Schwestern des Sturms (Chanel Cleeton)

Drei starke Frauen trotzen dem Hurrikan (Florida 1935)

Nachdem ich die ersten beiden Bände aus der Reihe „Kubanischer Frauen“ der Autorin gelesen habe, musste ich natürlich auch den letzten Band lesen.

Beschreibung des Buches:
„Schwestern des Sturms“ von Chanel Cleeton ist 2023 im HEYNE-Verlag als Taschenbuch erschienen. Der Roman hat 378 Seiten.

Auf dem Cover sind zwei Frauen an einem Palmenstrand abgebildet.

Kurze Zusammenfassung:
1935, Florida, es gibt eine Unwetterwarnung für Key West. Da kreuzen sich die Wege von drei sehr unterschiedlichen Frauen. Elizabeth sucht nach ihrem Halbbruder, Mirta ist unterwegs mit ihrem (für sie doch sehr unbekannten) Mann und die schwangere Kellnerin Helen lebt in Angst vor ihrem gewalttätigen Mann.

Mein Leseeindruck:
Der Roman ist in der Ich-Form aus Sicht (in jeweils einzelnen Kapiteln) der drei sehr unterschiedlichen Frauen Helen, Mirta und Elizabeth erzählt. Durch das Voranstellen (Kapitelüberschrift) der Namen verliert man hier nicht den Überblick.

Es ist zunächst etwas schwierig in die Geschichte hineinzutauchen, da man sich in den ersten Kapiteln erst einmal mit den verschiedenen Charakteren vertraut machen muss – und man fragt sich schon zu Beginn: Was haben diese drei Frauen gemeinsam? Doch im Laufe der Geschichte erkennt man die Zusammenhänge – und die Geschichten entwickeln sich spannend weiter.

Mir hat hier besonders gut der geschichtliche Aspekt gefallen (den Hurrikan 1935 in Florida gab es tatsächlich) und damit auch die Beschreibungen der Lebensumstände, insbesondere von Frauen in dieser Zeit. Auch wenn ich erwartet hatte, hier wieder auf Frauen aus den voran gegangenen Bänden zu lesen, so musste ich gleichzeitig auch feststellen, dass die Geschichten aus den ersten Bänden 1958 bzw. 1960 ja von einer ganz anderen Generation handelten.

Fazit:
Auch wenn man die ersten Bände der Reihe nicht gelesen hat, kann man sich auf dieses Buch einlassen. Mich hat das Buch gut „unterhalten“, auch wenn ich die ersten Bände etwas interessanter (Bezug zu Kuba) fand. Alles in allem ein gelungener Abschluss der Reihe.

Bewertung: **** von *****

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Die Radioschwestern: Melodien einer neuen Welt (Eva Wagendorfer)

Neuanfang des Radios in Frankfurt in den 1950er Jahren – in Romanform


Ich bin ein absoluter Radio-Fan. Tagtäglich höre ich zuhause Radiosendungen (aus Frankfurt am Main). So war es für mich eine Freude, einen solchen Roman lesen zu können.

Beschreibung des Buches:
„Die Radioschwestern – Melodien einer neuen Welt“ ist 2023 im Penguin-Verlag als Taschenbuch mit 446 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sind drei Frauen in der typischen Kleidung und Aufmachung der 1950er Jahre im lebhaften Gespräch abgebildet. Sie scheinen eine Aufnahme für ein Radioprogramm zu machen – ein Mikrofon deutet darauf hin.

Kurze Zusammenfassung:
Der Roman handelt von den Neuanfängen des Radios (hier Hessischen Rundfunk) in den Nachkriegsjahren. Die Freundinnen Margot, Gesa und Inge versuchen wieder beim Radio zu arbeiten, was ihre große Leidenschaft ist. Zunächst steht der Sender unter amerikanischer Kontrolle, doch mit ihrem Einsatz und viel Esprit finden die Drei hier ihre Berufung wieder, auch wenn es dabei in ihrem Privatleben so manches Mal sehr turbulent zugeht.

