manchen Szenen kann man sich sehr gut in sie hineinversetzen. Die Beziehung zu ihrem Ehemann wird in diesem Band mehr zum Thema als im Vorgängerfall.

Mir gefällt der Sprachstil sehr gut. Der Krimi lässt sich gut und entspannt lesen. Besonders gefallen haben mir die Beschreibungen der Szenen in der Frankfurter Innenstadt. Dabei konnte ich mir die Schauplätze sehr gut vorstellen.

Ich freue mich auf weitere Fälle mit der Ermittlerin Cornelia Weber-Tejedor.

Bewertung: *****

Mein neues Leben als Mensch (Jan Weiler)

Das Leben als Familienvater und als Schwiegersohn eines Italieners

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Jan Weiler ist Journalist und Autor. In dem vorliegenden Buch wurden seine Kolumnen aus verschiedenen Zeitschriften zusammengestellt und überarbeitet. Das Buch ist im Kindler-Verlag erschienen. Es umfasst 225 Seiten unterteilt in einzelne Kapitel, die teilweise von Larissa Bertonasco passend illustriert sind. Auf dem Titelbild ist ein gezeichneter Jan Weiler im Alltagschaos zu sehen.

In ca. 60 Kapiteln, die meist ca. 2-4 Seiten umfassen, beschreibt Jan Weiler in seiner bekannten Art, wie sein Leben mit seinen zwei Kindern, Nick und Carla, seiner Frau Sara und deren Vater Antonio so im tagtäglich abläuft. Die Geschichten lassen einen beim Lesen sehr schmunzeln, erkennt man doch ab und an seine eigenen kleinen Problemchen und Erlebnisse mit dem eigenen Nachwuchs.

Die Texte sind unterhaltsam geschrieben. Schwiegervater Antonio ist bereits bekannt geworden durch Jan Weilers Buch „Maria, ihm schmeckt’s nich“.

Die meisten Geschichten kommen sehr realistisch mit einem Augenzwinkern rüber. Jan Weiler gewährt den Leser Einblick in seinen Alltag. Seien es die Schulprobleme des Sohnes, der Liebeskummer der Tochter, der Tod des Hamsters oder die italienische Hochzeitsfeier eines Anverwandten. Keine noch so komische Situation wird ausgelassen. Auch sich selbst schont der Autor nicht, als er von einem Malheur beim Aussteigen aus der S-Bahn berichtet.

Fazit:
Ein kurzweiliges Buch, das ich an einem Tag bei strahlendem Sonnenschein auf der Sonnenliege genossen habe.

Bewertung: *****

Ein Paradies für alle (Justus Pfaue)

Die Geschichte des Kaufhauses Wertheim

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Das Buch „Ein Paradies für alle“ von Justus Pfaue und Philip Tempel ist im List-Verlag erschienen und umfasst 440 Seiten. Auf dem Titelbild sieht man ein Schaufenster und eine Frau mit Einkaufstaschen. Das Bild ist eher dunkel gehalten, passt aber zum Inhalt des Buches.

Die Geschichte um die Familie Wertheim beginnt mit den letzten Tagen des Georg Wertheim Ende 1939. In den darauf folgenden Kapiteln wird die Entstehung des Wertheim-Imperiums anhand der Familiengeschichte um Abraham und Ida Wertheim, jüdischen Glaubens, und ihren Nachkommen geschildert.

Diese beginnt in Stralsund. Mutter Ida betreibt dort ein kleines Mode-/Stoffgeschäft Anfang 1850. Das Paar bekommt mehrere Kinder. Die Söhne Georg und Hugo gehen bald in die Lehre beim Onkel in Berlin. Hier lernen sie, wie man richtig Geschäfte macht. Aufgrund von Lungenproblemen von Hugo müssen die Söhne bald wieder nach Stralsund zurückkehren.

Georg treibt die Geschäfte voran. Nach und nach gründet er in Berlin ein Kaufhaus nach dem anderen. Er trifft Hanna und verliebt sich in sie. Ein dunkles Geheimnis führt leider dazu, dass Hanna und Georg nicht heiraten können. Georgs Mutter Ida fädelt eine Heirat mit Ursula ein und Georg führt mit Hanna eine Liebesbeziehung und stellt sie als Geschäftspartnerin ein. Aufschwung bekommt die Warenhauskette mit der Weimarer Republik. Mit vielen Ideen und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem führt Hanna, die Geliebte, im Hintergrund die Geschäfte auch in sehr schwierigen Zeiten.

