In ewiger Freundschaft (Nele Neuhaus)

Der zehnte Fall

Sind es tatsächlich schon so viele Krimis aus Neles Hand? Ich kann mich noch sehr gut an den ersten Krimi der Reihe um Pia und Oliver „Die unbeliebte Frau“ erinnern, den ich gelesen habe als Nele Neuhaus noch nicht bekannt war. Ich war auf einer Lesung in Kelkheim-Ruppertshain in einem Atelier am Zauberberg als Nele hier ihren ersten Krimi vorstellte – hier gab es auch „Unter Haien“ zu kaufen. Auch dieses Buch wanderte damals käuflich erworben in meine Tasche…

Beschreibung des Buches:
„In ewiger Freundschaft“ von Nele Neuhaus ist 2021 im Ullstein Verlag als Hardcover mit 528 Seiten erschienen. Ich habe die E-Book Version gelesen. Auf dem Titelbild sieht man eine schwarze Katze in der Toreinfahrt zu einer Villa in der Dämmerung – das Bild wirkt geheimnisvoll.

Kurze Zusammenfassung:
Die Programmleiterin des Literaturverlags Winterscheid wird vermisst, man findet ihren an Demenz erkrankten Vater an Ketten gefesselt im Dachgeschoss ihres Wohnhauses. Kurze Zeit später wird ihre Leiche im nahe gelegenen Wald gefunden. War es ein Unfall beim Joggen? Als dann jedoch eine weitere Leiche aus dem Umfeld der Programmleiterin aufgefunden wird, erkennen Pia und Oliver schnell Gemeinsamkeiten.

Mein Leseeindruck:
Schön, dass zu Beginn des Buches eine Aufstellung aller beteiligten Protagonisten aufgeführt ist, denn auch in diesem Krimi spielen zahlreiche Personen wichtige Rollen. So kann man sich immer mal wieder vergegenwärtigen, wer mit wem und was zu tun hat. Gerade wenn man das Buch, das doch wieder einmal ziemlich viele Seiten aufweist, nicht am Stück lesen kann.

Man wird in Nele Neuhaus‘ Bücher immer sofort hineingezogen und findet sich mitten im Geschehen wieder, das liegt an ihrer sehr bildhaften und detaillierten Beschreibung. Es ist wie ein Sog, der einen nicht mehr loslässt.

Mir gefallen hier natürlich die lokalen Örtlichkeiten, wohne ich doch auch gerade um die Ecke. Auch Frankfurt am Main (hier spielen sich viele Szenen ab, denn der involvierte Verlag hat hier seinen Stammsitz) mit seinen bekanntesten Ecken und Straßen ist mir sehr vertraut.

Der Krimi ist mal wieder sehr weit und ausschweifend gesponnen. Ich frage mich immer, wie man dann die Fäden wieder zusammenbekommt – Nele Neuhaus gelingt es. So tauchen immer mehr Personen auf und es gibt viele Bezüge zu Ereignissen fast 35 Jahre zuvor in Frankreich, zu einer Insel, auf der die Autorin als Jugendliche regelmäßig die Ferienzeit mit ihren Eltern verbracht hat.

Es werden in diesem Krimi immer wieder neue Fährten gelegt, so dass man erst nach und nach Zusammenhänge versteht und einordnen kann. Deshalb muss man den Krimi schon intensiv lesen, sonst verliert man schnell die Spur.

Neben den kriminalistischen Arbeiten bekommt auch das Privatleben der Kriminalbeamten Oliver von Bodenstein und Pia Sander einmal wieder mehr den Fokus, den ich bei diesen Krimis so liebe.

Mich hat auch dieser Krimi wieder gut unterhalten, auch wenn mir einmal mehr zu viele Mitwirkende das Lesen etwas erschwert haben.

Fazit:
Wer die Reihe um Pia Sander und Oliver von Bodenstein liebt, der wird auch diesen Krimi wieder gerne lesen. Über 500 Seiten Lesevergnügen – ich habe hier die Abend- und Morgenstunden meines Weihnachtsurlaubs genutzt.

