Der große Sommer (Ewald Arenz)

Erste Liebe, Freundschaft und Familiengeborgenheit

Meinen Mann hat der Klappentext angesprochen, es war sein Wunschbuch, deshalb hat er es auch vor mir gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Der große Sommer“ von Ewald Arenz ist 2021 als Hardcover mit 318 Seiten im DuMont Buchverlag erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine junge Frau nach einem Sprung ins Wasser eintauchen.

Kurze Zusammenfassung:
Friedrich besucht den Friedhof in seiner Heimat und erinnert sich an einen ganz besonderen Sommer seiner Jugend, den er bei seinen Großeltern in den Ferien verbringen musste. Hier hat ihm der Großvater Nachhilfe in Mathe und Latein gegeben, um die Nachprüfung zur Versetzung in eine weitere Klassenstufe zu erreichen. Die Sommerferien entwickeln sich durch die Bekanntschaft mit Beate zu einer ganz besonderen Zeit..

Mein Leseeindruck:
Die Geschichte des besonderen Sommers ist in der Ich-Perspektive aus Sicht von Friedrich erzählt. Sie spielt in den 1980er Jahren, es gibt noch Telefonzellen.

Ich bin im gleichen Jahrzehnt wie der Protagonist geboren und konnte mich richtig gut in die Gedanken von Friedrich hineinversetzen. Der Respekt den Großeltern gegenüber, die heimliche Warmherzigkeit des Großvaters, der immer im Hintergrund bemüht ist, die Familie zusammenzuhalten und zu helfen und die tollen Jugendfreundschaften.

Der Autor hat eine gefühlvolle, feine Sprache. Die Erzählung aus dem besonderen Sommer ist sehr authentisch. Die Charaktere sind toll gewählt. Da gibt es die große Schwester Alma, den Freund, dem ein Schicksalsschlag fast den Boden unter den Füßen wegzieht – und – Beate. Beate, die Friedrich im Freibad kennenlernt.

Es ist die Beschreibung einer ersten großen Liebe, einer wunderbaren Freundschaft und Familiengeborgenheit. Frieder erlebt all das in besagtem Sommer.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch mein Mann fand das Buch toll.

Fazit:
Ein wunderbares Buch, das fesselt, in Erinnerungen schwelgen und an die erste Liebe, Freundschaft und Großeltern erinnern lässt.

Bewertung: ***** von *****

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Kein Wunder (Frank Goosen)

Deutsch-deutsche Geschichte kurz vor dem Mauerfall

In der Bücherei bei den Neuerscheinungen gefunden: Mich haben das Cover und dann auch noch der Klappentext dieses Buches angesprochen.

Beschreibung des Buches:
„Kein Wunder“ ist 2019 im Verlag Kiepenheuer und Witsch als Hardcover mit 349 Seiten erschienen. Das Titelbild ist gemustert mit dem Bild eines Camping-Gaskochers der Marke Juwel, der in diesem Roman eine besondere Bedeutung einnimmt.

Kurze Zusammenfassung:
Förster, Fränge und Brocki sind Anfang 20 und kommen ursprünglich alle aus Bochum, wo sie sich seit der Schulzeit kennen. Fränge lebt mittlerweile in West-Berlin, die Freunde besuchen ihn regelmäßig. So auch in den Wochen und Monaten vor dem Mauerfall im Jahr 1989. Fränge führt ein kleines Doppelleben, er hat in West-Berlin Marta und im Osten der Stadt Rosa als Freundin. Mit seinem Zwangsumtausch-Geld kauft er regelmäßig einen Camping-Gaskocher der Marke Juwel, den er dann im Westen teuer wieder verkauft. Als die drei Freunde wieder einmal Rosa in Ost-Berlin besuchen, fühlt sich Förster zu der so ganz anders aufgewachsenen jungen Frau hingezogen…

Mein Leseeindruck:
Dieser Roman lebt von der Kommunikation unter den Protagonisten. Ihr Austausch über die jeweiligen Gegebenheiten in ihrer Heimat, die Beschreibungen des Ostens Berlins vor der Wiedervereinigung, dem Wissen des Lesers, dass der Mauerfall kurz bevorsteht – das macht dieses Buch so lesenswert. Auch ganz besonders dann, wenn man in dieser Zeit im gleichen Alter war.

Mir haben die so humorvoll erzählten Szenen gefallen – sei es über die Eltern der jungen Männer aus dem Ruhrpott als auch die Gegebenheiten in Ost-Berlin, wenn es um das Verhältnis von Rosa zu ihren Eltern bzw. deren Beziehung zueinander geht.

