Mein Sommer mit Anja (Steffen Schroeder)

Sehr gefühlvolles Buch über eine besondere erste Liebe – Erinnerungen an die eigene Jugend

Steffen Schroeder ist Schauspieler  u.a. in der ZDF Serie „SOKO Leipzig“. Er hat bereits ein sehr interessantes und aufschlussreiches Buch über seine ehrenamtliche Tätigkeit (Vollzugshelfer) Betreuung/Besuche eines Gefängnisinsassen geschrieben.

Beschreibung des Buches:
„Mein Sommer mit Anja“ ist im rowohlt Verlag 2020 als Hardcover Buch erschienen. Es hat 204 Seiten, einen Schutzumschlag und ein gelbes Lesebändchen. Das Titelbild ist eher schlicht gehalten – blaues Mosaik auf weißem Untergrund. Es erinnert tatsächlich an ein Schwimmbecken, was in diesem Buch eine zentrale Rolle spielt.

Kurze Zusammenfassung:
Ein Sommer in der 1980ern: Konrad verbringt die meiste Zeit mit seinem geistig leicht behinderten Freund Holger im Freibad. Da lernen die Zwei Anja, ein eher burschikoses Mädchen mit kurzen, dunklen Haaren, kennen. Was zunächst nur wie eine Freundschaft zu Dritt aussieht, entwickelt sich zu einer Art Liebesbeziehung. Konrad versorgt Anja, die aus einem Heim geflohen ist, mit allen wichtigen Dingen des Lebens.  Gemeinsam sind sie an den heißen Sommertagen unterwegs. Wie lange wird ihre Freundschaft oder ist es doch Liebe halten?

Mein Leseeindruck:
Die Geschichte ist aus der Sicht Konrads erzählt. Konrad ist in den 1980ern ein eigentlich ganz normaler Teenager mit den üblichen Zweifeln und Aufsässigkeitsmomenten eines Pubertierenden. Und trotzdem ist er anders als seine Klassenkameraden. Er behandelt seine Freunde fürsorglich, das gilt für seinen Freund Holger als auch für das zunächst unbekannte Mädchen Anja.

Konrad nimmt seine Welt in diesem Sommer ganz besonders intensiv wahr. Er ist auf dem Weg sich das erste Mal so richtig zu verlieben, da sind seine Gedanken zuweilen hin- und hergerissen.

Bei den Beschreibungen, wie Konrad seine Freizeit verbringt, konnte ich mich direkt in meine Kindheit und Jugend hineinversetzen. Die einzelnen Szenen sind so toll beschrieben, dass man sich wie hineinversetzt fühlt, auch ich habe so manchen Ferien-Sommertag im Freibad oder auch im nahe gelegenen Wald verbracht…

Neben den ganz wunderbaren Beschreibungen der Sommertage mit den Freunden, findet man in diesem Buch auch kleinere Episoden von Geschichten/Märchen, die sich Anja und Konrad auf ganz liebevolle Weise erzählen.

Fazit:
Ich habe dieses Buch verschlungen. Es ist einfach wunderbar geschrieben. Der Schreibstil ist unheimlich gefühlvoll. Die Szenen werden sehr detailverliebt beschrieben und die Geschichte um die drei Jugendlichen ist einfach etwas, was sehr berührt.

Bewertung: ***** von *****

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Nachspielzeit (Thorsten Fiedler)

Ein Serienmörder geht um

Wieder einmal ein Krimi von der „anderen Mainseite“, Offenbach – auch als Frankfurt am Main Fan darf man über den Tellerrand schauen…

Beschreibung des Buches:
„Nachspielzeit“ von Thorsten Fiedler ist 2019 im mainbook Verlag als Taschenbuch mit 207 Seiten erschienen. Das Cover ist rot/weiß (Offenbacher Kickers) gehalten, es zeigt einen Einblick in das Offenbacher Stadion.

Kurze Zusammenfassung:
Treibt ein Serienmörder wieder Unheil in der Mainstadt? Polizisten werden ermordet, das Kommissariat verliert nach und nach seine Mitarbeiter. Kriminalkommissarin Sina Fröhlich, die Freundin von Kommissar Adi Hessberger (großer Offenbacher Kickers Fan) liegt noch immer im Koma und Adi legt depressives Verhalten an den Tag. Wie kommen alle Beteiligten aus diesem Teufelskreis heraus. Der Krimi gibt die Antwort…

Mein Leseeindruck:
Ich habe diesen Krimi im Urlaub an zwei Tagen gelesen. Er war durchweg spannend. Die Charaktere, die ich schon aus dem ersten Teil dieser Reihe kannte, sind sympathisch dargestellt, man leidet mit ihnen und rätselt, wer mordet hier wie am Fließband…

Der Krimi spielt in einem Zeitraum von 6 Monaten. Die recht kurzen Kapitel sind zum größten Teil mit Örtlichkeit, Datum und Uhrzeit versehen. Die Szenenwechsel machen den Krimi rasant uns spannend zu gleich.