Bewertung: **** von *****

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Das Haus der Libellen (Emma Behrens)

Auf der Suche nach dem verschwundenen Bruder – oder nach der Vergangenheit?

Das Titelbild und der Klappentext haben mich angesprochen.

Beschreibung des Buches:
Der Roman „Das Haus der Libellen“ ist im Jahr 2021 im Dumont-Verlag als Taschenbuch mit 429 Seiten erschienen. Das Titelbild ist umrankt von Blüten und fliegenden Libellen, es erweckt den Eindruck als gehe es um die Liebe zu Libellen…

Kurze Zusammenfassung:
Sophie, Ende 20,  erreicht ein Hilferuf ihrer früheren Nachbarin und Freundin Emilia. Emilias Eltern sind bei einem Autounfall tödlich verunglückt und ihr Bruder Noah ist verschwunden. Sophie soll bei der Suche nach Noah, ihrer ersten großen Liebe, helfen. Das fällt Sophie schwer, schließlich hatte Noah sie fünf Jahre zuvor ganz plötzlich verlassen…

Mein Leseeindruck:
Der Roman wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Während die Geschichte mit dem Hilferuf Emilias beginnt, schweifen Sophies Gedanken immer wieder in ihre frühe Jugend und in die letzten Tage vor Noahs erstmaligem Verschwinden zurück.

Die Geschichte ist geheimnisvoll, erst nach und treten Dinge zu Tage, die man so nicht erahnen konnte. Der Sprachstil ist sehr gefühlvoll, die Szenen sind toll beschrieben – besonders dann, wenn es um die Erkundung der alten Villa der Geschwister geht. Hier kann man sich so richtig die Libellensammlung von Emilia vorstellen, man wandelt mit Sophia durch die herrschaftlichen Räume und hat das Interieur vor Augen.

Ein wenig langatmig wirkt die Geschichte dann aber schon im Mittelteil, auch wenn nach und nach immer neue Details von Noahs erstem Verschwinden klar werden.

In dieser Geschichte geht es um Liebe, Verzeihen und Freundschaft. Alles hängt irgendwie zusammen, zumindest in der Konstellation der Geschwister mit Sophie.

Sophie wächst einem beim Lesen nach und nach ans Herz, Emilias Verhalten lässt sie nach und nach unsympathisch wirken.

Störend waren in diesem Buch die zahlreichen Tippfehler…

Fazit:
Das Buch hat mich gut unterhalten, ich mag geheimnisvolle Geschichten. Allerdings hätte man den Roman sicherlich auch etwas kürzer fassen können, dann wäre er zwischenzeitlich nicht so langatmig gewesen.

Bewertung: *** von *****

Der große Sommer (Ewald Arenz)

Erste Liebe, Freundschaft und Familiengeborgenheit

Meinen Mann hat der Klappentext angesprochen, es war sein Wunschbuch, deshalb hat er es auch vor mir gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Der große Sommer“ von Ewald Arenz ist 2021 als Hardcover mit 318 Seiten im DuMont Buchverlag erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine junge Frau nach einem Sprung ins Wasser eintauchen.

Kurze Zusammenfassung:
Friedrich besucht den Friedhof in seiner Heimat und erinnert sich an einen ganz besonderen Sommer seiner Jugend, den er bei seinen Großeltern in den Ferien verbringen musste. Hier hat ihm der Großvater Nachhilfe in Mathe und Latein gegeben, um die Nachprüfung zur Versetzung in eine weitere Klassenstufe zu erreichen. Die Sommerferien entwickeln sich durch die Bekanntschaft mit Beate zu einer ganz besonderen Zeit..

Mein Leseeindruck:
Die Geschichte des besonderen Sommers ist in der Ich-Perspektive aus Sicht von Friedrich erzählt. Sie spielt in den 1980er Jahren, es gibt noch Telefonzellen.

Ich bin im gleichen Jahrzehnt wie der Protagonist geboren und konnte mich richtig gut in die Gedanken von Friedrich hineinversetzen. Der Respekt den Großeltern gegenüber, die heimliche Warmherzigkeit des Großvaters, der immer im Hintergrund bemüht ist, die Familie zusammenzuhalten und zu helfen und die tollen Jugendfreundschaften.