In die Stadt Berlin hineinversetzt fühlte ich mich, wenn es um die mir bekannten Plätze und Straßen ging, die ich vornehmlich während Reisen nach dem Mauerfall kennen gelernt habe. Mit 16 Jahren war ich tatsächlich auch einmal in Ost-Berlin. Lleider kann ich mich nur noch an den Grenzübertritt erinnern. Einzelne Plätze, die wir im Rahmen einer Führung besuchen konnten, sind mir leider nicht in Erinnerung geblieben.

Das Buch zeigt hier anhand der Protagonisten die doch so unterschiedliche Prägung, den elterlichen Hintergrund und das Aufwachsen in zwei doch so verschiedenen Systemen.

Ich finde, dem Autor ist es ganz wunderbar gelungen, einen humorvollen Roman mit viel Tiefgang zu schreiben, der beim Lesen unterhält, jüngste deutsche Geschichte beschreibt und zum darüber-Reden anregt.

Fazit:
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, nicht zuletzt, weil er auf humorvolle Wiese und sehr authentisch die Menschen aus Ost- und West-Deutschland beschreibt.

Bewertung: ***** von *****

Mein Sommer mit Anja (Steffen Schroeder)

Sehr gefühlvolles Buch über eine besondere erste Liebe – Erinnerungen an die eigene Jugend

Steffen Schroeder ist Schauspieler  u.a. in der ZDF Serie „SOKO Leipzig“. Er hat bereits ein sehr interessantes und aufschlussreiches Buch über seine ehrenamtliche Tätigkeit (Vollzugshelfer) Betreuung/Besuche eines Gefängnisinsassen geschrieben.

Beschreibung des Buches:
„Mein Sommer mit Anja“ ist im rowohlt Verlag 2020 als Hardcover Buch erschienen. Es hat 204 Seiten, einen Schutzumschlag und ein gelbes Lesebändchen. Das Titelbild ist eher schlicht gehalten – blaues Mosaik auf weißem Untergrund. Es erinnert tatsächlich an ein Schwimmbecken, was in diesem Buch eine zentrale Rolle spielt.

Kurze Zusammenfassung:
Ein Sommer in der 1980ern: Konrad verbringt die meiste Zeit mit seinem geistig leicht behinderten Freund Holger im Freibad. Da lernen die Zwei Anja, ein eher burschikoses Mädchen mit kurzen, dunklen Haaren, kennen. Was zunächst nur wie eine Freundschaft zu Dritt aussieht, entwickelt sich zu einer Art Liebesbeziehung. Konrad versorgt Anja, die aus einem Heim geflohen ist, mit allen wichtigen Dingen des Lebens.  Gemeinsam sind sie an den heißen Sommertagen unterwegs. Wie lange wird ihre Freundschaft oder ist es doch Liebe halten?

Mein Leseeindruck:
Die Geschichte ist aus der Sicht Konrads erzählt. Konrad ist in den 1980ern ein eigentlich ganz normaler Teenager mit den üblichen Zweifeln und Aufsässigkeitsmomenten eines Pubertierenden. Und trotzdem ist er anders als seine Klassenkameraden. Er behandelt seine Freunde fürsorglich, das gilt für seinen Freund Holger als auch für das zunächst unbekannte Mädchen Anja.

Konrad nimmt seine Welt in diesem Sommer ganz besonders intensiv wahr. Er ist auf dem Weg sich das erste Mal so richtig zu verlieben, da sind seine Gedanken zuweilen hin- und hergerissen.

Bei den Beschreibungen, wie Konrad seine Freizeit verbringt, konnte ich mich direkt in meine Kindheit und Jugend hineinversetzen. Die einzelnen Szenen sind so toll beschrieben, dass man sich wie hineinversetzt fühlt, auch ich habe so manchen Ferien-Sommertag im Freibad oder auch im nahe gelegenen Wald verbracht…

Neben den ganz wunderbaren Beschreibungen der Sommertage mit den Freunden, findet man in diesem Buch auch kleinere Episoden von Geschichten/Märchen, die sich Anja und Konrad auf ganz liebevolle Weise erzählen.

Fazit:
Ich habe dieses Buch verschlungen. Es ist einfach wunderbar geschrieben. Der Schreibstil ist unheimlich gefühlvoll. Die Szenen werden sehr detailverliebt beschrieben und die Geschichte um die drei Jugendlichen ist einfach etwas, was sehr berührt.

