Getraut (Susanne Fröhlich)

Heiterer (Frauen)-Roman

Aus der Serie um Andrea Schnidt ist hier das 12. Buch entstanden. Das ein oder andere Buch daraus habe ich gelesen, sie begleiten mich schon seit Jahren.

Beschreibung des Buches:
„Getraut“ von Susanne Fröhlich ist im Knaur Verlag als Hardcover mit 300 Seiten-erschienen. Der Roman gehört zur Serie um „Andrea Schmidt“, der erste Teil „Frisch gepresst“ entstand um das Jahr 2000.

Das Titelbild reiht sich in die Titelbilder der Serie ein, schlicht, einfarbiger Hintergrund und ein besonderes Detail, hier zwei Zahnbürsten im Glas, abgebildet.

Kurze Zusammenfassung:
Andrea Schnidts Ex-Schwiegervater Rudi und seine Irene wollen heiraten, doch das Standesamt im Römer ist einen Tag nach dem UEFAEuropa League 2022 Pokalsieg der Frankfurter Eintracht gesperrt. Es werden zahlreiche Fußball-Fans auf dem Römerberg erwartet. So chaotisch beginnt der Roman. Eine Panne reiht sich an die nächste, das Leben von Andrea bietet ständig Überraschungen, denn auch ihr passieren manch seltsame Dinge.

Mein Leseeindruck:
Zum Entspannen mag ich Bücher, die das Alltagsleben in lustigen Fassetten beschreiben, denn mit Humor ist das Leben leichter. Das schafft Susanne Fröhlich immer mit ihren Romanen um Andrea Schnidt.

Die Charaktere sind teils etwas speziell, dennoch findet man bei der ein oder der anderen Person Parallelen zu eigenen Bekannten, Verwandten, Freunden oder zu sich selbst. Das macht die Geschichten so liebens- und lesenswert.

Auch wenn manche Situationen doch etwas überzogen erscheinen, so bieten sie doch ein paar entspannte und kurzweilige Lesestunden.

Manches ist voraussehbar, doch einiges überrascht dann doch.

Ich habe mich mit diesem Buch gut unterhalten gefühlt und freue mich auf weitere lustige Erlebnisse von Andrea Schnidt.

Fazit:
Wer sich ein paar entspannte Stunden gönnen möchte, der kann hier zugreifen.

Bewertung: ***** von *****

Werbung

Im Winter Schnee, nachts Sterne (Fabio Geda/Enaiatollah Akbari)

Sehnsucht nach der Familie – Heimkehr

Eine authentische Geschichte über das Leben in zwei Kulturen.

Beschreibung des Buches:
„Im Winter Schnee, nachts Sterne“ ist 2021 im C.Bertelsmann Verlag als Hardcover mit 210 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man einen jungen Mann auf dem Weg zu einer altertümlich wirkenden Stadt.

Kurze Zusammenfassung:
Enaiatollah Akbari lebt schon seit 15 Jahren nicht mehr in seiner Heimat Afghanistan. Nach jahrelanger Flucht ist er in Italien sesshaft geworden. Nachdem er die Schule erfolgreich beendet, einen Studienabschluss in Politikwissenschaften erlangt und eine feste Arbeitsstelle hat, wird die Sehnsucht nach seiner Familie (Mutter und Schwester) immer stärker, so dass er alles daran setzt, die Familie, die nach Pakistan geflüchtet ist, wiederzusehen…

Der Autor Fabio Geda arbeitete lange Jahre als Lehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete. Mit Enaiatollah Akbari hat er bereits erfolgreich das Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ veröffentlicht. Hier folgt nun eine Fortsetzung der Geschichte…

Mein Leseeindruck:
Ich kenne das Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ leider nicht, trotzdem hat mich dieses Buch hier sehr beeindruckt.

An einem Wochenende habe ich es verschlungen. Es ist sehr lebendig in der Ich-Form aus Sicht des jungen Eaiatollah geschrieben.

Zu Beginn kann man sich anhand von Kartenmaterial die Entfernungen von Südeuropa nach Afghanistan und Pakistan anschauen. Eine weitere Karte zeigt in ihrem Kartenausschnitt die wichtigsten Reiseländer Enaiatollahs und die in der Geschichte benannten Städte im Iran, Pakistan und Afghanistan.

