Fahrgemeinschaft (Meddi Müller)

Frankfurt-Krimi – spannender Fall – interessantes Ermittler-Duo

Der 2. Fall des Ermittler-Duos Shaft und Grotte.

Beschreibung des Buches:
„Fahrgemeinschaft“ von Meddi Müller ist 2021 edition-krimi als Taschenbuch mit 260 Seiten erschienen. Das Cover des Buches ist recht dunkel gehalten, es ist eine Stretch-Limousine mit Fahrer vor markanten Hochhäusern der Frankfurter Skyline abgebildet. Mich hat das Titelbild neugierig gemacht.

Kurze Zusammenfassung:
Nachdem eine Obdachlose am Mainufer tot aufgefunden wurde, will die Polizei die Suche nach einem vermeintlichen Mörder schnell einstellen. Man glaubt an einen selbst verschuldeten Tod. Doch Kommissarin Sabine Grotewohl und ihr Kollege Christian Köhler stellen trotzdem Nachforschungen an und erfahren, dass die Tote keine Unbekannte ist und aus guten Verhältnissen stammte.

Mein Leseeindruck:
Ich lese gerne Krimis mit Lokalkolorit, wenn sie dann noch in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet spielen, dann MUSS ich sie lesen. Dieser Krimi bietet genau das.

Die Schauplätze des Krimis sind Frankfurt am Main und Umgebung. Viele Örtlichkeiten kennt man, so dass man beim Lesen ein genaues Bild vor Augen hat.

Der Schreibstil des Autors gefällt mir, viel wörtliche Rede, was den Krimi sehr lebendig macht. Der Fall ist spannend konstruiert, man könnte die Lösung erahnen – wird dann aber doch überrascht vom Ende des Krimis. Die Szenerien wechseln  rasant. Es wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt, so dass man als Leser/in manchmal mehr weiß als das Ermittlerteam.

Was mir an diesem Krimi auch gut gefällt ist, dass ein besonderer Fokus auf das Ermittlerduo gelegt ist. Christian Köhler wohnt noch bei seiner Mutter, er fährt einen Oldtimer, müsste eigentlich nicht arbeiten und fällt manchmal durch seine dunkle Hautfarbe auf. Die Lebensgefährtin von Sabine Grotewohl erwartet ihr erstes gemeinsames Kind, entsprechend aufgeregt sind alle. Die Ermittler wirken auf mich sympathisch.

Der Fall selbst ist gut entwickelt, er birgt einiges an Potential und die Lösung ist nicht vorhersehbar.

Fazit:
Ein Frankfurter Krimi mit einem regionalen Touch. Der Fall ist interessant konstruiert. Mich hat das Ermittlerduo gut unterhalten, auch wenn ich als Leserin manchmal schon mehr wusste als die Kommissare. Ich freue mich auf weitere Fälle des sympathischen Duos.

Bewertung: ***** von *****

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Grillwetter (Hans-Henner Hess)

Die Thüringer Bratwurst in Gefahr – kein Krimi für Veganer 😉

Von Hans-Nenner Hess habe ich bereits „Das Schlossgespinst“ mit seinem Anwalt Fickel gelesen.

Beschreibung des Buches:
Das Taschenbuch „Grillwetter“ von Hans-Henner Hess ist im Dumont-Verlag 2017 erschienen. Es hat 348 Seiten. Auf dem Titelbild sieht man eine rötlich gestreifte Markise vor einem grünen (Garten) Hintergrund, eigentlich ein eher unspektakuläres Bild, aber sehr passend zu den anderen Covern der Krimireihe um den Anwalt Fickel. Es handelt sich hier um den 4. Band.

Kurze Zusammenfassung:
Der Insolvenzverwalter des Traditionsunternehmens Krautwurst Thüringer Wurstspezialitäten ist verschwunden. Die Produktion der Thüringer Bratwurst in höchster Gefahr. Hat er sich mit dem Geldkoffer des Fleischereiinhabers davon gestohlen oder ist er vielleicht erschlagen und zu Wurst verarbeitet worden? Anwalt Fickel ist involviert, er soll einen der Verdächtigen verteidigen.