Der Autor hat eine gefühlvolle, feine Sprache. Die Erzählung aus dem besonderen Sommer ist sehr authentisch. Die Charaktere sind toll gewählt. Da gibt es die große Schwester Alma, den Freund, dem ein Schicksalsschlag fast den Boden unter den Füßen wegzieht – und – Beate. Beate, die Friedrich im Freibad kennenlernt.

Es ist die Beschreibung einer ersten großen Liebe, einer wunderbaren Freundschaft und Familiengeborgenheit. Frieder erlebt all das in besagtem Sommer.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch mein Mann fand das Buch toll.

Fazit:
Ein wunderbares Buch, das fesselt, in Erinnerungen schwelgen und an die erste Liebe, Freundschaft und Großeltern erinnern lässt.

Bewertung: ***** von *****

Das Leben ist zu kurz für irgendwann (Ciara Geraghty)

Was Freundschaft ausmacht

Ein Titel, der ins Auge springt – ein Cover, das neugierig macht

Beschreibung des Buches:
„Das Leben ist zu kurz für irgendwann“ ist 2021 beim Goldmann-Verlag als Hardcover mit 380 Seiten erschienen. Das Buchcover ist wunderschön gestaltet – man sieht in klein zwei Frauen als Schatten, der Hintergrund ist in Blau gehalten, rote Blümchen umrahmen das Ganze.

Kurze Zusammenfassung:
Als Iris an MS erkrankt ist nichts mehr, wie es war. Einige Zeit lebt sie mit dieser Erkrankung, doch dann beschließt sie, ihrem Leben in der Schweiz ein Ende zu setzen. Die Vorbereitungen dazu trifft sie heimlich. Nur durch einen Zufall erfährt ihre beste Freundin Terry von ihrem Vorhaben und reist ihr mit ihrem dementen Vater, den sie gerade aus dem Altersheim holen mussten, nach. Von Irland über England nach Frankreich führt sie der Weg. Kann Terry Iris von ihrem Vorhaben abhalten?

Mein Leseeindruck:
Mir hat der Schreibstil der Autorin gut gefallen. Ich mag Bücher, in denen es recht lebendig mit viel Wörtlicher Rede zugeht. So ist dieses Buch recht kurzweilig, punktet durch teilweise witzige Situationen, die mit dem dementen Vater manchmal etwas skurril anmuten, hat aber auch viele tiefgründige Stellen.

Die Reise erscheint mir eher etwas unrealistisch, aber durch die beschriebenen Situationen, in die die drei Reisenden geraten, ertappt sich Terry immer wieder bei Gedanken an die Vergangenheit. Der Roman ist nämlich aus der Sicht Terrys geschrieben.

So wechseln sich witzige Szenen mit ernsthaften und tiefgründigen Gedanken ab – und das macht die Mischung in diesem Buch aus.

Das Buch ist eine Hommage an die Freundschaft. Es geht dabei nicht nur um den Willen des Einzelnen, sondern auch um den Respekt, den jeder Mensch dem anderen zollen sollte.

Fazit:
Ein tolles Buch, das zeigt, was Freundschaft ausmacht.

Bewertung: **** von *****

Und das Meer vor uns (Franziska Fischer)

Was zählt tatsächlich im Leben?

Zum Jahresabschluss habe ich nach einem, wie ich dachte, Urlaubsbuch gegriffen…

Beschreibung des Buches:
„Und das Meer vor uns“ von Franziska Fischer 20208 als Taschenbuch im DuMont Buchverlag erschienen. Das Titelbild ist wie ein Urlaubsbuch mit gemalter Strandidylle gestaltet.