Eine Zusammenfassung mit geschichtlichen Abschnitten und Jahreszahlen gibt einen groben Überblick über Afghanistans Land und Leute.

Mich hat die Erzählung fasziniert. Die Beweggründe, die der junge Mann hat, seine Familie nach 15 Jahren wieder zu sehen, die Strapazen (in Bezug auf Visa und Aufhenthaltsgenehmigungen) auf sich zu nehmen und die Hartnäckigkeit sowie die Willenskraft, die er dabei an den Tag legte, haben mir imponiert.

Da werden einem beim Lesen die eigenen Problemchen ganz klein, wenn man sieht, was andere Menschen in ihrem Leben so auf sich nehmen, um ihr Leben zu meistern und ihr persönliches Glück zu finden.

Ich hätte gerne noch weitergelesen, wenn das Buch nach 210 Seiten nicht schon zu Ende gewesen wäre. Es lohnt sich sicherlich, auch die Vorgeschichte zu diesem Buch zu lesen.

Fazit:
Ein gelungenes Buch, das bewegt und aufrüttelt, im eigenen Leben nicht immer aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Viele leben hier auf einer Insel der Glückseligen. Andere Menschen in anderen Erdteilen/Ländern müssen ihr Glück erst einmal selbst in die Hand nehmen – es kann mit viel Willenskraft und Hartnäckigkeit, aber auch Offenheit zu fremden Kulturen gelingen…

Bewertung: ***** von *****

Woanders ist es auch nicht ruhiger (Andrea Sawatzki)

Mehrgenerationen-Haus – unterhaltsam, aber auch skurril

Bisher habe ich nur die Filme mit „Familie Bundschuh“ im Fernsehen gesehen. Dies ist mein erster Roman aus dieser Reihe – der 5.

Beschreibung des Buches:
„Woanders ist es auch nicht ruhiger“ von Andrea Sawatzki ist im Piper Verlag 2021 als Taschenbuch mit 336  Seiten erschienen. Ich habe die eBook-Variante gelesen.

Auf dem Cover ist Gundula (sieht aus wie die Autorin) inmitten einer Bauernhof- ähnlichen Idylle zu sehen…

Kurze Zusammenfassung:
Familie Bundschuh will umziehen. Ihr Haus in Berlin liegt in der Einflugschneise des neuen Flughafens. Man ersteigert einen großen Hof in einem Vorort von Berlin. Schon die Finanzierungs- und Umzugskosten übersteigen das Budget. Es müssen Ideen her, wie man die (maroden) Gebäude sanieren und unterhalten kann. Dabei hat jedes Familienmitglied der Großfamilie so seine/ihre eigenen Ideen.

Mein Leseeindruck:
Die Idee eines großen Mehrgenerationen-Hauses an sich finde ich ja wirklich toll. Doch nach diesem Roman vergeht einem zunächst die Lust, sich ernsthaft damit zu beschäftigen 😉

Der Roman ist humorvoll, oft vorhersehbar und zuweilen skurril. Die Protagonisten kenne ich von den Filmen und habe hier natürlich die Schauspieler immer vor Augen. Da leben wirklich die extremsten Persönlichkeiten unter einem Dach. Das will man sich im realen Leben eigentlich nicht vorstellen, dass sich dann eine einzelne Person so schamlos ausnutzen lässt.

Bei den Bundschuhs ist es nie langweilig, ständig passieren kleine und große Katastrophen. Das Geld reicht nie und die Ehe der Protagonistin Gundula scheint auch nicht zum Besten bestellt zu sein. Alles, wie im richtigen Leben, aber hier dann doch etwas zu übertrieben dargestellt.

Als Film sicherlich, getragen durch die gut ausgewählten Schauspieler, eine lustige Story, die in 90 Minuten erzählt ist. Ein weiteres Buch aus dieser Reihe werde ich allerdings nicht mehr lesen (wollen).