Fazit:
Zunächst erschien mir das Buch eher langweilig. Doch nach dem ‚Prolog‘ und den ersten paar Seiten der weiteren Kapitel konnte ich den Roman nicht mehr aus den Händen legen. Die Kaufhausgeschichte um den Wertheim-Konzern hatte mich schon immer interessiert. Hier mit einem Roman das Leben der Gründer und der Familie präsentiert zu bekommen, gefällt mir ausgesprochen gut. Nebenbei gibt das Buch auch noch einen Einblick in die Lebenssituationen der Menschen in den Jahren 1850 ‚ 1939. Einzig die Person Georg Wertheim wurde ein wenig ‚blass‘ dargestellt. Besonders hat mich die Rolle der Hanna fasziniert.
Den Autoren ist ein sehr gutes Familienepos gelungen.

Bewertung: ****

Superdaddy (Sören Sieg)

Familienvater in der Zwickmühle

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Der Roman „Superdaddy“ ist im List-Verlag erschienen und umfasst 300 Seiten. Es handelt sich um ein großformatiges Taschenbuch. Auf dem Titelbild ist ein Mann mit einem Staubsauger zu sehen, der über den Titel „saugt“. Das Bild passt gut zum Inhalt des Buches.

Philipp Kirschbaum, verheiratet mit der Karrierefrau Charlotte, ist ein mittelmäßiger Komiker. Er tritt auf kleinen Bühnen auf und ist immer bereit, alles stehen und liegen zu lassen, wenn es einem seiner drei Kinder nicht gutgeht. Er ist eben der Vater, der die Familie am Laufen hält und seiner Frau den Rücken für die Karriere freihält. Als er die Chance hat, im Fernsehen aufzutreten, ergreift er diese neue Lebensperspektive und reist fortan durch ganz Deutschland. In den einsamen Hotelzimmern vermisst er seine Familie. Auch seine Frau ist dabei, auf der Karriereleiter eine weitere Sprosse zu erklimmen. Es kommt, wie es kommen muss, ein Elternteil muss sich verstärkt für die Familie und gegen die eigene steile Karriere entscheiden. Wer wird das sein?

Der Autor Sören Sieg hat selbst drei Kinder und arbeitet als Komiker, Autor und Komponist. Mir scheint, er hat in diesem Roman viele seiner Träume, aber auch das Alltagsleben mit einer großen Familie verarbeitet. Manche Vorkommnisse kann man so richtig gut nachvollziehen, andere scheinen ein wenig überspitzt dargestellt. Alles in allem kommt die Geschichte aber recht glaubwürdig gewürzt mit ein bisschen Phantasie und Witz rüber.

Sein Sprachstil passt zu einem lockeren und heiteren Roman. Ich habe dieses Buch am Stück auf einer Urlaubsreise gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

Schade finde ich nur, dass ein solcher Roman in der Ausgabe eines großformatigen Taschenbuches herauskommt, eine kleinere Ausgabe hätte es auch getan und würde einen potentiellen Leser/in sicherlich schneller zugreifen lassen.

Bewertung: ****

In diesem Sommer (Véronique Olmi)

Nichts bleibt wie es war

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„In diesem Sommer“ von Veronique Olmi ist im Antje Kunstmann-Verlag erschienen. Übersetzt wurde dieses Buch aus dem Französichen von Claudia Steinitz. Es handelt sich um ein Hardcover-Buch mit einem zum Inhalt passenden Umschlag.

Auf dem Titelbild ist die Sicht aus einem Fenster auf einen Sandstrand am Meer zu sehen. Ein paar Personen befinden sich am Strand. Der Roman umfasst 266 Seiten und ist in einzelne kurze Kapitel unterteilt.

Es ist der 14. Juli, wie jedes Jahr treffen sich drei Paare um den französischen Feiertag gemeinsam in der Normandie in einem Ferienhaus von Delphine und Denis zu verbringen.
Die anderen Personen sind Nicolas und Marie sowie Lola und ihr neuer Liebhaber Samuel. Auch die Tochter der Gastgeber, Jeanne und ein gewisser Dimitri tauchen auf.

In den einzelnen Kapiteln wird abwechselnd der Fokus auf die einzelnen Paare gelegt. Man erfährt so Einiges über die Stimmungslage und die Gedanken der Personen. Ab und an kreisen die Gedanken in die Vergangenheit. Nach und nach kristallisiert sich diese Vergangenheit heraus und man bekommt als Leser/in eine ganz andere Sicht auf die Dinge, die sich so abspielen.

Der Autorin und auch der Übersetzerin ist es gelungen, einen ganz warmherzigen Roman zu schreiben. Die Sprache ist sehr gefühlvoll und bebildert. Man versinkt so richtig in die Stimmungslage der Protagonisten. Das Buch steckt voller Melancholie.

Fazit:
Ein nicht ganz so einfach zu verdauender Roman, der nicht so zwischendurch am Strand, sondern mit viel Ruhe und in einer gemütlichen Ecke gelesen werden sollte. Kein Buch zum Schmunzeln, aber mit viel Gefühl und Einfühlungsvermögen der Autorin geschrieben. Die Übersetzung ist gelungen.

Bewertung: ****