Kurze Zusammenfassung:
Caja, Künstlerin, ist seit 5 Jahren mit Ben verheiratet. Alles läuft in geordneten und eintönigen Bahnen. Traumreisen werden immer wieder verschoben. Eines Tages findet Caja ein Smartphone einer fremden Frau vor ihrem Haus, als sie nach ihrer verschwunden Katze sucht. Als dann ihre langjährige Freundin Jolie sie zu einer spontanen Reise überredet, lässt Caja zunächst alles hinter sich. Die Reise führt sie von Österreich nach Italien. Unterwegs schließt sich der schon ältere Ludwig den zwei Frauen an. Es beginnt eine Reise auf den Spuren der Smartphone Eigentümerin und auch zu sich selbst.

Mein Leseeindruck:
Eigentlich hatte ich einen Urlaubsroman erwartet. Doch dieser Roman entpuppt sich als Cajas Reise zu sich selbst. Auch wenn man ein wenig in ein Urlaubsfeeling eintauchen kann, so überwiegen hier in diesem Buch die Probleme und Gedanken von Caja. Der Roman ist nämlich in der Ich-Form geschrieben.

Caja entsperrt das gefundene Smartphone und liest die Notizen von Nathalie, der Eigentümerin des Gerätes. Neben den vielen tagebuchähnlichen Aufzeichnungen findet sie zahlreiche Fotos, die ihr Nathalie und ihr Leben näher bringen. Sie beginnt ihr eigenes Leben zu analysieren und ist plötzlich offen für Neues.

Mir erschien das Eintauchen in das „Leben“ der Smartphone Eigentümer ein wenig unrealistisch, allerdings dient es in diesem Roman als Metapher – Caja vergleicht ihr eigenes Leben mit dem von Nathalie und kommt so langsam zur Erkenntnis, dass Routine und das Festhalten an Altem nicht ihr Lebensziel sein können.

Mich hat der Roman in weiten Teilen unterhalten, die Reisebeschreibungen haben mir gefallen und in mir die Sehnsucht nach dem Reisen geweckt.

Fazit:
Das ist kein reiner Unterhaltungsroman, er ist zuweilen traurig, zeigt aber auch, dass Freundschaft viele Hürden bezwingen und einen Schubs in neue Richtungen geben kann.

Bewertung: **** von *****

Bin noch da (Sven Stricker)

Generationenkonflikt auf humorvolle Weise in einem Roman verarbeitet – toll

„Am Ende ist das Gestern egal“, genauso ist es – das kann man als Mitglied der Generation zwischen „ganz jung“ und „ganz alt“ nachvollziehen und bei sich selbst beobachten.

Beschreibung des Buches:
„Bin noch da“ ist 2020 im rowohlt-polaris Verlag als Taschenbuch mit 448 Seiten erschienen. Der komplette Buchumschlag ist in Rot gehalten. Auf dem Titelbild ist eine schwarz gestaltete Person in Schräglage zu sehen, die sich gegen einen Ventilator zu stemmen scheint.

Kurze Zusammenfassung:
Der Enddreißiger Moritz Liebig lebt sein Leben mit Frau, Kind und einem gut gehenden Café als plötzlich ein etwas verwahrloster Herr auftaucht, den er als seinen Vater erkennt. Mit 18 hat Moritz sein Elternhaus verlassen und nie mehr Kontakt mit seinen Eltern gesucht. So weiß er auch nicht, dass seine Mutter 3 Monate zuvor verstorben ist. Der Vater hat seinen Lebenswillen verloren und möchte eigentlich nur noch sterben. Dabei soll ihm Moritz helfen. Die Verbitterung des Vaters macht es dem Sohn allerdings schwer, ihn überhaupt zu unterstützen – die für ihn nicht schönen Kindheitserinnerungen kommen alle wieder hoch…

Mein Leseeindruck:
Ich konnte mich von Anfang an in die Person des Sohnes hineinversetzen. Einiges gleicht meinen eigenen Erlebnissen in der Kindheit als auch die Erlebnisse mit meinem Vater.

Die Geschichte ist rührend, traurig und doch so real zugleich. Während die aktuellen, meist komischen, aber auch merkwürdig skurrilen Situationen beschrieben werden, gibt es immer wieder Rückblicke in die Kindheit von Moritz. Dabei sieht man ganz klar, dass Freunde das Leben lebenswert machen, wenn sie zueinander halten und füreinander da sind. Auch wenn das Elternhaus aus Unkenntnis oder eigenen schlechten Erfahrungen in der Kindheit den eigenen Kindern gegenüber nicht die nötige Geborgenheit bieten, so können Freunde durchaus ein Ersatz sein.