Fazit:
Unterhaltsamer, manchmal allerdings etwas zu skurriler Roman. Ich schaue mir dann doch lieber die Filme mit Familie Bundschuh an und entspanne 90 Minuten.

Bewertung: *** von *****

Der große Sommer (Ewald Arenz)

Erste Liebe, Freundschaft und Familiengeborgenheit

Meinen Mann hat der Klappentext angesprochen, es war sein Wunschbuch, deshalb hat er es auch vor mir gelesen.

Beschreibung des Buches:
„Der große Sommer“ von Ewald Arenz ist 2021 als Hardcover mit 318 Seiten im DuMont Buchverlag erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine junge Frau nach einem Sprung ins Wasser eintauchen.

Kurze Zusammenfassung:
Friedrich besucht den Friedhof in seiner Heimat und erinnert sich an einen ganz besonderen Sommer seiner Jugend, den er bei seinen Großeltern in den Ferien verbringen musste. Hier hat ihm der Großvater Nachhilfe in Mathe und Latein gegeben, um die Nachprüfung zur Versetzung in eine weitere Klassenstufe zu erreichen. Die Sommerferien entwickeln sich durch die Bekanntschaft mit Beate zu einer ganz besonderen Zeit..

Mein Leseeindruck:
Die Geschichte des besonderen Sommers ist in der Ich-Perspektive aus Sicht von Friedrich erzählt. Sie spielt in den 1980er Jahren, es gibt noch Telefonzellen.

Ich bin im gleichen Jahrzehnt wie der Protagonist geboren und konnte mich richtig gut in die Gedanken von Friedrich hineinversetzen. Der Respekt den Großeltern gegenüber, die heimliche Warmherzigkeit des Großvaters, der immer im Hintergrund bemüht ist, die Familie zusammenzuhalten und zu helfen und die tollen Jugendfreundschaften.

Der Autor hat eine gefühlvolle, feine Sprache. Die Erzählung aus dem besonderen Sommer ist sehr authentisch. Die Charaktere sind toll gewählt. Da gibt es die große Schwester Alma, den Freund, dem ein Schicksalsschlag fast den Boden unter den Füßen wegzieht – und – Beate. Beate, die Friedrich im Freibad kennenlernt.

Es ist die Beschreibung einer ersten großen Liebe, einer wunderbaren Freundschaft und Familiengeborgenheit. Frieder erlebt all das in besagtem Sommer.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch mein Mann fand das Buch toll.

Fazit:
Ein wunderbares Buch, das fesselt, in Erinnerungen schwelgen und an die erste Liebe, Freundschaft und Großeltern erinnern lässt.

Bewertung: ***** von *****

Unsere allerbeste Zeit (Gaby Hauptmann)

Unterhaltsamer Roman – wie das Leben so spielt

Zwischen all den Krimis, die ich immer wieder gerne lese, greife ich dann ab und an auch einfach mal zu einem (Frauen-)Roman.

Beschreibung des Buches:
„Unsere allerbeste Zeit“ von Gaby Hauptmann ist im Piper Verlag 2021 als Taschenbuch mit 416  Seiten erschienen. Ich habe die eBook-Variante gelesen.

Das Titelbild ist in fröhlicher grüner Farbe gestaltet – ein gedeckter Tisch, zwei Stühle in einem Garten…

Kurze Zusammenfassung:
Katja, Mitte vierzig, zieht von Hamburg in ihre Heimatstadt Stuttgart, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein, die Unterstützung im Alltag braucht. Während Katja sich in ihrer neuen Stelle in einer Agentur behaupten muss, stellt sie fest, dass sie nicht auf ihren Bruder zählen kann, wenn es um die Betreuung ihrer gemeinsamen Mutter geht. Bruder Boris hat gerade seine Familie verlassen – und Katja fühlt sich plötzlich auch für seine Frau und die gemeinsame Kinder verantwortlich. Doch kann sie all die Last auf sich nehmen?

Mein Leseeindruck:
Dieser Roman ist abwechslungsreich, turbulent, traurig und humorvoll zugleich. Alles, was man im mittleren Lebensabschnitt so erleben kann, ist hier auf eine sympathische Art hineingeflossen. Es ist ein Roman, nicht das wirkliche Leben!

