Das Geheimnis (Ellen Sandberg)

Ein Familiengeheimnis, das das Leben der Nachkommen beeinflusst

Von der Autorin Ellen Sandberg habe ich schon viele Bücher gelesen. Mir gefallen ihr Schreibstil und die ganz besonderen Themen, denen sie sich widmet.

Beschreibung des Buches:
„Das Geheimnis“ von Ellen Sandberg ist 2022 im Penguin-Verlag als Hardcover mit 425 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man altes, geheimnisvoll erscheinendes Haus.

Kurze Zusammenfassung:
Ulla ist auf der Suche nach dem Grund, warum ihre Mutter Helga sie, als sie neun Jahre alt war, verlassen hat. Später kam die Mutter unter mysteriösen Umständen zu Tode. Ulla versucht in Helgas altem Wohnhaus am Chiemsee der Sache auf die Spur zu kommen.

Mein Leseeindruck;
Ich habe mich mit diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt. Mir hat der Wechsel der Sichten und Zeiten, 2020 Ulla, 1975 Helga und später auch noch 2020 Luise, sehr gut gefallen.

Die Rückblicke, die Ulla anhand von Kassetten auf das Leben ihre Mutter bekommt als auch die Rückblicke in den Kapiteln, die Helgas Situation beschreiben, sind spannend verwoben.

Auch wenn das Leben der Protagonistinnen sich teils mehr in der oberen Mittelschicht abspielt und man sich vielleicht nicht unbedingt mit den Personen identifizieren kann, so blickt man doch mit einer gewissen Demut auf die Rückblicke von Mutter Helga zurück, die als Jugendliche mit der Familie auf der Flucht ihre Lieben verlor.

Dieses Schicksal verfolgt Helga ihr ganzes Leben, so dass sie offenbar ihr Glück mit ihrer Tochter Ulla gar nicht genießen kann und will. Und auch Ulla scheint das Familiengeheimnis in ihrem Leben zu beeinflussen…

Mir hat der Roman sehr gut gefallen.

Fazit:
Wieder einmal eine besondere Familiengeschichte, die Ellen Sandberg hier gelungen ist. Das Buch gehört für mich zu den Highlights im neuen Jahr 2022.

Bewertung: ***** von *****

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Im Winter Schnee, nachts Sterne (Fabio Geda/Enaiatollah Akbari)

Sehnsucht nach der Familie – Heimkehr

Eine authentische Geschichte über das Leben in zwei Kulturen.

Beschreibung des Buches:
„Im Winter Schnee, nachts Sterne“ ist 2021 im C.Bertelsmann Verlag als Hardcover mit 210 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man einen jungen Mann auf dem Weg zu einer altertümlich wirkenden Stadt.

Kurze Zusammenfassung:
Enaiatollah Akbari lebt schon seit 15 Jahren nicht mehr in seiner Heimat Afghanistan. Nach jahrelanger Flucht ist er in Italien sesshaft geworden. Nachdem er die Schule erfolgreich beendet, einen Studienabschluss in Politikwissenschaften erlangt und eine feste Arbeitsstelle hat, wird die Sehnsucht nach seiner Familie (Mutter und Schwester) immer stärker, so dass er alles daran setzt, die Familie, die nach Pakistan geflüchtet ist, wiederzusehen…

Der Autor Fabio Geda arbeitete lange Jahre als Lehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete. Mit Enaiatollah Akbari hat er bereits erfolgreich das Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ veröffentlicht. Hier folgt nun eine Fortsetzung der Geschichte…

Mein Leseeindruck:
Ich kenne das Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ leider nicht, trotzdem hat mich dieses Buch hier sehr beeindruckt.

An einem Wochenende habe ich es verschlungen. Es ist sehr lebendig in der Ich-Form aus Sicht des jungen Eaiatollah geschrieben.

Zu Beginn kann man sich anhand von Kartenmaterial die Entfernungen von Südeuropa nach Afghanistan und Pakistan anschauen. Eine weitere Karte zeigt in ihrem Kartenausschnitt die wichtigsten Reiseländer Enaiatollahs und die in der Geschichte benannten Städte im Iran, Pakistan und Afghanistan.