Mein Leseeindruck:
Diesen Krimi habe ich an warmen Frühlingstagen bei herrlichem Grillwetter verschlungen, mir ist nicht der Appetit vergangen, obwohl man in diesem Krimi einiges über Schlachttiere, das Schlachten und das Verarbeiten von Fleisch erfährt. Als Veganer hätte man da sicherlich mehr Schwierigkeiten gehabt…

Wenn man einen Krimi um Anwalt Fickel liest, dann muss man mit skurrilen Figuren und lustigen Geschichten rechnen, nicht zu vergessen, die verworrenen Liebesbeziehungen, die ebenfalls eine besonderen Teil des Romans ausmachen. So stellt sich einem beim Lesen ab und an die Frage „Wer ist hier nun tatsächlich mit wem liiert oder war es?“

Dieser Regionalkrimi ist nicht unbedingt als spannend zu bezeichnen, er lebt von den Charakteren, dem Dialekt und den lustigen Geschichten zwischendurch, wenn z.B. nicht nur Fleisch in der Wurst zu finden ist….

Dem Autor gelingt es mit viel Humor einen witzigen Regionalkrimi zu kreieren. Die Figuren wachsen einem von Fall zu Fall ans Herz.

Man kann diesen Krimi auch lesen, wenn man die anderen Bände nicht kennt.

Fazit:
Auch dieser Krimi um Anwalt Fickel ist kurzweilig und lustig, allerdings nicht besonders spannend, er hat mich aber trotzdem gut unterhalten.

Bewertung **** von *****

Im Wald (Nele Neuhaus)

Ein Dorf unter Verdacht

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Ich bin Nele Neuhaus Leserin der ersten Stunde. Habe ihre Krimis schon gelesen (Testleser) als sie noch nicht bekannt war. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir. Das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Sanders ist mir ans Herz gewachsen, im Vordertaunus bin ich zuhause und Krimis liebe ich, deshalb musste ich auch unbedingt dieses Buch lesen.

Beschreibung des Buches:
Das Buch „Im Wald“ ist im Oktober 2016 im Ullstein Verlag mit 560 Seiten als Hardcover Buch erschienen.  Es ist der achte Fall um das Ermittlerduo von Bodenstein/Sander. Auf dem Titelbild läuft ein Fuchs auf einem umgestürzten Baumstamm, der Hintergrund ist blau/grau gehalten. Das Cover passt gut in die Reihe der Taunuskrimis. Auffällig ist, dass gerade sehr viele Bücher erscheinen auf denen ein Fuchs abgebildet ist. Hier passt das Bild zum Inhalt, in dem ein kleiner Fuchs eine besondere Rolle spielt.

Kurze Zusammenfassung:
In einem Dorf (Ruppertshain, Stadtteil von Kelkheim am Taunus) brennt ein Wohnwagen mitten im Wald nieder. Als bei der Spurensicherung eine Leiche gefunden wird, bekommen Oliver von Bodenstein und Pia Sanders ihren Einsatz. Doch dieser Todesfall ist nicht der Einzige im Ort, schnell macht sich Panik unter den Dorfbewohnern breit. Auch Oliver von Bodenstein scheint in eine alte Geschichte verwickelt zu sein. Bald misstraut jeder jedem. Können die zwei Kriminalbeamten den Fall und auch die offensichtlich dazugehörigen Fälle lösen? Ist Oliver von Bodenstein als Ermittler nicht zu tief in die Geschehnisse verwurzelt?

Mein Leseeindruck:
Wie immer musste ich diesen Krimi direkt nach dem Erscheinen lesen auch wenn mein SUB (Stapel ungelesener Bücher) noch eine Vielzahl von Büchern aufweist. Dieses Mal habe ich den Krimi als Ebook gelesen, bisher habe ich Druckausgaben bevorzugt.

Wie von Nele Neuhaus gewohnt, beginnt das Buch mit einem Prolog, der im Sommer 1972 spielt. Zur besseren Verständlichkeit gibt es zu Beginn des Buches ein Personenregister (das ist auch unbedingt von Nöten) und Landkartenausschnitte, um sich die örtlichen Gegebenheiten besser vorstellen zu können.