Katja, die Frau, die sich für alles verantwortlich fühlt, obwohl sie auch erst einmal ihr eigenes Leben auf die Reihe bekommen muss, packt an. Seltsame Kollegen, eine Mutter, die am Anfang einer Demenz steht, ein Bruder, dessen Leben aus den Fugen geraten zu sein scheint – und mitten drin Katja, die Problemlöserin.

Die Protagonisten in diesem Roman sind zum größten Teil sympathisch dargestellt. Einzelnen „Störenfriede“ begegnet Katja auf ihre ganz besondere Weise und versucht sich nicht unterkriegen zu lassen.

Mir gefällt dieser Roman gut, er macht Mut. Die Protagonistin stellt sich ihren Problemen, versucht Schritt für Schritt Lösungen zu finden und es gelingen die kleinen Dinge mit Hilfe der Unterstützung ihrer alten Freunde aus der Schulzeit.

Natürlich sind in diesem Roman viele Klischees eingearbeitet, dennoch hatte ich ein paar schöne Lesestunden. Manches hat man selbst schon erlebt, einiges könnte tatsächlich noch auf einen zukommen. Mit viel Einsatz, Humor, Freunden und Liebe gelingt einiges.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Roman für Mitvierziger oder alle, die an einem Scheideweg stehen. Es ist nie zu spät, dem Leben eine neue Richtung zu geben.

Bewertung: **** von *****

Zorn und Stille (Sandra Gugic)

Auf der Suche nach der Vergangenheit

Wie leben Menschen damit, dass sie aus einem Land kommen, das es so nicht mehr gibt?

Beschreibung des Buches:
„Zorn und Stille“ ist 2020 beim Hoffmann und Campe Verlag als Hardcover mit 238 Seiten erschienen. Das Cover ist in Braun gehalten, ein weißer Kaninchenkopf ziert den unteren Teil des Titelbildes.

Kurze Zusammenfassung:
Die Fotografin Billy Bana (früher Biljana Banadinowic) muss die Wohnung ihres Vaters nach dessen Tod auflösen. Dabei wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Aufgewachsen ist sie als Gastarbeiterkind in Wien, die Familie kam ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Mein Leseeindruck:
Dieser Roman ist in mehrere Teile untergliedert mit und aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder – und in verschiedenen Zeitebenen. Während der erste Teil  von Billy selbst im Jahr 2016 handelt,  folgt im 2. Romanteil ein Blick der Geschehnisse auf die Vergangenheit aus Sicht von  Billys Mutter Azra im Juli 2008. Dem schließt sich die Geschichte Simas (Vater von Billy) aus dem Mai 1999 an. Zum Ende des Buches (Januar 2018) erzählt Billy selbst…

Der Sprachstil der Autorin ist etwas ganz besonderes, sehr ausgefeilt, feinfühlig. Man kommt beim Lesen so richtig in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt.

Sie beschreibt sehr bildhaft und emotional das Aufwachsen und das Leben ihrer Protagonisten. Dabei stört es keineswegs, dass der Roman in die verschiedenen Abschnitte unterteilt ist.

Gerade die unterschiedliche Betrachtung ihrer Protagonisten auf ihre Heimat und ihr Familiengefüge machen diesen Roman so lesenswert. Die Rückblicke sind wichtig, auch die Sicht aus und auf die einzelnen Familienmitglieder.

Mich hat dieser Roman sehr berührt. Es zeigt, dass ein Verlassen der Heimat immer einen großen Verlust bedeuten, die Familie zerbricht möglicherweise. Die Vergangenheit bekommt eine neue Bedeutung bei Verlust und Tod naher Familienmitglieder.

Der Autorin gelingt es mit diesem Roman die Gesellschaftspolitik ihres Heimatlandes zu beleuchten.

Fazit:
Ein wunderbar feinfühliger Gesellschaftsroman, dem ich viele Leser/innen wünsche!

Bewertung: ***** von *****

Vom Schweden, der den Zug nahm (Per J. Andersson)

Abenteuerliches Reisen im Zug – die Entdeckung des Zuges u.a. als Urlaubsreiseverkehrsmittel

Bei diesem Buch hat mich zunächst das Titelbild sehr angesprochen, erst dann habe ich gelesen, um was es in diesem Buch geht: Reisen mit dem Zug.