Bis zum Ende ist nicht ganz klar, wer für die Serienmorde verantwortlich ist und warum es ausschließlich die Mitarbeiter der Polizeidirektion trifft.

Am Ende des Buches findet man noch eine Beschreibung der Schauplätze.

Fazit:
Ein wieder sehr spannender Offenbach-Krimi, mit, für meinen Geschmack, zu vielen Toten. Ich hoffe, dass im nächsten Adi Hessberger Krimi weniger Tote zu beklagen sind 😉

Bewertung: **** von *****

Social Media Marketing (Corina Pahrmann, Katja Kupka)

Nimmt Leser „an die Hand“ – verständliches und kompetentes Nachschlagewerk

Mich hat schon immer interessiert, wie man die Sozialen Medien am besten nutzen kann, sei es privat als auch geschäftlich. Da gerade im engen Familienkreis über eine Selbstständigkeit nachgedacht wird, habe ich dieses Buch ganz besonders intensiv gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Social Media Marketing“ ist 2019 von Corina Pahrmann und Katja Kupka im O’Reilly Verlag in der 5. Auflage erschienen. Das Buch hat 648 Seiten.

Kurze Zusammenfassung:
In 15 Kapiteln und Interview-Beiträgen von Speziallisten werden u.a. die Einführung in Social Media Marketing, Strategieentwicklungen, Kommunikation durch Blogs und Podcasts, Facebook, Twitter, Instagram und weitere Soziale Netzwerke, Bilder im Social Media Marketing sowie Rechtliche Aspekte dargestellt. Am Ende folgen ein Index sowie die Vorstellung der einzelnen Interview-Partner.

Mein Leseeindruck:
Das Buch ist verständlich geschrieben und so abwechslungsreich aufgebaut, dass man sich hier tatsächlich von Seite zu Seite vorarbeiten kann.

Normalerweise picke ich mir bei Fachbüchern meist die für mich interessantesten Kapitel heraus. Bei diesem Buch bin ich tatsächlich chronologisch vorgegangen. Ich habe mich tatsächlich von Seite zu Seite „durchgearbeitet“, mir Sachverhalte angelesen und manches gleich ausprobiert.

Der Aufbau des Buches ist für mein Empfinden gelungen. Ein angenehmer Sprachstil, Absätze aufgelockert durch Foto-/Bildbeispiele, Merkkästchen mit roten Überschriften, Hinweisen am Rand, die Tipps und Definitionen beinhalten, Schritt für Schritt Erklärungen.

Die zahlreichen, anschaulichen Beispiele aus den einzelnen Social Media Kanälen sind sehr gut ausgewählt, so dass man hier tolle Vorbilder/Vorschläge für einen eigenen Auftritt bekommt.

Vor- als auch Nachteile einzelner Vorgehensweisen werden besprochen und verständlich dargelegt.

Besonders gelungen finde ich, dass in diesem Buch viele Fachbegriffe erst erläutert und nicht alle als bekannt vorausgesetzt werden. Gerade wenn es um den Einstieg zu den einzelnen Plattformen geht, da kennt man manchmal dann doch nicht alle gängigen Begriffe.

Ganz besonders interessant und wichtig finde ich das Kapitel „Rechtliche Aspekte beim Social Media Marketing“, Dr. jur. Thomas Schwenke gibt hier einen ausführlichen Überblick, was man alles bei einem eigenen Auftritt im Social Media Raum beachten muss.

Fazit:
Den Autorinnen ist es gelungen, dass man sich mit diesem Buch wirklich „an die Hand genommen“ fühlt. Man bekommt das komplette Rüstzeug für einen guten Social Media Auftritt und hat mit dem Buch geballte Kompetenz in der Hand.
Für manch einen kann es auch einfach als Nachschlagewerk bei Fragen/Problemen für einen gelungenen Social Media Auftritt dienen.