Der Aufbau des Krimis erfolgt nach dem bekannten Schema, verschiedene parallele Handlungsstränge führen die Personen in die Geschichte ein. Manch einer kommt einem schon schnell verdächtig vor, doch immer weitere Erkenntnisse aus früheren Tagen lassen Zweifel an der Schuld aufkommen. Die einen Charaktere findet man sympathisch, andere eher unsympathisch. Die Dorfbewohner sind sehr anschaulich beschrieben, man meint den ein oder anderen zu erkennen (wenn man aus der Gegend stammt).

Der Autorin gelingt es bewundernswerter Weise immer sehr gekonnt, diese Handlungsstränge wieder zusammen zu führen und Spannung gezielt aufzubauen.

Die Beschreibung der Örtlichkeiten und der einzelnen Charaktere haben mir wieder gut gefallen. Wörtliche Rede macht diese Krimis immer sehr lebendig und auch der Dialekt wirkt sehr authentisch. Man fühlt sich meistens in die Handlung hineinversetzt und hört mitunter die einzelnen Geräusche, riecht die beschriebenen Düfte.

Die Örtlichkeiten und Personen kann man sich bildlich vorstellen. Als Leser aus dem Taunus erkennt man vieles wieder und freut sich darüber, wenn bekannte Straßen und Plätze genannt werden. Nicht umsonst erfreuen sich immer mehr „Regionalkrimis“ großer Beliebtheit.

Die Geschichte selbst hat mich aber dieses Mal nicht so ganz gefesselt. Ich habe an diesem Buch mehr als 12 Tage gelesen, was für meinen Lesekonsum eine absolut lange Zeit ist. Die zahlreichen Personen haben mich verwirrt, da half auch das Personenregister nicht viel. Ich möchte im Lesefluss bleiben können. Auch wenn ich nicht stundenlang hintereinander lese, sollten mir die Personen beim Weiterlesen an den Folgetagen vertraut vorkommen. Da möchte ich nicht ständig wieder blättern müssen („wer war das noch? In welcher Beziehung steht der zu dem?“). Der Funke ist einfach somit nicht übergesprungen. Auch wenn das Thema „verschwundenes Kind“ hier in unserer Gegend immer noch gegenwärtig ist, hat mich die Lösung dieses konstruierten Falles nicht überzeugt. Zu Vieles erschien mir einfach zu unrealistisch.

Fazit:
Ich liebe Nele Neuhaus Krimis, auch wenn mir dieser nicht so gut gefallen hat, werde ich auch den nächsten ganz bestimmt lesen. Die Geschmäcker sind verschieden, dieses Mal konnte mich der Krimi nicht ganz überzeugen.

Bewertung: ***

Apfelwein trifft Weissbier (Andrea Habeney)

Jenny Beckers sechster Fall

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Ich habe schon einige Krimis von Andrea Habeney mit ihrer Kommissarin Jenny Becker gelesen und freue mich immer wieder, wenn es einen neuen Fall gibt. Gerade Krimis mit Lokalkolorit gefallen mir – und wenn sie dann noch im Rhein-Main-Gebiet spielen, dann lese ich sie besonders gerne.

Beschreibung des Buches:
Der Krimi „Apfelwein trifft Weissbier“ von Andrea Habeney ist 2015 im CONTE-Verlag als Taschenbuch erschienen. Das Buch hat 233 Seiten. Es handelt sich hier um den sechsten Fall um die Kommissarin Jenny Becker aus Frankfurt am Main. Das Titelbild ist in leuchtendem Blau gehalten. Im oberen Teil ist ein Teil der Frankfurter Skyline (im Vordergrund die neue EZB) und im unteren Teil eine Berg- und Seenlandschaft (Bayern) zu sehen. Der Titel als auch das  Cover weist auf die unterschiedlichen Ermittlungsörtlichekeiten hin.

Kurze Zusammenfassung:
Die Kommissarin Jenny Becker macht mit ihrem Freund Staatsanwalt Biederkopf Urlaub im Bayrischen Wald. Als sie in einem Silberbergwerk einer Trauung beiwohnen wollen, finden sie einen Toten in einem versteckten Teil der Höhle. Es ist der Bräutigam. Ungewollt ist Jenny plötzlich in Ermittlungsarbeiten verstrickt. Zuhause angekommen erwartet Jenny ein weiterer Todesfall im Vordertaunus. Kurze Zeit später wird eine Tote auf einer Bank im Palmengarten gefunden. Irgendwie scheinen die drei Todesfälle miteinander zu tun zu haben.