Bewertung: ***** von *****

Blackbird (Matthias Brandt)

Eine Jugend in den 1970ern

Dieses Buch habe ich im Regal unserer Buchhandlung auf der Spiegel-Bestseller Liste entdeckt.

Beschreibung des Buches:
„Blackbird“ von Matthias Brandt ist 2019 im Kiepenheuer & Witsch-Verlag als Hardcover-Buch erschienen. Das Buchhat 276 Seiten. Auf dem Cover ist eine rote Parkbank mit eher tristem Hintergrund zu sehen.

Kurze Zusammenfassung:
Der 15-jährige Morten Schumacher (Motte) erfährt, dass sein bester Freund Bogi sehr schwer erkrankt ist. Seine Gefühle hinsichtlich des Freundes, aber auch zu einem gleichaltrigen Mädchen übermannen ihn. Er ist in seinen Gedanken, Gefühlen hin- und her gerissen, so, wie das zahlreichen Jugendlichen in seinem Alter passiert…

Mein Leseeindruck:
Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben. Der Sprachstil gefällt mir gut. Der junge Morten erzählt, wie es ihm nach der Diagnose seines Freundes ergeht. Es ist das typische Leben eines Teenagers in den 1970er Jahren. Freunde, mit denen man abhängt, erste Annäherungsversuche an das andere Geschlecht, gute Laune – zu Tode betrübt, getrennte Eltern.

Die Erzählungen Mortens sind teils sehr humorvoll, aber auch manchmal gespickt voll Traurigkeit und Mutlosigkeit. Manchmal weiß er gar nicht, wie er sich seinem kranken Freund gegenüber verhalten soll.

Er interessiert sich für Rockmusik, weniger für Sport, aber dann auch wieder für Mädchen. Zu allem Überfluss trennen sich seine Eltern. Der letzte Halt, wenn er denn überhaupt da war, geht verloren. Die Freunde und Lehrer werden wichtiger – und wie ist sein Verhältnis zum kranken Freund?

Diese Erzählung ist so nah dran an den Gedanken und Empfindungen der Jugend der 1970er Jahre, dass man vieles als Mensch der gleichen Generation nachempfinden kann. Man erkennt bestimmte Charaktere (z.B. Lehrer) wieder, hat ähnlichen „Blödsinn“ zusammen mit Freunden verzapft und war ebenfalls in Gedankengängen hin- und hergerissen.

Das Buch ist zuweilen sehr melancholisch, aber auch wiederum mit Witz gespickt. Besonders lustig fand ich die Szene beim Annäherungsversuch an ein Mädchen im Kino. Man hat das Erzählte sehr bildlich vor Augen und muss schmunzeln.

Fazit:
Ein lesenswertes Buch, das fesselt, besonders für die Leser, die in den 1970er Jahren im Teenager Alter waren.

Bewertung: **** von *****

Düstenbrook (Axel Milberg)

Biografischer Roman

Axel Milberg ist Schauspieler, geboren in Kiel, aufgewachsen in Düsternbrook. Mir ist er hauptsächlich bekannt aus dem Tatort als Kommissar Klaus Borowski.

Beschreibung des Buches:
„Düsternbrook“ von Axel Milberg ist 2019 als Hardcover mit 280 Seiten im Piper Verlag erschienen. Auf dem (vergilbten) Titelfoto ist (wahrscheinlich) Axel Milberg als kleiner Junge mit einem orange farbenem Luftballon zu sehen. Das Bild stammt aus seinem Archiv.

Kurze Zusammenfassung:
Dieser Roman umfasst autobiografische Inhalte, so wird Axel Milbergs Kindheit zum zentralen Thema dieses Buches bis zur Schauspielausbildung in München.

Mein Leseeindruck:
Axel Milberg kann erzählen. Seine Sätze sind witzig, manchmal kurz und prägnant. Der Roman ist in kurze knackige Kapitel aufgeteilt. Eine zeitliche Abfolge konnte ich nicht ganz erkennen. Irgendwie hat man den Eindruck, die Kapitel sind in sich abgeschlossen und bauen nicht unbedingt aufeinander auf.

Das Aufwachsen in einem kleinen Dorf mit seinen zuweilen skurrilen Einwohnern und Familienmitgliedern beschreibt er in einer sehr humorvollen Art. Was hier Fiktion oder autobiografisch ist, erschließt sich einem nicht ganz.