Mein Leseeindruck:
Bevor ich ein Buch lese, schlage ich es auf den letzten Seiten auf und mache mich über die Danksagungen und wie in diesem Buch über das Glossar her. So konnte ich frühzeitig erfahren, dass viele Personen in diesem Buch an reale Persönlichkeiten angelehnt sind. Teilweise sind auch die tatsächlich in der Zeit lebenden bekannten Personen in dem Roman benannt und „wirken“ hier mit.

Mir hat besonders gut gefallen, dass ich hier beim Lesen so richtig in die Radiowelt eintauchen konnte. Die Beschreibungen vom Neuanfang des Radios in und um Frankfurt hat in mir Erinnerungen geweckt. Meine Oma war eine leidenschaftliche Radiohörerin, sie lebte im Vordertaunus und hat bestimmt all die Sendungen und Nachrichten gehört, die in den 1950er Jahren entstanden.

Die Örtlichkeiten, die in diesem Roman beschrieben werden, sind auch mir sehr bekannt. Besonders schmunzeln musste ich bei der Beschreibung der Fahrten von Frankfurt am Main nach Königstein – ist das doch meine Hausstrecke auf dem Weg von und zur Arbeit.

Die familiären Erlebnisse der drei Frauen spiegeln die Realität der 1950er Jahre meines Erachtens insgesamt sehr gut wider. Das Leben in den Nachkriegsjahren, Emanzipation, Berufsleben und Familienalltag – all das wird hier in einer gekonnten Weise in einem Roman verpackt, der fesselt und zugleich berührt.

Man kann diesen Roman auch lesen, wenn man den ersten Band nicht kennt. Ich werde auf alle Fälle Band 3 auch lesen, jetzt, wo ich dieses Buch gefunden habe.

Fazit:
Insgesamt hat mir dieser Roman sehr gut gefallen, er gehört eindeutig zu meinen Highlights 2023.

Bewertung: ***** von *****

Die Buchhändlerin – Die Macht der Worte (Ines Thorn)

Buchhändlerin Christa – die 1950er bis 1960er Jahre in Frankfurt am Main

Der erste Teil dieser Reihe hat mir gut gefallen, nicht zuletzt, weil er in Frankfurt am Main spielte. Natürlich wollte ich wissen, wie es mit Christa und ihrer Familie weitergeht.

Beschreibung des Buches:
„Die Buchhändlerin: Die Macht der Wort“ von Ines Thorn ist im rowohlt Verlag 2022 als Taschenbuch mit 341 Seiten erschienen. Ich habe die eBook-Variante gelesen.

Auf dem Titelbild sieht man eine junge Frau, die vor einer Buchhandlung steht. Sie hält ein Buch in der Hand.

Kurze Zusammenfassung:
Im ersten Band wurden die 1940er Christas Familie erzählt. Christa ist in Frankfurt am Main aufgewachsen. Ihr Germanistikstudium hat sie abgeschlossen, ihre Doktorarbeit bricht sie ab, weil sie ihre Familie (Onkel, Pflegesohn, Ehemann) unterstützen will. Sie hilft weiterhin in der ehemaligen Buchhandlung ihres Onkels, unterstützt den Pflegesohn in seinem Antiquariat und führt den Haushalt als Ehefrau. Doch das erfüllt sie nicht…

Mein Leseeindruck:
Auch dieser Teil der Reihe hat mich an meinen Leseabenden gefesselt. Hier werden die 1950er und 1960er Jahre mit allen Konflikten, die besonders die Frauen innerlich mit sich führten, beleuchtet.

Der Fokus liegt eindeutig auf Christa. Immer wieder bremst sie ihre eigenen Wünsche aus, wenn die Familie sie braucht. Es ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die hier ein großes Thema ist.

Mit den Männern hat Christa auch kein Glück. Den Mann, den sie liebt, verlässt sie, weil sein Vater während des Krieges eine leitende Funktion in einem Konzentrationslager hatte.