Mein Leseeindruck:
Mich hat zuerst das Titelbild sehr angezogen. Ich finde es sehr gelungen. Auch der Titel macht neugierig auf diesen Krimi, wobei die „Nationalgetränke“ hier weniger eine Rolle spielen, trotzdem ist der Hinweis auf einen „länderübergreifenden“ Krimi doch sehr deutlich.

Mir gefällt die unkonventionelle Art in der Jenny ermittelt. Sie hat ein tolles Team, das sehr sympathisch wirkt. Während man zu Beginn des Krimis meinen könnte, ihre Liebesbeziehung zum Staatsanwalt würde mehr in den Vordergrund treten, so ist im fortlaufenden Fall der Fokus mehr auf die Ermittlungsarbeit gerichtet.

Besonders schön finde ich in diesem Regionalkrimi, dass ich die meisten Lokationen ganz gut kenne und ich deshalb alle Szenen sehr gut vor Augen habe. So bin ich beim Lesen meist mitten im Geschehen. Wie auch in den Vorgängerfällen sind die Tatortszenen nicht zu grausam, es geht, wie immer, eher um die Ermittlungsarbeit.

Die Autorin scheint sich gut mit der medizinischen Materie auszukennen, zumindest deuten die expliziten Erklärungen zu einigen Arzneimitteln daraufhin.

Der Fokus in den einzelnen Kapiteln ist immer auf Kommissarin Jenny Becker, so hat man als Leser keinen „Vorsprung“ und kann „mitraten“. Auch in diesem Krimi entfallen komplizierte und verwirrende Rückblicke und es gibt nicht zu viele Akteure.

Hinweis:
Man muss die fünf früheren Fälle nicht gelesen haben, um in diesen Krimi einzutauchen.

Fazit
Ein weiterer spannender Fall um die Kommissarin Becker. Mir hat der Krimi gut gefallen!

Bewertung: ****

Festspielfieber (Tim Frühling)

Mord in der Festspielstadt Bad Hersfeld

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Ich hatte bereits das Vergnügen den ersten Band um den Kommissar Daniel Rohde „Der Kommissar in Badeshorts“ lesen zu können. Jetzt gibt es eine „Fortsetzung“, ein Mord in der Festspielstadt Bad Hersfeld.

Beschreibung des Buches:
„Festspielfieber“ von Tim Frühling ist im emons-Verlag 2016 als Taschenbuch erschienen. Der Kriminalroman hat 190 Seiten. Es ist der zweite Krimi von Tim Frühling, Moderator und „Wetterfrosch“ beim Hessischen Rundfunk. Sein erstes Buch „Nichts kann ich mir am besten merken“ erschien bereits 2013 im Fischer-Verlag.

Das Titelbild ist typisch für die Reihe der Regionalkrimis des emons-Verlages. Hier zieren meist signifikante Fotos der Orte, in denen die Krimis spielen, die Bücher. Bei „Festspielfieber“ wurde ein Foto eines Turmes der Stiftsruine in Bad Hersfeld am Abend gewählt. Der Titel selbst ist in Prägeschrift  in oranger Farbe gestaltet.

Kurze Zusammenfassung:
In der Festspielstadt Bad Hersfeld wird für ein neues Stück geprobt. Zwei sehr unterschiedliche Schauspielerinnen und ein Schauspieler treffen in einem Drei-Personen-Stück aufeinander. Nach einer der ersten Proben wird die exzentrische Darstellerin Natascha Gessler tot in ihrer Garderobe aufgefunden. Es gibt viele Verdächtige. Daniel Rohde und sein Team sind mit den Ermittlungen beauftragt.

Mein Leseeindruck:
Da mir der erste Krimi um Kommissar Rohde schon gut gefallen hat, wollte ich auch unbedingt diesen Krimi lesen, zumal ich das Thema „Mord bei den Festspielen“ schon recht spannend fand.