Beschreibung des Buches:
„Vom Schweden, der den Zug nahm und die Welt mit anderen Augen sah“ von Per J. Andersson ist im C H Beck Verlag  2020 als Taschenbuch erschienen. Das Buch hat 379 Seiten. Auf dem Titelbild sieht man eine farbenfroh gemalte Landschaft mit einem Zug und einen Reisenden, der dem Zug hinterher läuft.

Kurze Zusammenfassung:
Der schwedische Autor erzählt in seinem Buch von zahlreichen Zugfahrten alleine, aber auch mit Familie. Die Reisen gehen weit über Europa hinaus. So auch durch China und die USA. Am Ende des Buches findet man noch etliche Bahnreisetipps, allgemeine Reisetitpps, Film- und Literaturtipps sowie Literaturhinweise.

Mein Leseeindruck:
Ein tolles Buch. Es hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Der Autor erzählt von seinen Reisen sehr bildhaft, man fühlt sich auf den Reisen mitgenommen, würde am liebsten gleich die Koffer packen und tatsächlich mitreisen.

Neben den Reisebeschreibungen mit und ohne Familie (Kinder), erfährt man hier so einiges über den Schienenausbau, Bahnstrecken, Züge und natürlich über einzelne herausragende Bahnhofsgebäude, auch geschichtliche und politische Hintergründe werden hier beleuchtet.

Ganz besonders gut haben mir die Reisebeschreibungen der Nachtfahrten gefallen. Ich bin einmal in meinem Leben auch in einem Schlafwagen von Moskau nach Leningrad/Petersburg gefahren und erinnere mich gerne daran zurück.

Dieses Buch macht definitiv Lust auf das Reisen mit der Bahn, Abenteuer, aber auch Entspannung pur! Und wie und wo lernt man am besten Leute und Kultur kennen? Wenn man sich in der Bahn gegenüber sitzt und sich unterhält.

Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Bahn als Menschen und Gütertransportmittel auf dem Land. Mein Lieblingszitat aus diesem Buch:
„Es gibt einfach keine energie- und kapazitätseffektivere Methode, zu Land viele Menschen und große Mengen Güter zu transportieren.“

Gewünscht hätte ich mir noch ein paar Fotos der Bahnhöfe und Zugmaschinen. Außerdem fände ich eine Weltkarte mit den längsten/vorgestellten Zugverbindungen vielleicht in der Buchdeckel-Innenseite sehr hilfreich.

Fazit:
Ein Buch, das fesselt und zum Umdenken anregt. Nimm die Bahn – auch auf längeren Reisen! Zum Verschenken gerade für jüngere Menschen sehr gut geeignet.

Bewertung: ***** von *****

Papa, Papi, Kind – Warum Familie auch anders geht (Kevin und René Silvergieter Hoogstad)

Wunderbare Regenbogenfamilie: „Liebe ist Leben und Leben ist bunt“

Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich auf dieses Buch aufmerksam wurde, irgendwann ist mir Papa Kevin auf instagram „über den Weg gelaufen“ – und ich fand seinen Post/Story so interessant, dass ich das Buch lesen wollte.

Beschreibung des Buches:
„Papa, Papi, Kind“ von Kevin und René Silvergieter Hoogstad ist 2020 im mvgverlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 249 Seiten. Auf dem Cover ist die Familie von Kevin und René in einer Zeichnung dargestellt: Papa, Papi, Sohn und Tochter.

Kurze Zusammenfassung:
Das Ehepaar Kevin und René Silvergieter Hoogstad hat in diesem Buch seine kleine Lebensgeschichte vom Kennenlernen bis hin zur Familie mit zwei Pflegekindern beschrieben.

Mein Leseeindruck:
Das ist ein sehr authentisches Buch. Kevin und René erzählen hier meist abwechselnd in 14 Kapiteln auf welchem Weg sie zu einer bunten Familie gekommen sind. Man erfährt, wie die zwei Flugbegleiter sich kennen gelernt, geheiratet und zunächst einen kleinen Jungen (vor 5 Jahren) und später ein kleines Mädchen in ihrer Familie aufgenommen haben.