Ein weiterer Aspekt in diesem Buch ist das Buchwesen, hier bekommt man einen Einblick auch in die damals ausgeführten Buchmessen in Frankfurt.

Mir gefallen in diesem Buch wieder einmal die Beschreibungen der Schauplätze in Frankfurt – besonders im Vergleich zu heute. Was mir an dieser Reihe auch sehr gut gefällt, ist das Einfließen vieler realen Ereignisse und die politischen Situationen u.a. die Beschreibung der Studentenunruhen insbesondere, weil Christas Stiefsohn mit einer sehr selbstbewussten jungen Studentin liiert ist.

Gerade mit diesem Titel „Die Macht der Worte“ gelingt es der Autorin, das Deutschland der 1950/1960er Jahre in Deutschland darzustellen und mit einer hin- und hergerissenen jungen Frau zu bebildern.

Fazit:
Auch dieser Teil der Reihe ist ein Buch für Frankfurt- und Literaturliebhaber. Mir hat der Roman gut gefallen und ich würde mich auch einen dritten Teil sehr freuen.

Bewertung: **** von *****

Freiflug (Christine Drews)

Das Frauenbild in den 1970er Jahren – Beruf, Familie

Unter dem Titel und dem Klappentext hatte ich mir vorgestellt, dass es in diesem Buch ganz speziell um den Prozess einer jungen Frau, ausgebildete Pilotin, gegen eine Fluggesellschaft gehe…

Beschreibung des Buches:
„Freiflug“ von Christine Drews ist 2021 als Hardcover mit 348 Seiten im DuMont Buchverlag erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine Frau, die auf einer gemalten geraden Linie unter einem Flugzeugschatten voran schreitet.

Kurze Zusammenfassung:
Rita Maiburg ist ausgebildete Pilotin. Jetzt möchte sie als Flugkapitänin bei einer großen deutschen Fluggesellschaft arbeiten. Im Absageschreiben der Fluggesellschaft steht als Begründung, dass keine Frauen als Piloten eingestellt werden. Das kann Rita nicht akzeptieren und engagiert Katharina Berner, Rechtsanwältin, gegen die Fluggesellschaft und die BRD als Anteilseigner zu klagen. Auch Katharina hat damit zu kämpfen, dass sie als Frau in der Gesellschaft (und in ihrer Familie) ihre Berufstätigkeit „verteidigen“ muss…

Mein Leseeindruck:
Die Autorin wurde durch ein Straßenschild in Köln aufmerksam auf die erste Linienflugkapitänin der Welt und hat darüber ihren Roman geschrieben, der in der Zeit von 1974 – 1977 spielt.

Mich hat das Thema interessiert, ich dachte, es gehe in diesem Buch um den Prozess, doch in diesem Roman geht es um mehr, es geht um das gesellschaftliche Leben der 1970er, um die Anerkennung von Frauen (in Beruf und Familie), um Familie und Verarbeitung von Kriegserlebnissen.

Vieles wird angerissen, manches hat man als Mensch jenseits der 50 selbst erlebt oder als Kind beobachtet, Erinnerungen werden wach, wenn es um die Frau in der Werbung geht. Der Vater der Rechtsanwältin Katharina Berner leitet ein Unternehmen, das u.a. Waschmittel herstellt, um, wie er behauptet, die Frauen in ihren Haushaltstätigkeiten zu entlasten…

Es sind die kleinen eingeflochtenen Beschreibungen von Alltagsgeschehnissen und –gegenständen, die einen beim Lesen in eine andere Zeit eintauchen lassen (gelbe Telefonzelle, grasgrünes Telefon usw.), das hat mir bei diesem Buch gefallen, wenn mir auch vieles nur angerissen vorkam. Man hätte sich vielleicht auf ein Thema, nämlich den Prozess, konzentrieren können, denn das erwartet man beim Lesen der Kurzbeschreibung. Leider kommen die Prozessgeschehnisse in diesem Buch eindeutig zu kurz. Dafür bekommt man einen Eindruck, wie sich das Bild der Frau in der Gesellschaft in den letzten Jahren doch gewandelt hat, dass es dafür aber immer wieder Frauen geben musste, die sich nicht ihrem Schicksal ergaben, sondern alle Anstrengungen aufnahmen, um für ihre Rechte zu kämpfen.