Der Krimi beginnt zunächst recht unterhaltsam mit der Einführung der Hauptpersonen. Die sehr unterschiedlichen Charaktere der Schauspieler und der Regisseurin sind dabei wunderbar herausgestellt. Man kann sich die exzentrische Diva so richtig gut vorstellen. Mit Witz und viel Sprachhumor bekommt man als Leser einen Eindruck, wie es so unter Schauspielern zugehen kann. Auch die weiteren Protagonisten haben alle ihren besonderen Charme.

Bis zum Mord an Natascha Gessler steht in diesem Krimi eher der Sprachwitz als die Spannung im Vordergrund. Nach und nach werden so die verschiedensten Mitwirkenden in die Geschichte eingeführt. Dabei geizt Tim Frühling nicht mit Dialogen, die teils im Dialekt geführt werden und besonders bei seinen Lesungen zu dem ein- oder anderen Lacher führen.

Im mittleren Teil des Buches gibt es einen weiteren Erzählstrang, der in die 80er/90er Jahre zurückreicht. Hier beginnt der Krimi an Fahrt aufzunehmen und die Spannung steigt.

Was mir auch hier wieder auffällt, sind die geschichtlichen Hintergründe, die Tim Frühling über die Örtlichkeiten und Personen rund um Bad Hersfeld, im Verlauf des Krimis so ganz nebenbei dem Leser mitgibt.

Es ist besonders der Sprachstil, der den unterhaltungswert dieses Krimis ausmacht, die Beobachtungsgabe, die Tim Frühling an den Tag legt, wenn er seine Personen und die Umgebungen beschreibt. Hier fällt sein besonderes Gespür für das Witzige auf, mit dem es Tim Frühling schafft, den Leser zu unterhalten. Es ist fast bis zum Schluss nicht klar, wer der oder die Täter/in ist. Auch wenn im Verlaufe des Krimis doch so einige Spuren gelegt werden.

Fazit
Ein Krimi mit dem gewissen Sprachwitz, humorvoll, kurzweilig und spannend zugleich. Wer einen Festspielabend in Bad Hersfeld besucht, der sollte auf alle Fälle zu diesem Krimi greifen.

Bewertung: *****

Und wer zu einer Lesung mit Tim Frühling gehen möchte, der findet hier die Daten:
http://www.tim-fruehling.de/

 

Das Schlossgespinst (Hans-Henner Hess)

Humorvoller und etwas skurriler Regionalkrimi

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Beschreibung des Buches:
Das Taschenbuch „Das Schlossgespinst“ von Hans-Henner Hess ist im Dumont-Verlag 2016 erschienen. Es hat 363 Seiten. Das Titelbild ziert ein gehäkelter Kaktus im Blumentopf. Kakteen bzw. Gehäkeltes scheinen typisch für die Bücher um den Anwalt Fickel zu sein, sie zieren auch die vorhergehenden Buchdeckel dieser Reihe. Es handelt sich um den 3. Band der Krimiserie um Fickel.

Kurze Zusammenfassung:
Der Sommer im thüring‘schen Meiningen ist heiß, da wird die hochbetagte ehemalige Bürgermeisterin der Stadt, Rote Elfriede genannt, ermordet. In ihrem Testament bedenkt sie ihren Hund als Haupterben und ihre junge Freundin Astrid Kemmerzehl als seine zukünftige Besitzerin. Anwalt Fickel hat den Nachlass der Elfriede Langguth zu verwalten und wird somit in die Mördersuche zwangsläufig hineingezogen.

Mein Leseeindruck:
Die ersten Seiten dieses Buches sind mir etwas schwer gefallen, musste ich mich doch in den Schreibstil des Autors erst „hineinarbeiten“, der so ganz anders ist, als ich es von Regionalkrimis gewöhnt bin.

Das Buch lebt von den witzigen Figuren der Geschichte und den Verstrickungen untereinander: Der legere Anwalt Fickel (der zuweilen im Hawaii-Hemd seinen Auftritt hat), dessen Ex-Frau (die Staatsanwältin, die sich zu höherem berufen fühlt), der Maulwurf (Freund und Archivar) müssen hier unbedingt genannt werden. Auch der kleine Hund, als Erbe, hat seine ganz eigene Rolle in diesem Krimi.