Das Leben in den Sechziger und Siebziger Jahre des heranwachsenden Axel hat nicht unbedingt Höhepunkte. Man erlebt beim Lesen eher das Alltägliche in dieser Zeit: Ein wohlsituiertes Elternhaus, gymnasiale Ausbildung, Tennis- und Segelverein, aber auch die Menschen im Ort wie den Bäcker oder die Gemüsehändlerin.

Mutter Milberg ist Ärztin, aber auch Hausfrau und gestresste Mutter. Sie wirkt eher pragmatisch und manchmal wenig liebevoll. Während der Großvater Gutsbesitzer ist, wachsen die Kinder der Familie Milberg im Villenviertel von Kiel auf.

Der Roman zeigt, wie ein Kind aus gutbürgerlichem Elternhaus letztendlich den Weg zur Schauspielschule findet, was ihn antrieb, wer sein Potential schon frühzeitig erkannte.

Mir haben die besonderen Höhepunkte in diesem Roman gefehlt. Ich habe das Buch aufgrund seines knackigen Schreibstils und den kurzen Anekdoten dann doch schnell fertig gelesen, blieb aber etwas ratlos zurück: „Biografie oder doch Roman?“

Fazit:
Ein Roman mit autobiografischen Zügen, bei dem nicht klar wird, was Fiktion oder was tatsächlich so passiert ist. Kann man lesen, wenn man Axel Milberg Fan ist – muss man aber nicht.

Bewertung: *** von *****

Vier Werte, die Eltern & Jugendliche durch die Pubertät tragen (Jesper Juul)

Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung

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In unserer Familie lebt ein 17jähriger Jugendlicher, mit dem wir bisher ganz gut durch die spannende Zeit der Pubertät gekommen sind. Trotzdem hat mich der Titel dieses Buches angesprochen und ich habe mit großem Interesse dieses Buch gelesen.

Beschreibung des Buches:
Das Buch „4 Werte, die Eltern & Jugendliche durch die Pubertät tragen“ ist im Gräfe und Unzer Verlag als Hardcover-Buch erschienen. Auf 176 Seiten geht es rund um das Verhältnis von Jugendlichen und Eltern in dieser bewegenden Zeit.

Die Farbgestaltung (Pink, Gelb, Petrol und Lila) findet sich auch im Innern des Buches wieder und steht für die vier Werte: Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung. Am Ende des Buches bekommt man als Leser eine Aufstellung interessanter Webseiten, Adressen, Bücher und DVDs zum Thema.

Der Autor Jesper Juul ist bekannt für seine Bücher über den Bereich Erziehung, 2004 gründete er sein Elternberatungszentrum „familylab International“.

Mein Leseeindruck:
Das Buch ist in die vier Kapitel der Werte Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung unterteilt. Nach einem Vorwort in dem diese Werte beispielshaft kurz beschrieben werden, gibt es in jedem Kapitel eine ausführlichere Beschreibung des einzelnen Wertes. Danach folgen einzelne Briefe „betroffener“ Eltern an Jesper Juul, der sie auf einfühlsame Weise „beantwortet“, dabei gibt er konkrete Ratschläge ohne zu belehren, macht Mut Neues auszuprobieren, Grenzen zu setzen und Gefühle zu zeigen. Oftmals beschreibt er auch, wie sich die Situation der heutigen Jugend (im Gegensatz zu früher) darstellt.

Besondere Aussagen sind farblich hervorgehoben, so dass sie beim Durchblättern sofort ins Auge fallen.

Die durch Fragen dargestellten Probleme konnte ich meistens zwar in unserer Beziehung zu unserem Kind nicht nachvollziehen, sie werden meinem Verständnis nach allerdings hilfreich von Juul beantwortet. Auffällig viele Fragen bezogen sich auf Probleme mit Jugendlichen in getrennt lebenden Familien, das hatte ich so nicht erwartet.

Fazit:
Die Aufmachung des Buches gefällt mir gut, auch die Unterteilung in die vier Werte geben einen guten Überblick über das Grundprinzip der Erziehung in Zeiten der Pubertät. Die Fragen sind sehr bewusst ausgesucht und werden auch ausführlich gut beantwortet. Leider konnte ich fast bei keiner Frage „Problem(e)/chen“ erkennen, die wir in unserer Familie haben. Offensichtlich kommen wir ganz gut durch diese Umbruchszeit und bedürfen keiner größeren „Beratung“. Trotzdem kann ich dieses Buch als kleines Nachschlagewerk und zum Schmökern empfehlen, wenn man sich dafür interessiert, was alles auf einen zukommen kann (aber nicht muss).

Bewertung: ****