Fazit:
Auch wenn der Roman sich etwas anders entpuppt hat als erwartet, fand ich ihn doch so interessant und spannend, dass ich ihn fast nicht aus der Hand legen konnte.

Bewertung: **** von *****

Der Tausch (Julie Clark)

Spannend, geheimnisvoll – kann man nicht aus der Hand legen

Schon Titel und Cover machen neugierig auf das Buch…

Beschreibung des Buches:
„Der Tausch“ von Julie Clark ist 2021 im HEYNE-Verlag als Taschenbuch erschienen. Der Thriller hat 392 Seiten.

Auf dem Titelbild kann man aus einem Flugzeugfenster auf viele Wolken blicken…

Kurze Zusammenfassung:
Claire hat alles geplant, sie will endlich ihren gewalttätigen Mann und aus ihrer Ehe entfliehen. Doch kurzfristig muss sie ein anderes Reiseziel ansteuern als das, welches auf ihrem Plan stand. Am Flughafen JFK in New York begegnet Claire Eva. Diese scheint ebenfalls auf der Flucht zu sein. Den Vorschlag, ihre Bordkarten zu tauschen und als jeweils die andere zu reisen, nimmt Claire unvermittelt an. Und schon beginnt eine sehr aufregende Zeit für Claire, besonders als sie feststellen muss, dass das Flugzeug, das Eva bestiegen hat, abgestürzt ist…

Mein Leseeindruck:
Dieser Thriller spielt in 2 Zeitebenen. Die aktuelle Zeitebene wird in der Ich-Form aus Claires Sicht erzählt. Die andere liegt in der Vergangenheit und beschreibt Evas Leben aus einer fremden Perspektive ein paar Wochen vor und bis zum Aufeinandertreffen.

Während man aus Claires Sicht immer tiefer in die Geschichte eintaucht, erfährt man immer mehr aus Evas Leben und versteht langsam so manche Zusammenhänge.

Der Autorin gelingt es Spannung aufzubauen und über das gesamte Buch zu halten. Man fragt sich, wie kann Claire in Evas Rolle schlüpfen kann ohne besonders aufzufallen. Wann wird ihr Mann entdecken, dass sie nicht im abgestürzten Flugzeug saß? Es ist ein Spiel auf Zeit…

Die technischen Hilfsmittel hat Claire gut im Griff und kann sich somit immer ein Bild über den aktuellen Wissensstand ihres Mannes machen. Überhaupt handelt es sich bei beiden Frauen um starke Frauen, die sich allerdings in eine Zwangslage manövriert haben, aus der sie nur schwer hinausfinden können.

Mir hat der Thriller aufgrund seiner zwei verschiedenen Sichten und der starken Persönlichkeiten sehr gut gefallen. Das Ende kam mir dann aber fast zu plötzlich, hier hätte man noch tiefer in die Geschichte einsteigen können.

Fazit:
Ein solider Thriller, der mich gefesselt hat.

Bewertung: **** von *****

Eigentlich wollte ich mich selbst entfalten (Mimi Fiedler)

Mit viel Herz, aber ….

 

Die Schauspielerin Mimi Fiedler hat ihr Herz auf der Zunge, sie wirkt manchmal überdreht und kindlich, im Grunde ihres Herzens ist sie eine ganz normale Frau über Vierzig, was ihr doch sehr zu schaffen macht(e). Den Titel finde ich gelungen und ansprechend.