Hans-Henner Hess erzählt mit viel Humor einen Krimi, der zwar nicht unbedingt spannend, aber überaus lustig ist. Mir haben besonders die Szenen des Maskenballes gefallen, hier gelingt es dem Autor seinen Figuren noch einen besonderen Touch zu verleihen, man kann sich beim Lesen einzelnen Personen wunderbar vorstellen und mit raten, wer hinter welcher Maske stecken mag.

Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi, der zwar nicht besonders spannend, aber lustig ist. Mit viel Humor gespickt hat er mich gut amüsiert.

Bewertung: ****

Dicker als Blut (Katja Kleiber)

Unkonventionelle Privatdetektivin ermittelt in Frankfurt

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Immer wieder gerne lese ich Krimis mit Lokalkolorit, besonders wenn sie im Rhein-Main-Gebiet bzw. in Frankfurt am Main angesiedelt sind. Auch von Urlaubsorten nehme ich mir gerne einen Krimi mit… Jetzt konnte ich wieder einen echten Frankfurt-Krimi lesen.

Beschreibung des Buches:
Der Krimi „Dicker als Blut“ von Katja Kleiber ist im Leinpfad-Verlag erschienen. Er hat 253 Seiten. Es ist der erste Fall um die Privatdetektivin Sandy, die in Frankfurt am Main ermittelt.

Die Autorin liest selbst gerne Krimis und Thriller und lebt seit über 20 Jahren in Frankfurt. 2014 war sie für den Jacques-Berndorf-Preis nominiert.

Das Titelbild ist in schwarz/rot/olivgrün gehalten. Es zeigt einen Teil der Skyline, einen roten Himmel und eine Person mit Punkfrisur. Mich hätte allein das Titelbild nicht angesprochen, der Klappentext des Buches aber weit mehr.

Kurze Zusammenfassung:
Sandy ist Privatdetektivin in Frankfurt am Main. Als der bekannte Rechtsanwalt Hans Jochen Ebert erstochen in seiner Kanzlei aufgefunden wird, beauftragt seine Tochter Verena die Ex-Punkerin Sandy. Diese ermittelt auf recht unkonventionelle Weise. Als ein zweiter Mord geschieht, zeigt sich, dass es in diesem Fall um mehr geht als um eine Wohnungskündigung, wie zunächst angenommen.

Mein Leseeindruck:
Der Sprachstil der Autorin hat mich sofort angesprochen. Auch wenn dieser Krimi in der Ich-Form aus Sicht von Sandy, der Privatdetektivin, erzählt ist (was mir manchmal nicht so gefällt), so hatte ich schon bei den ersten Sätzen den Eindruck, dass dieser Krimi mir gefallen könnte. Die Szenen sind sehr detailreich beschrieben. Man kann sich richtig in die Geschehnisse hineinversetzen, fast wie bei einem Drehbuch.

Das Buch ist in viele Kapitel unterteilt, die Lust aufs Weiterlesen machen (auch wenn ich z.B. immer gerne ein Kapitel fertiglese, bevor ich ein Buch zuklappe), da die Überschriften manchmal wie ein Cliffhanger auf mich wirken.

Das Privat- und Liebesleben von Sandy kommt in diesem Krimi nicht zu kurz, das gefällt mir gut. Noch kann ich mich nicht entscheiden, ob ich Sandy sehr sympathisch finde, auf alle Fälle gefällt mir ihre Art, die Dinge anzugehen. Es ist schon erstaunlich, dass sich eine ehemalige Punkerin als Privatdetektivin auf den Weg macht, aber gerade ihre Milieukenntnisse und ihre dadurch unkonventionelle Art zu ermitteln machen diesen Krimi so interessant. Was mir auch gut gefällt sind die Frankfurter Ortsbeschreibungen, das mag ich besonders an den Regionalkrimis.

Die Spannung wird im ganzen Buch gehalten. Es werden immer wieder neue Fährten gelegt. Das eigentliche Thema bzw. der Grund für den ersten Mord, lichtet sich erst im letzten Viertel des Buches, so lange bleibt alles doch eher im Verborgenen.