Dabei erzählen sie schonungslos ihre Erlebnisse mit Freunden, Bekannten und Verwandten, aber auch die langen Wege, die es braucht, um als Pflegeeltern anerkannt zu werden. Beide haben sich sehr gut auf ihre Verantwortung vorbereitet.

Ich war von der ersten Seite an gefesselt von dem Thema Regenbogenfamilie und Pflegekinder. Es war richtig spannend zu lesen, wie die kleine Familie zusammengewachsen ist. Welche Hürden es zu überwinden gab, welche Mitspracherechte die leiblichen Eltern haben (können) und woran eine Pflegschaft eventuell scheitern kann.

Man merkt dieser Familie durch die sehr authentische Erzählung an, wie liebevoll alle miteinander umgehen, welche Verantwortung für sich selbst und vor allem für die Kinder diese zwei Papas auf sich nehmen, welche Gedanken, Ideen und Möglichkeiten sie erwägen und umsetzen, damit jedes Kind, aber auch beide Erwachsenen nicht zu kurz kommen und die Kinder individuell gefördert werden.

Man wünscht sich, dass es in allen Familien so liebevoll und kindgerecht zugeht, dass die Kinder eine liebevolle Erziehung genießen und sich in ihrer Familie geborgen fühlen können.

Fazit:
Ein Buch für alle, die offen für neue Familienkonstellationen sind, die sich als Paar für ein Pflegekind interessieren oder für alle, die einfach das bunte Leben mit ganz viel Liebe lieben.

Bewertung: ***** von *****

Das Erbe (Ellen Sandberg)

Großartige Familiengeschichte – Spannung, Liebe, Deutsche Geschichte

Nach dem Lesen des Klappentextes hat mich das Thema „Erbe eines Hauses“ angezogen – zudem die dunkle Geschichte, die sich dahinter zu verbergen schien.

Beschreibung des Buches:
„Das Erbe“ ist 2019 von Ellen Sandberg (Pseudonym der Münchner Autorin Inge Löhning) im Penguin-Verlag als Taschenbuch mit 503 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine Straße mit wunderschönen Altbau-Häusern.

Kurze Zusammenfassung:
Mona Lang erbt das Altbau-Mehrfamilienhaus (München-Schwabing) ihrer Tante Klara. Mit ihrer Botschaft „Mona wird die Richtige sein“ bürdet ihr die Tante eine große Last auf, denn das Haus gehörte offensichtlich ursprünglich einem jüdischen Unternehmer. Mona bricht ihre Zelte in Berlin ab und zieht nach München…

Mein Leseeindruck:
Der Roman ist in verschiedenen Zeitebenen als auch aus mehreren Perspektiven geschrieben. Während man zu Beginn von Monas Erbe im Jahr 2018 aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt bekommt, gibt es einen Parallelstrang aus der Sicht von Sabine, die in Hamburg mehr schlecht als recht lebt und Rückblicke aus Klaras Blickwinkel u.a. aus dem Jahre 1938. In Briefen, die Klaras Freundin Mirjam aus England schreibt (hierhin wurde sie als Kind vorsorglich „verschickt“) wird die Verbindung aller Beteiligten so ganz allmählich klar.

Man gewinnt einen traurigen und ungeschminkten Eindruck, wie die Verhältnisse 1938 für die jüdischen Mitbürger immer schlimmer in Deutschland wurden. Die Briefe zeugen von den unterschiedlichsten Emotionen: Einerseits der vermeintlichen Sicherheit im Ausland, andererseits von Ausnutzung und Bedrängung minderjähriger Frauen und natürlich dem großen Verlust der Eltern und Familie.

In den anderen Romansträngen wird einem die aktuelle Realität bewusst. Die weniger Bemittelten, die Gierigen, die Neutralen, aber auch die, die sich um das Leben ihrer Mitmenschen sorgen, alle finden ihren „Platz“ rund um und mit Mona.