Beschreibung des Buches:
„Eigentlich wollte ich mich selbst entfalten“ von Mimi Fiedler ist 2020 als Taschenbuch im Knaur Verlag mit 197 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild zeigt sich die Autorin selbst mit einem fröhlichen Gesicht.

Kurze Zusammenfassung:
Mimi Fiedler gibt Einblick in ihr (Seelen)leben. In 20 Kapiteln mit lustigen Überschriften geht es in diesem Buch um Mimis Leben jenseits der Vierzig, aber auch um ihre Kindheit, Freundschaft, Familie und Karriere.

Mein Leseeindruck:
Mimi hadert mit ihrem Alter, denn das hat bereits Spuren hinterlassen. Mit ihren 44 Jahren hat sie schon einiges erlebt und lässt uns beim Lesen daran teilhaben.

Mit ihrer recht eigentümlichen lockeren Ausdrucksweise bekommen wir Einblicke in ihre Kindheit, das Leben im Rhein-Main-Gebiet, Schulzeit und in ihr Schauspielleben. Dabei wirken manche Erlebnisse doch etwas übertrieben dargestellt  – oder flunkert sie an der ein- oder anderen Stelle?

Man nimmt es ihr zumindest nicht übel. Das Buch ist witzig und wirkt authentisch. Man erlebt Mimi fast wie eine gute Freundin, mit der man sicherlich gut „Pferde stehlen kann“ und die bei einem Kaffee aus ihrem Leben plaudert – leicht derb und spontan.

Manche peinlichen Situationen hat sie sicherlich genau so erlebt, denn sie scheint vieles aus dem Bauch heraus zu entscheiden und zu tun.

Es sind die Ängste, die die meisten Frauen in ihrem Alter haben. Mimi nimmt sie mit einem Augenzwinkern aufs Korn, versucht sich jünger zu machen als sie ist und hofft dadurch, noch einen Mann abzubekommen. Zumindest scheint dies auch ein roter Faden in ihrem Buch zu sein – und gelungen zu sein, wie man recherchieren kann.

Fazit:
Ein Buch für Frauen, die über ihr Alter schmunzeln können, so wie es Mimi macht. Mit Humor und Witzigkeit lässt sich fast jede peinliche Situation meistern, wenn man das Herz auf dem „richtigen Fleck“ hat und authentisch ist.

Bewertung: *** von *****

Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr (Sabine Bode)

Zum Schmunzeln und Entspannen

Manchmal braucht es ein Buch, das man einfach nur liest, um sich humorvoll unterhalten zu lassen und entspannt zurück zu legen.

Beschreibung des Buches:
„Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr“ ist 2019 im Goldmann Verlag als Taschenbuch mit 218 Seiten erschienen. Das Titelbild ist mit einem gemalten Zebra und viel Konfetti gestaltet –  passend zum Inhalt gut gewählt.

Kurze Zusammenfassung:
Die Autorin und Journalistin Sabine Bode, die u.a. als Comedy Autorin für die verschiedensten TV-Formate Texte und auch ein Bühnenprogramm für Hape Kerkeling geschrieben hat, ist selbst Anfang 50.
In den sehr witzig überschriebenen Kapiteln nimmt sie das Leben der Frau jenseits der 50 unter die sogenannte Lupe. Unter anderem wird man z.B. in den Friseursalon, zum Arzt, ins Familienleben und ins Werbegeschehen mitgenommen. Zwischen den Texten finden sich immer wieder Skizzen, Tabellen und „kluge Sprüche“.

Mein Leseeindruck:
Dieses Buch liest man, wenn man ein wenig Aufheiterung braucht. Hier findet man die Würze zum Alltag. Sabine Bode erzählt unverblümt und manchmal auch etwas burschikos aus dem Leben einer 50-Jährigen.

Dabei geht sie wirklich schonungslos vor. Sie geizt nicht mit Übertreibungen, in denen man sich dann aber tatsächlich wieder erkennt. Ihr Sprachstil ist humorvoll, herausfordernd und in manchen Teilen einfach nur witzig.