Fazit
Schön, noch einer weiteren Frankfurter Autorin „über den Weg gelaufen“ zu sein, die ihre Privatdetektivin in Frankfurt Kriminalfälle ermitteln lässt. Ich würde mich sehr über neue Fälle von Sandy freuen.

Bewertung: *****

Verschollen in Mainhattan (Andrea Habeney)

Spannend bis zum Schluss

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Mehr durch Zufall bin ich auf diesen tollen Krimi gestoßen. Ich liebe Krimis mit Lokalkolorit, insbesondere wenn sie im Rhein-Main-Gebiet (und speziell in Frankfurt am Main) spielen oder an einem Urlaubsort, an dem ich schon war.

Beschreibung des Buches:
Der Krimi „Verschollen in Mainhattan“ von Andrea Habeney ist im CONTEverlag erschienen. Er hat 244 Seiten. Es ist der fünfte Fall um die Kommissarin Jenny Becker aus Frankfurt am Main.

Das Titelbild zeigt einen Teil der Skyline Frankfurts, getaucht in wunderbares Sonnenlicht.

Kurze Zusammenfassung:
Jenny Becker ist mit dem Staatsanwalt Biederkopf frisch liiert, da verschwindet er plötzlich. Auf der Arbeitsstelle taucht eine Krankmeldung auf, die Jenny nicht beruhigen kann, sie stellt heimlich eigene Nachforschungen an. Als dann noch sein bester Freund Erich Möbius von einem Hotelhochhausdach stürzt, ist Jenny vollständig in den „Fall“ einbezogen und ermittelt mit ihren Kollegen Sascha und Logo.

Mein Leseeindruck:
Schon von der ersten Seite an hat mich dieser Krimi gefesselt. Ich habe ihn kaum aus der Hand legen können und ihn an einem Wochenende verschlungen. Der Sprachstil der Autorin gefällt mir. Ich konnte sofort in die Geschichte einsteigen.

Für mich gehört zu einem Krimi auch immer das Privatleben der ermittelnden Personen – und das kommt hier wahrlich nicht zu kurz. Das liegt sicherlich auch an dem Fall, der letztendlich zu lösen ist. Die einzelnen Tat- und Ermittlungsorte sind mir zum größten Teil bekannt, umso mehr machte es mir Spaß diesen Krimi zu lesen, weil ich mir die Gegebenheiten sehr gut vorstellen konnte.

Das Ermittlerteam ist sympathisch dargestellt, die Tatortszenen sind nicht zu grausam. Es geht hier eher um die Ermittlungsarbeit.

Die einzelnen Kapitel haben ihren Fokus immer auf Kommissarin Jenny Becker, so hat man als Leser keinen „Vorsprung“, d.h. man hat keine zusätzlichen Hinweise auf Täter. Das gefällt mir gut. Es entfallen komplizierte Rückblicke und zu viele Akteure, die mir manche Krimis zu kompliziert machen.

Man muss die vier früheren Fälle nicht gelesen haben, um diesen Krimi zu lesen. Dennoch werde ich sicher nach und nach alle anderen Fälle lesen!

Fazit
Es freut mich, dass ich nach den schon im Rhein-Main-Gebiet bekannten Autoren/innen eine weitere Autorin toller Krimis entdeckt habe. Ich freue mich auf neue Fälle um die Kommissarin Jenny Becker!

Bewertung: *****

Erleuchtung: Kriminalroman (Ein Karen-Stark-und-Paul-Bremer-Krimi, Band 8) (Anne Chaplet)

Kein reiner Regionalkrimi

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Das Buch „Erleuchtung“ von Anne Chaplet ist als Hardcover-Buch im List-Verlag erschienen und umfasst 318 Seiten.
Das Titelbild zeigt einen Grabstein nebst Krähe auf der Spitze des Steins. Die Farben sind düster gehalten. Es wurde passend zum Inhalt gut gewählt.

Der Frankfurter Hauptkommissar Giorgio DeLange erfährt auf einer Reise durch Peru, dass der in Finanzkreisen wohlbekannte Karl-Heinz Neumann keine Schule aufgebaut hat, wie er immer behauptete. Vielmehr ist bekannt, dass sich dort eine Terrorgruppe gebildet hat.
Zurück in Frankfurt wird DeLange gemobbt und zu Archivar-Arbeiten in den Keller versetzt. Erst dann beginnt er intensive eigene Nachforschungen, diese ziehen auch seine beiden Töchter und seine Freundin, die Staatsanwältin Karen Stark, fast mit ins Verderben.