Bewertung: ***** von *****

Das Erbe (Ellen Sandberg)

Großartige Familiengeschichte – Spannung, Liebe, Deutsche Geschichte

Nach dem Lesen des Klappentextes hat mich das Thema „Erbe eines Hauses“ angezogen – zudem die dunkle Geschichte, die sich dahinter zu verbergen schien.

Beschreibung des Buches:
„Das Erbe“ ist 2019 von Ellen Sandberg (Pseudonym der Münchner Autorin Inge Löhning) im Penguin-Verlag als Taschenbuch mit 503 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine Straße mit wunderschönen Altbau-Häusern.

Kurze Zusammenfassung:
Mona Lang erbt das Altbau-Mehrfamilienhaus (München-Schwabing) ihrer Tante Klara. Mit ihrer Botschaft „Mona wird die Richtige sein“ bürdet ihr die Tante eine große Last auf, denn das Haus gehörte offensichtlich ursprünglich einem jüdischen Unternehmer. Mona bricht ihre Zelte in Berlin ab und zieht nach München…

Mein Leseeindruck:
Der Roman ist in verschiedenen Zeitebenen als auch aus mehreren Perspektiven geschrieben. Während man zu Beginn von Monas Erbe im Jahr 2018 aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt bekommt, gibt es einen Parallelstrang aus der Sicht von Sabine, die in Hamburg mehr schlecht als recht lebt und Rückblicke aus Klaras Blickwinkel u.a. aus dem Jahre 1938. In Briefen, die Klaras Freundin Mirjam aus England schreibt (hierhin wurde sie als Kind vorsorglich „verschickt“) wird die Verbindung aller Beteiligten so ganz allmählich klar.

Man gewinnt einen traurigen und ungeschminkten Eindruck, wie die Verhältnisse 1938 für die jüdischen Mitbürger immer schlimmer in Deutschland wurden. Die Briefe zeugen von den unterschiedlichsten Emotionen: Einerseits der vermeintlichen Sicherheit im Ausland, andererseits von Ausnutzung und Bedrängung minderjähriger Frauen und natürlich dem großen Verlust der Eltern und Familie.

In den anderen Romansträngen wird einem die aktuelle Realität bewusst. Die weniger Bemittelten, die Gierigen, die Neutralen, aber auch die, die sich um das Leben ihrer Mitmenschen sorgen, alle finden ihren „Platz“ rund um und mit Mona.

Die ganze „Wahrheit“ kommt ganz allmählich zu Tage. Die Autorin legt ihre Spuren schon früh, man muss sie nur begreifen, trotzdem bleibt das Familiengeheimnis bis fast zur letzten Seite ein großes Rätsel und unheimlich spannend.

Die Schauplätze sind Berlin, Hamburg und natürlich in erster Linie München.

Auch in diesem großartigen Roman ist es der Autorin gelungen, Liebe, Schuld und deren Verarbeitung zu vereinen. So ist hier eine sehr, sehr spannende Familiengeschichte entstanden.

Fazit:
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, was nicht zuletzt auch am Schreibstil lag. Ich fand den Roman von Anfang an spannend, realitätsnah, verbunden mit der Deutschen Geschichte und sehr geheimnisvoll. Dieses Buch landet auf alle Fälle auf meiner „Best of 2020“ Liste!

Bewertung: ***** von *****

Bewegte Zeiten Frankfurt in den 1960er Jahren (Markus Häfner)

Verführt zu anregenden Gesprächen mit den Eltern – weckt Erinnerungen – zahlreiche Fotodokumente

Meine Mutter als auch mein Schwiegervater haben in den 1960er Jahren in Frankfurt gearbeitet. Als Kind der 1960er Jahre und gebürtige Frankfurterin bin ich schon ein Leben lang von dieser Stadt fasziniert, deshalb habe ich zu diesem Buch gegriffen.

Beschreibung des Buches:
„Bewegte Zeiten Frankfurt in den 1960er Jahren“ von Dr. Markus Häfner ist 2020 im Societäts-Verlag im Klappenbroschur-Format erschienen. Es handelt sich um einen Begleitband zur Ausstellung (04.02.2020 – 08.11.2020) im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main.

Das Buch hat 191 Seiten. Auf dem schwarz/weiß gehaltenen Titelfoto sieht man einen Sitzstreik junger Menschen vor einer Straßenbahn. Auf der Rückseite findet man ein farbiges Foto des Römers mit im Vordergrund geparkten (meist VW Käfer) Autos.