Gerade die Überschriften der einzelnen Kapitel haben es in sich und zeigen, was einen in diesem Buch erwartet: „Wie sag ich’s meinem Partner: Trennkost mal anders“, „Altersgeilzeit: Mumien-Dating für Anfänger“ oder „Ein Königreich für ein Klo: BlasenschwächeBlues“

Fazit:
Kein Buch mit Tiefgang, aber ein Buch, das einen ein paar humorvolle Stunden beschwert, wenn man mal wieder eine Aufheiterung braucht.

Bewertung: **** von *****

Das Beste wartet noch auf dich (Lilli Marbach)

Mit Sechsundsechzig Jahren…

Ein echter „Wohlfühlroman“!

Beschreibung des Buches:
„Das Beste wartet noch auf dich“ von Lilli Marbach ist im 2020 im blanvalet-Verlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 383 Seiten. Das Cover ist lustig gestaltet: Eine ältere Dame mit einem Sektglas in der Hand sitzt in einer Schubkarre. Um sie herum sieht man allerlei Baumaterial – das Ganze wirkt recht heiter auf mich.

Kurze Zusammenfassung:
Balbina von Buntschuh ist Witwe. Ihr reicht das Geld gerade zum Leben, da erbt sie ein marodes Mehrfamilienhaus im teuren München. Was tun? Verkaufen oder renovieren? Sie entscheidet sich für eine ungewöhnliche Aktion: Neue Mieter sollen ihre gemietete Wohnung auf eigene Kosten sanieren, dafür dürfen sie das erste Jahr mietfrei wohnen. Die Suche nach den Mietern beginnt. Wird Balbina ihr Glück finden?

Mein Leseeindruck:
Ich habe mich sofort in dieses Buch hineingelesen und bin darin versunken. Die Protagonistin Balbina wirkt sympathisch und humorvoll, dabei unerfahren, was den Bereich des Hauseigentümers betrifft, und versucht das Beste für ihre (zukünftigen) Mieter zu organisieren. Dabei gilt es immer wieder neue Herausforderungen zu meistern.

Als gelernte Buchhändlerin möchte sie gerne im Ladenbereich ihres geerbten Hauses ein Büchercafe einrichten. Doch bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg.

Die weiteren Protagonisten, die alten und neuen Hausbewohner, sind ganz wunderbar beschrieben. Man kann sich diese Wohnzweckgemeinschaft richtig gut vorstellen. Ein Traum vom Miteinander-Leben. Jeder ist für jeden da, viele bringen sich ein. Mit viel Humor und Charme sind diese Protagonisten beschrieben.

Mit viel Wortwitz hält die Autorin ihre Leser bei der Stange, man fühlt sich wohl beim Lesen, man möchte wissen, wie Balbina das Projekt stemmen wird. Dass dabei auch ihr Liebesleben eine bedeutungsvolle Rolle bekommt, macht den Roman umso lesenswerter.

Der Roman schreit nach einer Fortsetzung!

Am Ende des Buches findet man noch Balbinas leckeres Käsekuchen-Rezept.

Fazit:
Das Buch habe ich an wenigen Abenden verschlungen. Es hat mich ganz wunderbar unterhalten. Der Traum von einem Mehrgenerationen-Haus kann wahr werden, wenn alle an einem Strang ziehen und sich jeder mit seinen Stärken einbringt – und wenn man das Glück in sein Leben lässt.

Bewertung: ***** von *****

Glück und Glas (Lilli Beck)

Berührendes Buch über eine Freundschaft zwischen zwei Frauen

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Wer kennt nicht den Spruch aus Poesiealben „Glück und Glas, wie leicht bricht das“? Dieser Titel und das Titelbild sich umarmender Mädchen in Kleidung der fünfziger Jahre hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Von Lilli Beck habe ich bisher noch nichts gelesen, aber schon immer die ansonsten witzigen und bunten Titelbilder ihrer Romane bewundert.