Eine Zusammenfassung mit geschichtlichen Abschnitten und Jahreszahlen gibt einen groben Überblick über Afghanistans Land und Leute.

Mich hat die Erzählung fasziniert. Die Beweggründe, die der junge Mann hat, seine Familie nach 15 Jahren wieder zu sehen, die Strapazen (in Bezug auf Visa und Aufhenthaltsgenehmigungen) auf sich zu nehmen und die Hartnäckigkeit sowie die Willenskraft, die er dabei an den Tag legte, haben mir imponiert.

Da werden einem beim Lesen die eigenen Problemchen ganz klein, wenn man sieht, was andere Menschen in ihrem Leben so auf sich nehmen, um ihr Leben zu meistern und ihr persönliches Glück zu finden.

Ich hätte gerne noch weitergelesen, wenn das Buch nach 210 Seiten nicht schon zu Ende gewesen wäre. Es lohnt sich sicherlich, auch die Vorgeschichte zu diesem Buch zu lesen.

Fazit:
Ein gelungenes Buch, das bewegt und aufrüttelt, im eigenen Leben nicht immer aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Viele leben hier auf einer Insel der Glückseligen. Andere Menschen in anderen Erdteilen/Ländern müssen ihr Glück erst einmal selbst in die Hand nehmen – es kann mit viel Willenskraft und Hartnäckigkeit, aber auch Offenheit zu fremden Kulturen gelingen…

Bewertung: ***** von *****

Sylvia Lott (Die Fliederinsel)

Geheimnisvolle Familiengeschichte

Zu diesem Buch habe ich mal wieder aufgrund des Covers gegriffen. Ein Fliederstrauß, Meer und ein Leuchtturm – das versprach eine schöne Urlaubslektüre für mich zu werden…

Beschreibung des Buches:
„Die Fliederinsel“ von Sylvia Lott ist 2017 im blanvalet Verlag als Taschenbuch erschienen. Das Buch hat 540 Seiten. Auf dem Titelbild ist ein wunderschön gemalter Fliederstrauß abgebildet, im Hintergrund sieht man einen Leuchtturm und das Meer, alles passend zum Inhalt ausgewählt.

Kurze Zusammenfassung:
Die junge Celia macht Urlaub auf der dänischen Insel Fünen. In ihrem Ferienhaus entdeckt sie durch einen Zufall ein Fliedergemälde. Als sie das Bild ihrer Vermieterin zeigt, werden in Inger Olsen Erinnerungen wach. Das Gemälde galt lange Zeit als verschollen. Es wurde von ihrer Mutter Ruth Liebermann, einer jüdischen Malerin gemalt, die 1938 mit ihrem Mann Jakob aus Berlin fliehen musste. Inger beginnt Celia die Geschichte ihrer Familie zu erzählen…

Mein Leseeindruck:
Dieser Roman ist in zwei Zeitebenen geschrieben, das ist Sylvia Lotts Leidenschaft. Ihre Romane sind nicht einfach nur Liebesgeschichten, sondern sie erzählen auch immer die Entwicklung der Personen. Hier handelt es sich um die Familiengeschichte der jüdischen Familie Liebermann.

Die eine Zeitebene spielt im Jahr 2016 auf der dänischen Insel Fünen. Hier entdeckt Celia das Fliedergemälde, welches in der Erzählung ihrer Vermieterin Inger Olsen eine besondere Bedeutung erlangt. Dieser Erzählstrang, die zweite Zeitebene, beschreibt die Jahre 1938 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.

Mich hat das Buch gefesselt. Ich fand die Familiengeschichte sehr spannend. Die geschichtlichen Hintergründe um jüdische Flüchtlinge in Dänemark und Schweden waren mir vorher nicht in ihrer Dimension bekannt. Hier hat die Autorin offensichtlich eine gute Recherchearbeit geleistet.