Die ganze „Wahrheit“ kommt ganz allmählich zu Tage. Die Autorin legt ihre Spuren schon früh, man muss sie nur begreifen, trotzdem bleibt das Familiengeheimnis bis fast zur letzten Seite ein großes Rätsel und unheimlich spannend.

Die Schauplätze sind Berlin, Hamburg und natürlich in erster Linie München.

Auch in diesem großartigen Roman ist es der Autorin gelungen, Liebe, Schuld und deren Verarbeitung zu vereinen. So ist hier eine sehr, sehr spannende Familiengeschichte entstanden.

Fazit:
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, was nicht zuletzt auch am Schreibstil lag. Ich fand den Roman von Anfang an spannend, realitätsnah, verbunden mit der Deutschen Geschichte und sehr geheimnisvoll. Dieses Buch landet auf alle Fälle auf meiner „Best of 2020“ Liste!

Bewertung: ***** von *****

Rieslingsommer (Heike Wanner)

Familiengeschichte aus dem Rheingau – Sommer und Wein

Beschreibung des Buches:
„Rieslingsommer“ von Heike Wanner ist 2019 bei Tinte und Feder erschienen. Das Taschenbuch umfasst 299 Seiten. Auf dem farbenfrohen Titelbild zeigt sich eine idyllische Weinberglandschaft mit einem Fachwerkhaus im Vordergrund.

Kurze Zusammenfassung:
Louisa und ihre fast erwachsene Tochter Amelie ziehen gemeinsam in Louisas Elternhaus, einem kleinen Weingut in Rüdesheim, zurück. Zunächst ist Amelie wenig begeistert, doch dann findet sie das Leben bei Uroma Lisbeth, Oma Marlies und Tante Bianca schön, besonders als sie auch noch Jonathan kennenlernt. Ihre Mutter Louise merkt zwischenzeitlich immer mehr, dass das Weingut in seiner bisherigen Form nicht zu halten ist. Wäre es nicht besser es zu verkaufen?

Mein Leseeindruck:
Die Bücher von Heike Wanner habe ich ins Herz geschlossen. Die Romane sind einfach etwas für ein paar schöne Lesestunden. Ihr Schreibstil ist schön, die Charaktere immer wunderbar herausgearbeitet, die Szenerien toll ausgesucht und beschrieben.

Ich liebe Familiengeschichten/-geheimnisse – dieses Buch bietet wieder einmal eine solche in einer ganz besonderen „Lage“, Weinbergen im Rheingau. Rüdesheim ist als Touristenort bekannt (liegt nur eine gute Stunde von uns entfernt). Man kennt die kleinen (im Sommer überfüllten) Gassen, das Gewusel. Doch die Familie lebt auf ihrem Weingut etwas abseits des Trubels.

Hier finden die unterschiedlichsten Begegnungen statt, da taucht z.B. der Schäfer auf, der seine Schafe mitten auf den Weinbergen wandern lässt und Unterschlupf im Weingut bekommt. Was hält ihn dort, warum zieht er von Zeit zu Zeit weiter? Der junge Jonathan schleicht sich morgens aus Biancas Wohnung – und was ist der Inhalt von Biancas neuestem Roman? Das gemeinsame Essen der vier Frauen führt zu intensiven Gesprächen über die Vergangenheit – und wie es mit dem Weingut weitergehen soll. Die Urenkelin „kauft“ mit der Uroma kräftig im Internet ein…

Diese Idylle, die allerdings oftmals durch Streitigkeiten zwischen den Schwestern Bianca und Louisa gestört wird, bricht zusehends auf. Wird es eine Lösung für das Weingut geben.

Mir gefällt, dass die Autorin in diesem Buch auf ganz besondere Weise die unterschiedlichen Generationen an einen „Tisch bringt“. Ein Leben zusammen kann gelingen, wenn jeder seinen Freiraum bekommt. Man kann viel voneinander profitieren, wenn jeder seine Stärken ausleben kann..

Fazit:
Ich habe das Buch vor und während der Weihnachtsfeiertage morgens im Bett und spätabends zum Einschlafen gelesen. Es hat mir schöne Lesestunden bereitet.

Bewertung: ***** von *****