Das Buch beginnt mit einem Prolog über eine Vermisstenmeldung, die 40 Jahre zurückliegt. Dieser Fall findet im Krimi ebenfalls seine Bedeutung. Im Buch wechseln die Sichtweisen kapitelweise. Einmal werden die einsamen Ermittlungen von DeLange beschrieben, dann wieder in parallelen Handlungssträngen die Erlebnisse der Staatsanwältin und seiner Töchtern. Außer Peru und Frankfurt gibt es noch einen hessischen Schauplatz bei Grünberg.

Eigentlich lese ich gerne Regionalkrimis und dachte, bei Anne Chaplet bin ich richtig. Doch dieser Krimi geht über einen Regionalkrimi hinaus. Die Schauplätze wechseln häufig. Es haben viele Personen an der Geschichte teil. Die vielen Namen verwirren etwas und sind deshalb nicht immer eindeutig zuzuordnen ohne dass man im Buch zurückblättern muss. Auch das Thema hat mich nicht wirklich angesprochen, wobei ich die Verbindung zu einem in der Vergangenheit liegendem Fall schon interessant fand. Man hätte darin vielleicht mehr Gewicht legen können.

Im mittleren Teil fehlte mir die Spannung, die kam dann doch noch am Ende zurück und fesselte mich.

Die Beziehungsverhältnisse des Kommissars zu seiner Freundin und den Töchtern sind verzwickt, aber gut beschrieben. Überhaupt gefällt mir der Sprachstil von Anne Chaplet sehr gut, nicht alleine deshalb habe ich das Buch dann doch fertig gelesen und vergebe hiermit vier Sterne.

Bewertung: ****

Bullen und Schweine: Kommissar Wolf rettet die Welt (Josef Kelnberger)

Regionalkrimi aus Bayern ?

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Beschreibung des Buches:
Der Krimi „Bullen und Schweine“ von Josef Kelnberger ist beim Kindler-Verlag als Taschenbuch erschienen. Das Buch umfasst 350 Seiten.
Auf dem Titelbild ist ein ausgehobenes Grab mit einem rosa Sarg zu sehen.

Kurze Zusammenfassung:
In einem Dorf in Niederbayern: Ein Toter wird in einem Sarg entdeckt, der normalerweise zur Aufbewahrung toter Schweine benutzt wird. Der für die Provinz zuständige Kommissar Hubert Hartmann und sein Kollege Kommissar Konrad Wolf aus München ermitteln.
Der Tote war ein Futtermittelhersteller, seine Ehefrau ist die Jugendfreundin, Klara, von Wolf, weshalb sich dieser privat für den Fall interessiert. Bei den Ermittlungen kommt es zu weiteren Todesfällen.

Mein Leseeindruck:
Der Anfang des Buches gefiel mir zunächst recht gut. Allerdings tauchen mehr und mehr Personen auf, die das Ganze schnell unübersichtlich werden lassen. Die ausführlichen Beschreibungen eines Schlachtvorganges sind nicht unbedingt etwas für sensible Leser, allerdings zeigen sie ganz gut die Abgestumpftheit der handelnden Personen. Was besonders stört, sind die dämonischen Gedankengänge des Kommissars Wolf. Sie sind nicht unbedingt wichtig für den Verlauf der Geschichte. Zwar hat dieser Krimi von allem etwas: Korruption, Eheskandale, Tote, doch die Geschichte wirkt sehr konstruiert und die Personen kommen fast alle unsympatisch rüber. Man kann sich mit keiner Person so recht anfreunden. Das Regionale an dem Krimi kommt so gut wie gar nicht zur Geltung.

Fazit:
Ein Krimi, von dem ich mir nicht unbedingt eine Krimi-Reihe wünsche. Ich hatte einen Regionalkrimi erwartet. Stattdessen habe ich einen Krimi gelesen, der von allem etwas bieten wollte ‚ es aber nicht konnte.

Bewertung: ***