Sylvia Lott hat die Lebensverhältnisse der kleinen Familie (Ruth, Jakob und Inger) sehr anschaulich beschrieben. Man fühlt sich in die Geschichte hineinversetzt. Sie hat sehr unterschiedliche Charaktere geschaffen, die sie sehr gut herausgearbeitet hat und die der Geschichte eine gewisse Lebendigkeit verleihen. Die Wirrungen vor und während des zweiten Weltkrieges werden in ihrem Roman schonungslos, aber ohne zu belehren, dargestellt.

Eine weitere Thematik in diesem Buch behandelt das Trauma, was den Eltern als auch die Kinder mit diesem Krieg widerfährt. Hier ganz konkret die Trennung der Eltern von der kleinen Tochter, die bei guten Freunden und Verwandten aufwächst. Es lässt sich nur schwer vorstellen, was ein kleines Kind dabei empfunden haben muss, wenn die Eltern plötzlich nicht mehr da sind – um dann unvermittelt nach langer Zeit wieder aufzutauchen. Das Leben konnte einfach nicht ohne Misstrauen und Verlustängsten weitergehen.

Mich wird die Geschichte um Ruth, Jakob und Inger so schnell nicht mehr loslassen…

Fazit:
Die Erzählweise der Autorin ist packend, gefühlvoll und spannend. Hat man das Buch einmal angefangen, so kann man es schwer wieder weglegen, es fesselt und berührt.

Bewertung: *****

Der Anruf kam nach Mitternacht (Tess Gerritsen)

Die große Suche – oder – auf der Flucht

Ich habe schon Bücher von Tess Gerritsen gelesen, war aber bisher nicht ganz so begeistert von ihren Thrillern. Der Titel dieses Buches klang spannend und auch das Titelbild hat mich angezogen.

Beschreibung des Buches:
„Der Anruf kam nach Mitternacht“ von Tess Gerritsen ist 2017 als Taschenbuch im HarperCollins Verlag mit 304 Seiten erschienen. Es handelt sich um das Erstlingswerk der Autorin, das hier in einer Neuauflage herausgegeben wurde. Auf dem Titelbild ist eine Taschenuhr mit Blutspritzern abgebildet.

Kurze Zusammenfassung:
In einem Hotel kommt ein Mann bei einem Brand ums Leben. Es handelt sich zweifelsohne um Geoffrey Fontaine, den Ehemann Sarahs, die erst zwei Monate zuvor geheiratet hatten. Nachdem Sarah feststellen muss, dass ihr Mann offensichtlich ein Doppelleben geführt hat und sie dann plötzlich doch einen Anruf von ihm bekommt, macht sie sich von Washington aus auf die Suche nach ihm in Europa. Unterstützt wird sie vom Botschafter Nick O’Hara. Während ihrer Suche (und späteren Flucht) kommen die Zwei sich näher…

Mein Leseeindruck:
Nachdem ich das Buch am Anfang sehr spannend fand, so dümpelte die Geschichte später nach und nach vor sich hin. Aus der Suche wird eine Flucht vor immer mehr Verfolgern. Schwerstkriminelle mit üblen Methoden als auch Behörden zwingen Sarah und Nick immer wieder weiter zu reisen. Man blickt nicht ganz durch wer nun hinter wem her ist und ob Sarahs Mann tatsächlich noch am Leben ist.

Dieser Thriller spielt in der Zeit vor der Wende teilweise auch im geteilten Berlin. Besonders auffallenden die zahlreichen Telefonate aus Telefonzellen heraus.

Ich würde dieses Buch als Spionagethriller (mit vielen Toten) und mit eingebetteter Liebesgeschichte beschreiben. Der Schreibstil ist flüssig, die Schauplätze London, Berlin, Amsterdam gut ausgewählt, aber bezüglich ihrer Atmosphäre nicht besonders beschrieben, das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf den Handlungssträngen und Action.

Schade finde ich, dass man hier dem Leser ein „altes“ Buch der Autorin als Neuerscheinung in 1. Auflage verkauft.

Fazit:
Wer einen Thriller lesen möchte, der offensichtlich das Erstlingswerk der Autorin ist und vor 1989 spielt, der ist hier richtig. Mir hat er nur mittelmäßig gefallen.

Bewertung: ***