Beschreibung des Buches:
„Glück und Glas“ ist im 2015 im blanvalet-Verlag als Hardcover Buch erschienen. Es hat 510 Seiten Romantext. Auf dem Cover ist ein schwarz/weiß Foto abgebildet, das zwei kleine Mädchen, Arm in Arm, offensichtlich auf dem Schulweg, zeigt. Das Bild könnte aus den fünfziger Jahren stammen. In Kombination mit dem Titel passt es wunderbar zur Geschichte.

Kurze Zusammenfassung:
Marion und Hannelore werden am 7. Mai 1945 in München geboren. Sie stammen aus unterschiedlichen Verhältnissen, wachsen aber gemeinsam auf, da Marions Mutter den Haushalt Hannelores Familie führt. Ihre innige Freundschaft wird ein um das andere Mal auf eine harte Probe gestellt, bis sie zunächst endgültig zerbricht. In 58 Kapiteln erzählt Lilli Beck mit Fokus auf Marion (als Hauptperson des Romans) aber auch auf Hannelore, das bewegte Leben der beiden innerhalb einer Zeitspanne von 70 Jahren. Marion im Jahr 2015 blickt immer wieder zurück auf ihr Leben, als sie z.B. im alten Poesiealbum blättert, während sie auf Hannelore wartet, mit der sie beider 70. Geburtstag feiern möchte und freut sich auf ein Wiedersehen…

Mein Leseeindruck:
In Lilli Becks teils autobiografischer Roman (so steht es im Klappentext) wird deutsche Geschichte erlebt und miterlebt, wenn sie das Aufwachsen von Marion und Hannelore und ihre Lebensjahre bis ins Jahr 2015 erzählt. Das Leben in diesen ersten Lebensjahrzehnten kenne auch ich nur aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern und aus Geschichtsbüchern, hier erfährt man im Roman „verpackt“ lebendige Geschichte. In den weiteren Lebensabschnitten sind mir viele Beschreibungen z.B. Wohnsituationen, geschichtliche Ereignisse, technische Fortschritte sehr bekannt, da auch ich sie miterlebt habe.

Marion und Hannelore sind sehr unterschiedlich. Beide haben Träume für die Zukunft. Während die eine ein Studium aufnehmen kann, muss sich die andere mit kleinen Jobs über Wasser halten, um ihren Traum von einer Modellkarriere zu verwirklichen. Keine von beiden hat einen gradlinigen Lebensweg. Schicksalsschläge, falsche Entscheidungen und die Liebe entfremden sie beide, es kommt zu einem Bruch in der Freundschaft. Doch das Leben geht für beide weiter, die Wege kreuzen sich immer mal wieder als wäre da ein langes Band.

Mich hat die Geschichte um die beiden Freundinnen von Anfang an gefesselt. Wenn auch die einzelnen Kapitel immer mal wieder große Jahressprünge aufweisen, so kann man den Lebensweg der beiden wunderbar nachvollziehen. Man erlebt so ganz nebenbei deutsche Geschichte, kann die Entwicklung Deutschlands anhand der persönlichen Entwicklung der beiden Frauen nachvollziehen und leidet oder freut sich mit den Protagonistinnen in ihren jeweiligen Lebenssituationen. Der Roman wird somit zur gelebten Geschichte in den Jahre von 1945 bis 2015, ein Streifzug auch durch die Weltgeschichte mit Themen, die auch mich als Kind und Jugendliche bewegt haben.

Ein berührendes Buch, das vieles beinhaltet: Freundschaft, Liebe, Spannung, Geschichte.

Fazit:
Ich konnte mich wunderbar in diesen Roman „fallen lassen“. Habe die beschriebenen Szenen sehr gut vor Augen gehabt. Eine Verfilmung dieses Buches könnte ich mir gut vorstellen. Noch jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, läuft mir das Leben von Marion und Hannelore wie ein Film vor den Augen ab. Ein sehr schöner Lesegenuss.

