Das Erbe (Ellen Sandberg)

Großartige Familiengeschichte – Spannung, Liebe, Deutsche Geschichte

Nach dem Lesen des Klappentextes hat mich das Thema „Erbe eines Hauses“ angezogen – zudem die dunkle Geschichte, die sich dahinter zu verbergen schien.

Beschreibung des Buches:
„Das Erbe“ ist 2019 von Ellen Sandberg (Pseudonym der Münchner Autorin Inge Löhning) im Penguin-Verlag als Taschenbuch mit 503 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man eine Straße mit wunderschönen Altbau-Häusern.

Kurze Zusammenfassung:
Mona Lang erbt das Altbau-Mehrfamilienhaus (München-Schwabing) ihrer Tante Klara. Mit ihrer Botschaft „Mona wird die Richtige sein“ bürdet ihr die Tante eine große Last auf, denn das Haus gehörte offensichtlich ursprünglich einem jüdischen Unternehmer. Mona bricht ihre Zelte in Berlin ab und zieht nach München…

Mein Leseeindruck:
Der Roman ist in verschiedenen Zeitebenen als auch aus mehreren Perspektiven geschrieben. Während man zu Beginn von Monas Erbe im Jahr 2018 aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt bekommt, gibt es einen Parallelstrang aus der Sicht von Sabine, die in Hamburg mehr schlecht als recht lebt und Rückblicke aus Klaras Blickwinkel u.a. aus dem Jahre 1938. In Briefen, die Klaras Freundin Mirjam aus England schreibt (hierhin wurde sie als Kind vorsorglich „verschickt“) wird die Verbindung aller Beteiligten so ganz allmählich klar.

Man gewinnt einen traurigen und ungeschminkten Eindruck, wie die Verhältnisse 1938 für die jüdischen Mitbürger immer schlimmer in Deutschland wurden. Die Briefe zeugen von den unterschiedlichsten Emotionen: Einerseits der vermeintlichen Sicherheit im Ausland, andererseits von Ausnutzung und Bedrängung minderjähriger Frauen und natürlich dem großen Verlust der Eltern und Familie.

In den anderen Romansträngen wird einem die aktuelle Realität bewusst. Die weniger Bemittelten, die Gierigen, die Neutralen, aber auch die, die sich um das Leben ihrer Mitmenschen sorgen, alle finden ihren „Platz“ rund um und mit Mona.

Die ganze „Wahrheit“ kommt ganz allmählich zu Tage. Die Autorin legt ihre Spuren schon früh, man muss sie nur begreifen, trotzdem bleibt das Familiengeheimnis bis fast zur letzten Seite ein großes Rätsel und unheimlich spannend.

Die Schauplätze sind Berlin, Hamburg und natürlich in erster Linie München.

Auch in diesem großartigen Roman ist es der Autorin gelungen, Liebe, Schuld und deren Verarbeitung zu vereinen. So ist hier eine sehr, sehr spannende Familiengeschichte entstanden.

Fazit:
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, was nicht zuletzt auch am Schreibstil lag. Ich fand den Roman von Anfang an spannend, realitätsnah, verbunden mit der Deutschen Geschichte und sehr geheimnisvoll. Dieses Buch landet auf alle Fälle auf meiner „Best of 2020“ Liste!

Bewertung: ***** von *****

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Das Beste wartet noch auf dich (Lilli Marbach)

Mit Sechsundsechzig Jahren…

Ein echter „Wohlfühlroman“!

Beschreibung des Buches:
„Das Beste wartet noch auf dich“ von Lilli Marbach ist im 2020 im blanvalet-Verlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 383 Seiten. Das Cover ist lustig gestaltet: Eine ältere Dame mit einem Sektglas in der Hand sitzt in einer Schubkarre. Um sie herum sieht man allerlei Baumaterial – das Ganze wirkt recht heiter auf mich.

Kurze Zusammenfassung:
Balbina von Buntschuh ist Witwe. Ihr reicht das Geld gerade zum Leben, da erbt sie ein marodes Mehrfamilienhaus im teuren München. Was tun? Verkaufen oder renovieren? Sie entscheidet sich für eine ungewöhnliche Aktion: Neue Mieter sollen ihre gemietete Wohnung auf eigene Kosten sanieren, dafür dürfen sie das erste Jahr mietfrei wohnen. Die Suche nach den Mietern beginnt. Wird Balbina ihr Glück finden?

Mein Leseeindruck:
Ich habe mich sofort in dieses Buch hineingelesen und bin darin versunken. Die Protagonistin Balbina wirkt sympathisch und humorvoll, dabei unerfahren, was den Bereich des Hauseigentümers betrifft, und versucht das Beste für ihre (zukünftigen) Mieter zu organisieren. Dabei gilt es immer wieder neue Herausforderungen zu meistern.

Als gelernte Buchhändlerin möchte sie gerne im Ladenbereich ihres geerbten Hauses ein Büchercafe einrichten. Doch bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg.

Die weiteren Protagonisten, die alten und neuen Hausbewohner, sind ganz wunderbar beschrieben. Man kann sich diese Wohnzweckgemeinschaft richtig gut vorstellen. Ein Traum vom Miteinander-Leben. Jeder ist für jeden da, viele bringen sich ein. Mit viel Humor und Charme sind diese Protagonisten beschrieben.