Kurze Zusammenfassung:
Die von Dr. Markus Häfner, Leiter der Abteilung Public Relations im Institut für Stadtgeschichte, zusammengestellten Fotos sind mit vielen erläuternden Texten versehen. Sie zeigen Fotos des politischen Alltags, des gesellschaftlichen Wandels, Bilder von Konsum und Wohnen, dem Frankfurter Wohnungs- und Bürobau, Gerichtsfotos, Bilder von Kundgebungen, Proteste am Flughafen, Verkehrsausbau und noch viel mehr interessantes Fotomaterial. Im Anhang befinden sich ein Kalendarium mit den wichtigsten Ereignissen der 1960er Jahre und die Quellen – hier findet man zudem noch farbige Fotos von Flyern, Zeitschriften, Plakaten.

Mein Leseeindruck:
Frankfurter Zeitgeschichte interessiert mich sehr, ganz besonders, weil ich seit mehreren Jahrzehnten in dieser Stadt arbeite und auch meine Mutter und mein Schwiegervater hier ihre Arbeitsstätte hatten.

Gerade mit älteren Menschen, macht es viel Freude, dieses Buch gemeinsam zu „entdecken“. Es weckt Erinnerungen und regt zum Erzählen an. Viele Fotos zeigen ursprüngliche Bauwerke, die den heutigen in den letzten Jahrzehnten gewichen sind. Aber auch so manches alte Gebäude findet man noch heute, weil es mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Neben Bildern von Studentenprotesten findet man auch Fotos vom Bau und Einweihung der U-Bahn – auch die Auschwitz-Prozesse sind hier dokumentiert.

Ich habe in diesem Buch so viele interessante Entdeckungen gemacht (u.a. Hitchcock zu Besuch in Frankfurt, 1964 – Bau des Nordwestzentrums – Beschreibungen von Theaterinszenierungen und Filmen/Serien wie die Hesselbachs).

Ein besonderer Moment war, als mein Schwiegervater sich Fotos eines meiner Ausflüge zur Alten Oper und deren Umgebung anschaute und feststellte, dass ich das denkmalgeschützte „Stadtbad Mitte“ auf meinen Fotos eingefangen hatte, so wie es auch in diesem Buch aus dem Jahr 1965 zu finden ist.

Fazit:
Wer mehr aus dem Frankfurt der 1960er Jahre erfahren will, der findet in diesem Buch viel Material mit dem er sich auseinander setzen kann. Wenn man sich die vielen Fotos gemeinsam mit Zeitzeugen anschaut, dann macht das Blättern und Lesen in diesem Buch noch viel mehr Freude. Ich werde mir auf alle Fälle die Ausstellung anschauen!

Bewertung: ***** von *****

Greta und die Großen (Zoë Tucker (Autor) und Zoe Persico (Illustrator))

Greta – kleinen Kindern erklärt

Beschreibung des Buches:
„Greta und die Großen“ von Zoë Tucker (Autor) und Zoe Persico (Illustrator) ist 2019 im arsEditionVerlag als Hardcover Buch mit 32 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man das Mädchen Greta im Wald umgeben von Tieren und Kindern. Im Hintergrund sind dunkle große Gestalten zu erkennen.

Kurze Zusammenfassung:
Das Buch ist ganzseitig bebildert. Es zeigt Greta in verschiedenen Situationen. Die Tiere im Wald erzählen ihr, dass ihr zuhause, der Wald verschwindet, dass „die Großen“ ihnen ihr zuhause nehmen, indem sie den Wald roden. Auch die vielen Abgase der Fabriken zerstören nach und nach die Heimat der Tiere. Greta ist traurig, überlegt, was man da tun kann. Sie ruft alle zusammen, malt Plakate, spricht mit vielen Menschen, diese verbringen mehr Zeit miteinander, versuchen, ihre Welt gemeinsam zu retten….

Mein Leseeindruck:
Das Buch ist wunderschön illustriert. Die Bilder sind recht farbenfroh gestaltet. Es macht alleine schon Spaß sich die Illustrationen anzuschauen. Die Szenen sind ganz liebevoll dargestellt.

Kurze Texte, die man mit einem Kindergartenkind gut (vor)lesen kann, bereichern die wunderbar gestalteten Seiten.

Man kann auf jedem Bild ganz viel entdecken und gemeinsam erst einmal darüber sprechen – und dann vorlesen.