Mich hat dieser Roman sehr berührt. Er lebt von den lustigen, aber auch traurigen Ereignissen und davon, dass trotzdem die Verbitterung nicht auf allen Seiten besteht. Nur eine „intakte“ Beziehung zum/r eigenen Partner/in als auch zu Freunden kann den Generationenkonflikt auffangen, dem manche Menschen ausgeliefert sind. Mit Humor und Verzeihen geht viel. Nicht jeder aber kann das.

Manche Szenen musste ich meinem Mann einfach vorlesen, manchmal, weil wir ähnliches tagtäglich erleben, manchmal, weil es einfach so amüsant war, diese Stellen zu lesen, dass ich sie ihm nicht vorenthalten konnte.

Fazit:
Ein sehr realistischer Roman, der den Generationenkonflikt zum Thema hat. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz und man hat amüsante Lesestunden, die einen mit dem eigenen Schicksal versöhnen (können) – „anderen geht es ja ähnlich“!

Bewertung: ***** von *****

Der Sommer der Inselschwestern (Susan Mallery)

Eine sommerliche Freundschaftsgeschichte

Für den sommerlichen Urlaub suche ich immer Bücher, die auch im Sommer spielen. Mir hat das Cover dieses Buches gefallen – und da der Klappentext auch vielversprechend klang, habe ich dieses Buch bei 26 °C im Schatten gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Der Sommer der Inselschwestern“ ist 2017 im HarperCollins-Verlag als Taschenbuch mit 368 Seiten erschienen. Es ist nicht das erste Buch der Autorin Susan Mallery. Sie hat schon einige Romane veröffentlicht. Ich habe die E-Book Ausgabe gelesen. Auf dem blaugrün gehaltenem Titelbild ist ein blauer Krug mit Blumen und ein weißes Häuschen auf einer Anrichte zu sehen. Ich hätte mir hier eher drei Häuser vorstellen können.

Kurze Zusammenfassung:
Andi, Ärztin, zieht von Seattle auf die Insel Blueberry. Dort hat sie ein Haus (zwischen zwei baugleich anderen Häusern) gekauft, das sie zu einer Kinderarztpraxis und Wohnraum für sich umbauen lässt. In der Nachbarschaft wohnen Boston mit ihrem Mann und Deanna mit Töchtern und ihrem Mann. Während Andi sich versucht in dem kleinen Städtchen einzuleben, macht sie auch die Bekanntschaft der beiden Nachbarinnen, die sich bisher nicht besonders freundschaftlich gegenüber standen. Doch durch Andi kommen sich alle drei Frauen näher. Langsam lüftet jede ihr „Geheimnis“…

Mein Leseeindruck:
Der Roman ist genau das Richtige für Sommertage an Strand und Pool. Eine nette Geschichte mit viel Herzschmerz und Vergangenheitsbewältigung, aber auch die Landschaftsbeschreibung und die eher dörflich anmutende Idylle kommen hier nicht zu kurz.

Während man zunächst erfährt, dass Andi letztendlich vor ihrer Familie und einer vergangenen Liebe geflohen ist, hat man den Eindruck, dass die anderen zwei Frauen ein glückliches Leben führen.

Doch der Schein trügt, die Autorin lässt die Leser an den Gedanken von Boston, Deanna und Andi teilhaben und so ist man schnell  mitten im Gefühlschaos der Protagonistinnen. Jede hat ihr Päckchen zu tragen und man erlebt förmlich, wie es den Frauen Tag um Tag schlechter geht, weil sie sich alleine nicht aus diesem Teufelskreis herausbewegen können. Da kommt die rasch aufgebaute Freundschaft unter den drei Frauen genau richtig…

Fazit:
Ein einfühlsamer Roman, der mich zwar nicht vollkommen überzeugt hat, aber das Thema Freundschaft und Zusammenhalt prima behandelt. Mir war er letztendlich zu gefühlsbetont, ich glaube, als nächstes muss ich mal wieder einen Krimi lesen.