Bewertung: *****

Frühstück mit Sophie (Jennifer Bentz)

Entspannte Stunden mit einem humorvollen Buch

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Beschreibung des Buches:
„Frühstück mit Sophie“ von Jennifer Bentz ist im Dezember 2015 als Taschenbuch mit 299 Seiten im Ullstein-Verlag erschienen. Auf dem Titelbild sieht man schemenhaft eine schwarze Katze, einen Mann mit Tablett, eine Frau mit Gießkanne, Pflanzen, eine Lampe und eine Wohnsiedlung. Alles ist in Pastellfarben auf weißem Hintergrund gehalten. Mit der Farbgebung macht alles einen fröhlichen und leichten Eindruck. Für mich ist dieses Titelbild ansprechend. Es ist der zweite Roman der Autorin, der im Ullstein-Verlag erschienen ist.

Kurze Zusammenfassung:
Louisas Leben gleicht einem vorgezeichneten Plan, alles läuft in geregelten und vorgezeichneten Bahnen ab, nichts darf sich kurzfristig ändern. Als ihr Freund ihr am Valentinstag mitteilt, dass er eine neue Freundin hat und Vater wird, zieht Louisa kurzerhand in eine Wohngemeinschaft eines älteren Ehepaares. Die Rentner Sophie und Paul entsprechen aber so gar nicht ihrem Bild eines geordneten Lebens, so gibt es von Anfang an Konfliktpotenzial. Aber im Haus wohnen noch andere mehr oder weniger nette Menschen, die Louisas Leben ordentlich durcheinander bringen…

Mein Leseeindruck:
Dieses Buch lässt einen so richtig schön entspannt lesen. Man beobachtet mit Neugierde, wie sich Louisa im neuen Leben so tapfer schlägt und doch immer wieder hin- und hergerissen zwischen ihrem strukturierten Leben und den chaotischen, aber auch sehr liebenswürdigen Menschen in ihrem neuen Heim ist. Der Roman lebt von der Situationskomik und von den Widersprüchlichkeiten, denen Louisa ausgesetzt ist.

Louisa hat zehn Grundregeln aufgestellt, wie ihr Leben in geordneten Bahnen laufen soll. Diese Grundregeln dienen als Überschriften der einzelnen Kapitel und werden durch ich neues Leben ordentlich „auseinander genommen“.

Hat man endlich das Gefühl, sie habe eine Entscheidung getroffen, so folgen dann doch wieder Rückschläge. Man fühlt mit Louisa und den Mitbewohnern. Alle Bewohner des Mietshauses, in dem Louisa Unterschlupf gefunden hat, haben so ihre kleinen Macken, so wie wir Menschen sie eben haben. Hier treffen sie auf sehr lustige Weise zusammen. Alt und Jung, Mann und Frau und auch ein Papagei sind immer wieder für Überraschungen gut. Es wird nie langweilig.

Ihre alten Freunde und Familienmitglieder haben ein wohlgeformtes Bild von Louisa, so dass sie manches einfach nicht glauben können, was sie neuerdings so treibt. Da glauben Louisas Eltern doch tatsächlich an einen Scherz als sie einen Anruf der Polizei erhalten, dass die eigene Tochter bitte im Polizeirevier abgeholt werden kann… (das ist ein Missverständnis, unsere Tochter doch nicht!)

Der Wortwitz und der lebendige Sprachstil von Jennifer Bentz fesseln beim Lesen und lassen einen immer wieder schmunzeln. Und am Ende ist einem klar: Das Leben ist nicht vorprogrammierbar, es gibt immer wieder Abzweige an denen man Entscheidungen treffen muss, manchmal muss man sich auch einfach in das „Abenteuer Leben“ stürzen und alles laufen lassen, aufsaugen und genießen ohne einen vorgefertigten Plan in der Hand zu haben.

Fazit:
Ein kurzweiliges Lesevergnügen, unterhaltsam und humorvoll. Ich freue mich auf weitere Bücher von Jennifer Bentz.

Bewertung: *****