Mir gefällt dieses Buch ausgesprochen gut, es wird viele Fragen von kleinen Kindern beantworten, wenn sie von „Greta“ hören, wenn man sich gemeinsam mit ihnen und diesem Buch beschäftigt und sich darauf einlässt.

Fazit:
Das Buch kann man gut als Mitbringsel einem Kindergartenkind schenken, geeignet für Kinder ab 4 Jahren.

Bewertung: ***** von *****

Blackbird (Matthias Brandt)

Eine Jugend in den 1970ern

Dieses Buch habe ich im Regal unserer Buchhandlung auf der Spiegel-Bestseller Liste entdeckt.

Beschreibung des Buches:
„Blackbird“ von Matthias Brandt ist 2019 im Kiepenheuer & Witsch-Verlag als Hardcover-Buch erschienen. Das Buchhat 276 Seiten. Auf dem Cover ist eine rote Parkbank mit eher tristem Hintergrund zu sehen.

Kurze Zusammenfassung:
Der 15-jährige Morten Schumacher (Motte) erfährt, dass sein bester Freund Bogi sehr schwer erkrankt ist. Seine Gefühle hinsichtlich des Freundes, aber auch zu einem gleichaltrigen Mädchen übermannen ihn. Er ist in seinen Gedanken, Gefühlen hin- und her gerissen, so, wie das zahlreichen Jugendlichen in seinem Alter passiert…

Mein Leseeindruck:
Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben. Der Sprachstil gefällt mir gut. Der junge Morten erzählt, wie es ihm nach der Diagnose seines Freundes ergeht. Es ist das typische Leben eines Teenagers in den 1970er Jahren. Freunde, mit denen man abhängt, erste Annäherungsversuche an das andere Geschlecht, gute Laune – zu Tode betrübt, getrennte Eltern.

Die Erzählungen Mortens sind teils sehr humorvoll, aber auch manchmal gespickt voll Traurigkeit und Mutlosigkeit. Manchmal weiß er gar nicht, wie er sich seinem kranken Freund gegenüber verhalten soll.

Er interessiert sich für Rockmusik, weniger für Sport, aber dann auch wieder für Mädchen. Zu allem Überfluss trennen sich seine Eltern. Der letzte Halt, wenn er denn überhaupt da war, geht verloren. Die Freunde und Lehrer werden wichtiger – und wie ist sein Verhältnis zum kranken Freund?

Diese Erzählung ist so nah dran an den Gedanken und Empfindungen der Jugend der 1970er Jahre, dass man vieles als Mensch der gleichen Generation nachempfinden kann. Man erkennt bestimmte Charaktere (z.B. Lehrer) wieder, hat ähnlichen „Blödsinn“ zusammen mit Freunden verzapft und war ebenfalls in Gedankengängen hin- und hergerissen.

Das Buch ist zuweilen sehr melancholisch, aber auch wiederum mit Witz gespickt. Besonders lustig fand ich die Szene beim Annäherungsversuch an ein Mädchen im Kino. Man hat das Erzählte sehr bildlich vor Augen und muss schmunzeln.

Fazit:
Ein lesenswertes Buch, das fesselt, besonders für die Leser, die in den 1970er Jahren im Teenager Alter waren.

Bewertung: **** von *****

Das Beste wartet noch auf dich (Lilli Marbach)

Mit Sechsundsechzig Jahren…

Ein echter „Wohlfühlroman“!

Beschreibung des Buches:
„Das Beste wartet noch auf dich“ von Lilli Marbach ist im 2020 im blanvalet-Verlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 383 Seiten. Das Cover ist lustig gestaltet: Eine ältere Dame mit einem Sektglas in der Hand sitzt in einer Schubkarre. Um sie herum sieht man allerlei Baumaterial – das Ganze wirkt recht heiter auf mich.

Kurze Zusammenfassung:
Balbina von Buntschuh ist Witwe. Ihr reicht das Geld gerade zum Leben, da erbt sie ein marodes Mehrfamilienhaus im teuren München. Was tun? Verkaufen oder renovieren? Sie entscheidet sich für eine ungewöhnliche Aktion: Neue Mieter sollen ihre gemietete Wohnung auf eigene Kosten sanieren, dafür dürfen sie das erste Jahr mietfrei wohnen. Die Suche nach den Mietern beginnt. Wird Balbina ihr Glück finden?

Mein Leseeindruck:
Ich habe mich sofort in dieses Buch hineingelesen und bin darin versunken. Die Protagonistin Balbina wirkt sympathisch und humorvoll, dabei unerfahren, was den Bereich des Hauseigentümers betrifft, und versucht das Beste für ihre (zukünftigen) Mieter zu organisieren. Dabei gilt es immer wieder neue Herausforderungen zu meistern.