Bewertung: ****

Amber und ihr Esel (Tracy und Julian Austwick)

Eine berührende Geschichte über die Freundschaft

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Mich hat das Titelbild und der Titel des Buches neugierig gemacht: Ein Esel und ein kleines Mädchen die Nase an Nase beieinander stehen.

Beschreibung des Buches:
Die wahre Geschichte „Amber und ihr Esel“ ist im Goldmann-Verlag im April 2016 als Taschenbuch erschienen. Das Buch hat 350 Seiten. Es wurde aus dem Englischen übersetzt. Die Autoren Julian und Tracy Austwick sind Eltern von Zwillingen, die mit Hilfe der Journalistin Ruth Kelly ihre Erlebnisse mit Esel Shocks aufgeschrieben haben.

Auf dem Titelbild sieht man einen Esel mit Sattel und ein kleines Mädchen mit Brille auf einer Wiese. Das Mädchen hat Gänseblümchen in der Hand. Sie reicht dem Esel die Gänseblümchen, während sie Nase an Nase mit dem Esel zu schmusen scheint. Es wirkt als hätten die beiden ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zueinander.

Kurze Zusammenfassung:
Tracy und Julian Austwick erwarten Zwillinge. Die beiden Mädchen, Amber und Hope, kommen schon nach 26 Wochen zur Welt. Amber hat einen sehr schweren Start ins Leben. Nur ein Luftröhrenschnitt kann ihr Leben retten, ob sie je sprechen kann ist ungewiss. Hope und Amber entwickeln sich unterschiedlich schnell. Während Hope läuft und spricht, kann ihre kleine Schwester sich nur krabbelnd vorwärts bewegen und an Sprechen ist zunächst gar nicht zu denken. In einem Esel-Therapiezentrum soll Amber Unterstützung bekommen, dort lernt sie den (eher Außenseiter) Esel Shock kennen.

Mein Leseeindruck:
In einem Handlungsstrang geht es um des Esel Shocks, der mit Hilfe der Tierschutzorganisation Donkey Sanctuary, die sich um verwahrloste Esel kümmert, aus einer schlechten Haltung befreit wird. Ein zweiter Handlungsstrang erzählt die Geschichte der Familie Austwick. Die Zwillinge Hope und Amber haben einen schweren Start ins Leben, die Eltern haben wochenlang eine anstrengende Zeit mit Hoffen und Bangen zu ertragen, mit täglichen Krankenhausbesuchen, mit Schlafmangel zuhause und mit viel Angst um das Leben ihrer Töchter. Sie versuchen alles, um die kleinere und schwächere der Zwillinge zu fördern und zu fordern.
Die beiden Handlungsstränge führen zusammen, als Amber Shocks im Therapiezentrum kennenlernt. Wie die Zwei miteinander umgehen, wie sie voneinander lernen und sich gegenseitig vertrauen, das wird hier sehr einfühlsam erzählt. Der Esel macht Fortschritte in seinem Vertrauen Menschen gegenüber, Amber lernt nach und nach Dinge, an die vorher nicht zu denken war.

Diese Geschichte berührt, sie zeigt, dass sich Freundschaft auch unter Mensch und Tier entwickeln kann und dass eine echte Freundschaft Kraft bringt, die sogar zu einer Gesundung führen kann. Das Leben der Familie wird hier schonungslos, aber trotzdem mit Feingefühl beschrieben. Die Gedanken und Ängste der Eltern kann man förmlich spüren. Man bangt mit ihnen.

Ich wusste nicht, dass es Esel-Therapie-Zentren gibt. Die Arbeit, die dort für Kinder geleistet wird verdient mehr Beachtung. Dass ein solches Zentrum auch für die Esel eine Therapie sein kann, zeigt diese rührende Geschichte.