Als gelernte Buchhändlerin möchte sie gerne im Ladenbereich ihres geerbten Hauses ein Büchercafe einrichten. Doch bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg.

Die weiteren Protagonisten, die alten und neuen Hausbewohner, sind ganz wunderbar beschrieben. Man kann sich diese Wohnzweckgemeinschaft richtig gut vorstellen. Ein Traum vom Miteinander-Leben. Jeder ist für jeden da, viele bringen sich ein. Mit viel Humor und Charme sind diese Protagonisten beschrieben.

Mit viel Wortwitz hält die Autorin ihre Leser bei der Stange, man fühlt sich wohl beim Lesen, man möchte wissen, wie Balbina das Projekt stemmen wird. Dass dabei auch ihr Liebesleben eine bedeutungsvolle Rolle bekommt, macht den Roman umso lesenswerter.

Der Roman schreit nach einer Fortsetzung!

Am Ende des Buches findet man noch Balbinas leckeres Käsekuchen-Rezept.

Fazit:
Das Buch habe ich an wenigen Abenden verschlungen. Es hat mich ganz wunderbar unterhalten. Der Traum von einem Mehrgenerationen-Haus kann wahr werden, wenn alle an einem Strang ziehen und sich jeder mit seinen Stärken einbringt – und wenn man das Glück in sein Leben lässt.

Bewertung: ***** von *****

Das Mädchen Jannie (Petra Hammesfahr)

Interessante Geschichte – leider etwas langatmig

Es gibt Bücher von Petra Hammesfahr, die finde ich sehr gelungen, deshalb freue ich mich immer wieder auf neue Bücher von ihr. Allerdings sind manche etwas langatmig, was auf dieses Buch leider auch wieder zutrifft.

Beschreibung des Buches:
„Das Mädchen Jannie“ ist 2019 als Hardcover im Diana-Verlag erschienen. Das Buch hat 512 Seiten. Auf dem Titelbild sieht man ein Mädchen im strömenden Regen auf einem Feldweg in Richtung eines einsamen Hauses laufen – das Bild ist gut zum Inhalt gewählt.

Kurze Zusammenfassung:
Jannie, die an Miro verkauft wurde,  zieht mit einem kleinen Jungen und einigen Frauen bettelnd durch die Orte. Sie ist ca. 11 Jahre alt als sie auf Dieters einsamen Hof trifft und von ihm aufgenommen wird. Während sie sich rührend um Dieters bettlägerige und von einem Schlaganfall gezeichnete Mutter kümmert, versorgt Dieter sie mit Schulunterlagen, Kleidung und Spielzeug. Dieter ist Autor, er arbeitet an einem besonderen Roman, deshalb dient ihm Jannie und ihr Leben als Vorlage – er hat noch einiges mit ihr vor. Gleichzeitig plant er einen Rachefeldzug gegen eine ihm nicht wohlgesonnene Rezensentin…

Mein Leseeindruck:
Eigentlich fand ich die Geschichte um Jannie sehr interessant konstruiert. Es geht um einen Thriller-Autor, eine Rezensentin, ein entlaufenes Mädchen und um die Aufklärung von mysteriösen Mordfällen. Alles eigentlich, was einen Krimi oder sogar einen Thriller ausmacht könnte.

Doch die Geschichte zieht sich etwas langatmig durch die Seiten, während die Perspektiven regelmäßig wechseln. Abwechselnd wird der Roman aus Jannies Sicht, Dieters Gedanken und Handlungen als auch mit der Perspektive auf die Ermittlungen zu den Mordfällen erzählt. Man erlebt hier alles hautnah mit. Und trotzdem kann mich das Buch auf vielen Seiten nicht fesseln.

Da der Schreibstil an sich mir gut gefällt, die Idee dieses Buches mehr erhoffen ließ, habe ich es bis zum bitteren Ende gelesen. Ich denke, man hätte das Buch auch kürzer und dafür  spannender schreiben können.

Das letzte Drittel hat mich dann wieder etwas mehr gepackt und leicht versöhnt.

 Fazit:
Schade, wieder einmal konnte mich ein Titel von Petra Hammesfahr nicht vollständig überzeugen. Ich würde mir wünschen, die Autorin würde ihre Romane nicht unnötig in die Länge ziehen.

Bewertung: *** von *****