Dieses Buch lässt einen darüber nachdenken, dass man ein gesundes Kind nicht einfach nur hinnehmen darf, sondern sehr dankbar sein muss. Es zeigt, dass Eltern Kräfte entwickeln, die sie vorher nicht von sich kannten und dass es sich lohnt auch nach dem letzten Strohhalm zu greifen.

Fazit
Ein wunderbares Buch über eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die Kräfte entwickelt, von denen beide profitieren.

Bewertung: ****

Kirschblüten und rote Bohnen (Durian Sukegawa)

Ein Buch über die Freundschaft

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Eigentlich hatte es mich zunächst gar nicht gereizt, dieses Buch zu lesen. Als ich es aber in den Händen hielt und darin blätterte, bekam ich dann doch Lust darauf.

Beschreibung des Buches:
Das Buch „Kirschblüten und rote Bohnen“ ist 2016 als Hardcover im Dumont Verlag mit 223 Seiten erschienen. Es hat einen Leineneinband und ein Lesebändchen. Auf  dem Titelbild sieht man einen Koch, ein Mädchen und eine ältere Dame nebeneinander stehen. Sie schauen in die gleiche Richtung, der Betrachter sieht sie nur von hinten. Die Grundfarbe des Bucheinbandes ist weiß mit gleichmäßig verteilten rosa „Flecken“.  Hier hätte ich mir eher eine Verzierung mit Kirschblüten vorstellen können, diese findet man dann aber tatsächlich in den Innenseiten der Buchdeckel.

Kurze Zusammenfassung:
Sentaro, ehemaliger Häftling und gescheiterter Schriftsteller, betreibt einen kleinen Imbiss. Hier bietet er Dorayaki, Pfannkuchen, die mit süßem Mus aus roten Bohnen gefüllt sind, an. Jeden neuen Tag steht Sentaro in seinem kleinen Laden und verkauft etwas lustlos seine Pfannkuchen. Irgendwann steht die alte Dame Tokue in seinem Imbiss. Sie macht das beste Bohnenmus. Sentaro lässt es von da an von ihr zubereiten. Es findet reißenden Absatz. In diesen Tagen tritt Wakana in Sentaros und Tokues Leben. Das Mädchen kommt aus schwierigen Verhältnissen. Die drei werden Freunde. Doch dann bleiben die Kunden aus. Sentaro muss Tokue „entlassen“, hält das ihre Freundschaft aus?

Mein Leseeindruck:
Das Buch wurde aus dem Japanischen übersetzt. Die Übersetzung ist hier sehr gelungen. Der Schreibstil ist einfach wunderschön. Kurze knappe Sätze, aber sehr gefühlvoll vorgebracht. Die Geschichte mit ihren eher kurzen Kapiteln erinnerte mich schnell an den kleinen Prinzen. Die Figuren sind toll gewählt:
Der gescheiterte Schriftsteller, der als Koch arbeiten muss und erst durch die ältere Dame in die Kunst des Bohnenmus eingeführt wird. Das Mädchen, dessen einziger Freund ein kleiner Vogel ist und die alte Dame, die durch eine Krankheit gezeichnet ist. Alle drei haben noch nicht ihr Glück gefunden, aber durch ihre Freundschaft zueinander, finden sie neue Aufgaben und bereichern sich alleine durch ihre gegenseitige Aufmerksamkeit.

Was mir besondere Freude bereitet hat, waren die vielen wunderschönen Lebensweisheiten und Sprüche. Da hat die Übersetzerin eine wunderbare Arbeit geleistet.

Fazit:
Ein wunderbares Buch über Freundschaft. Wer in eine andere Welt eintauchen und einmal für ein paar Stunden den Alltag vergessen will, der sollte dieses Büchlein lesen. Ich finde dieses Buch auch bestens geeignet, um es guten Freunden zu schenken.

Bewertung: *****

Glück und Glas (Lilli Beck)

Berührendes Buch über eine Freundschaft zwischen zwei Frauen

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Wer kennt nicht den Spruch aus Poesiealben „Glück und Glas, wie leicht bricht das“? Dieser Titel und das Titelbild sich umarmender Mädchen in Kleidung der fünfziger Jahre hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Von Lilli Beck habe ich bisher noch nichts gelesen, aber schon immer die ansonsten witzigen und bunten Titelbilder ihrer Romane bewundert.

Beschreibung des Buches:
„Glück und Glas“ ist im 2015 im blanvalet-Verlag als Hardcover Buch erschienen. Es hat 510 Seiten Romantext. Auf dem Cover ist ein schwarz/weiß Foto abgebildet, das zwei kleine Mädchen, Arm in Arm, offensichtlich auf dem Schulweg, zeigt. Das Bild könnte aus den fünfziger Jahren stammen. In Kombination mit dem Titel passt es wunderbar zur Geschichte.

Kurze Zusammenfassung:
Marion und Hannelore werden am 7. Mai 1945 in München geboren. Sie stammen aus unterschiedlichen Verhältnissen, wachsen aber gemeinsam auf, da Marions Mutter den Haushalt Hannelores Familie führt. Ihre innige Freundschaft wird ein um das andere Mal auf eine harte Probe gestellt, bis sie zunächst endgültig zerbricht. In 58 Kapiteln erzählt Lilli Beck mit Fokus auf Marion (als Hauptperson des Romans) aber auch auf Hannelore, das bewegte Leben der beiden innerhalb einer Zeitspanne von 70 Jahren. Marion im Jahr 2015 blickt immer wieder zurück auf ihr Leben, als sie z.B. im alten Poesiealbum blättert, während sie auf Hannelore wartet, mit der sie beider 70. Geburtstag feiern möchte und freut sich auf ein Wiedersehen…

Mein Leseeindruck:
In Lilli Becks teils autobiografischer Roman (so steht es im Klappentext) wird deutsche Geschichte erlebt und miterlebt, wenn sie das Aufwachsen von Marion und Hannelore und ihre Lebensjahre bis ins Jahr 2015 erzählt. Das Leben in diesen ersten Lebensjahrzehnten kenne auch ich nur aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern und aus Geschichtsbüchern, hier erfährt man im Roman „verpackt“ lebendige Geschichte. In den weiteren Lebensabschnitten sind mir viele Beschreibungen z.B. Wohnsituationen, geschichtliche Ereignisse, technische Fortschritte sehr bekannt, da auch ich sie miterlebt habe.

Marion und Hannelore sind sehr unterschiedlich. Beide haben Träume für die Zukunft. Während die eine ein Studium aufnehmen kann, muss sich die andere mit kleinen Jobs über Wasser halten, um ihren Traum von einer Modellkarriere zu verwirklichen. Keine von beiden hat einen gradlinigen Lebensweg. Schicksalsschläge, falsche Entscheidungen und die Liebe entfremden sie beide, es kommt zu einem Bruch in der Freundschaft. Doch das Leben geht für beide weiter, die Wege kreuzen sich immer mal wieder als wäre da ein langes Band.

Mich hat die Geschichte um die beiden Freundinnen von Anfang an gefesselt. Wenn auch die einzelnen Kapitel immer mal wieder große Jahressprünge aufweisen, so kann man den Lebensweg der beiden wunderbar nachvollziehen. Man erlebt so ganz nebenbei deutsche Geschichte, kann die Entwicklung Deutschlands anhand der persönlichen Entwicklung der beiden Frauen nachvollziehen und leidet oder freut sich mit den Protagonistinnen in ihren jeweiligen Lebenssituationen. Der Roman wird somit zur gelebten Geschichte in den Jahre von 1945 bis 2015, ein Streifzug auch durch die Weltgeschichte mit Themen, die auch mich als Kind und Jugendliche bewegt haben.

Ein berührendes Buch, das vieles beinhaltet: Freundschaft, Liebe, Spannung, Geschichte.

Fazit:
Ich konnte mich wunderbar in diesen Roman „fallen lassen“. Habe die beschriebenen Szenen sehr gut vor Augen gehabt. Eine Verfilmung dieses Buches könnte ich mir gut vorstellen. Noch jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, läuft mir das Leben von Marion und Hannelore wie ein Film vor den Augen ab. Ein sehr schöner Lesegenuss.

Bewertung: *****