Mit viel Wortwitz hält die Autorin ihre Leser bei der Stange, man fühlt sich wohl beim Lesen, man möchte wissen, wie Balbina das Projekt stemmen wird. Dass dabei auch ihr Liebesleben eine bedeutungsvolle Rolle bekommt, macht den Roman umso lesenswerter.

Der Roman schreit nach einer Fortsetzung!

Am Ende des Buches findet man noch Balbinas leckeres Käsekuchen-Rezept.

Fazit:
Das Buch habe ich an wenigen Abenden verschlungen. Es hat mich ganz wunderbar unterhalten. Der Traum von einem Mehrgenerationen-Haus kann wahr werden, wenn alle an einem Strang ziehen und sich jeder mit seinen Stärken einbringt – und wenn man das Glück in sein Leben lässt.

Bewertung: ***** von *****

Sieben Häuser (Finn Danny)

Arbeitsfrust, Zukunftsträume, Liebe, Habgier – oder die Verantwortung für einen Menschen

Dieses Buch ist mir in der Bücherei über den Weg gelaufen. Beim Blättern blieb ich auf Ortsnennungen wie Schwanheim, Goldstein, Norderney und Nidderau hängen, das machte mich neugierig. Nach lesen des Klappentextes habe ich das Buch mitgenommen…

Beschreibung des Buches:
„Sieben Häuser“ von Finn Danny ist 2018 als Book on demand im Taschenbuchformat erschienen. Das Buch hat 260 Seiten. Das Cover zeigt eine gezeichnete Häuserfassade – der Titel des Buches in Pink und Gelb fällt besonders ins Auge.

Kurze Zusammenfassung:
Der Hauptprotagonist Florian Herfurth führt ein einfaches Leben. Mit mehreren Jobs hält er sich, seine Frau und deren kleine Tochter über Wasser. Seine wenige Freizeit verbringt er bei der 71jährigen an MS erkrankten Ingrid Leitner. Die ältere Dame ist vermögend, besitzt sie doch mehrere Mietshäuser.
Durch einen Zufall erfährt er, dass die alte Dame einen Selbstmord auf der Insel Norderney plant und ihm alle ihre Häuser vermachen will. Was soll er tun?

Mein Leseeindruck:
Eine sehr turbulente Geschichte verbirgt sich hinter diesem Romantitel. Florian ist ein pflichtbewusster Mensch, besonders dann, wenn es um seine Mitmenschen geht. Bei seinen Jobs lässt er auch mal 5 gerade sein.

Während er davon träumt, dass er seiner kleinen Familie einmal ein kleines Haus bieten kann, erhält er eine (fälschlicherweise?) an ihn adressierte E-Mail von Ingrid Leitner, in der sie ihren Selbstmord ankündigt. Er ist hin- und hergerissen. Wie soll er  sich verhalten? Soll er so tun, als wüsste er nichts und sich auf ein großes Erbe freuen?

Zunächst begleitet er die alte Dame auf ihrer Reise an die Nordsee. Diese Reise hat es in sich. Nicht nur seine Frau, sondern auch eine neue Zufallsbekanntschaft schicken ihm zahlreiche whatsapp-Nachrichten, die ihm nach und nach sehr zusetzen. Er ist hin- und hergerissen zwischen drei Frauen.

Diese Geschichte ist eigentlich etwas skurril, trotzdem habe ich sie mit einer gewissen Erwartungshaltung gelesen, denn sie lässt einen nicht mehr los. Das ständige Hin- und Her, die Zerrissenheit von Florian, die Hochs- und Tiefs während seiner Reise (auch zu sich selbst) sind mit den vielen (whatsapp-)Dialogen sehr spannend beschrieben. Wie wird er sich entscheiden? Siegt die Vernunft, das Mitgefühl, die Liebe oder die Habgier? Oder will er einfach nur glücklich sein im Leben?

Fazit:
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Er ist spannend, witzig, macht aber auch betroffen, fast wie im echten Leben! Ich konnte ihn kaum zur Seite legen und habe ihn an einem Wochenende fast am Stück gelesen.

Bewertung: ***** von *****

Portugiesische Tränen (Luis Sellano)

Auf Spurensuche in Lissabon

Nachdem ich die ersten beiden Bände dieser Reihe gelesen habe, musste ich auch diesen Teil um Henrik Falkner, den Erbe eines Antiquariats in Lissabon, in Händen haben. Auf einer Rundreise durch Portugal mit Besuch von Lissabon habe ich dieses Buch gelesen. In Lissabon habe ich mich auf die Spur von Henrik Falkner gemacht…

Beschreibung des Buches:
„Portugiesische Tränen“ von Luis Sellano (Pseudonym eines deutschen Autors) ist 2018 im HEYNE-Verlag als Taschenbuch erschienen. Der Krimi hat 349 Seiten.

Auf dem Cover sieht man eine typische Stadtansicht in Lissabon mit historischen Gebäuden in bunter Farbgebung. Leider habe ich nicht genau diese Ansicht gefunden. Doch einige erwähnte Straßen und Plätze aus diesem Buch habe ich gefunden und fotografisch festgehalten.

Kurze Zusammenfassung:
Henrik Falkner, ehemaliger deutscher Polizist, lebt schon seit ein paar Monaten im Haus seines verstorbenen Onkels in Lissabon. Dieser hat ihm ein Antiquariat hinterlassen. Als er in seinem Laden eine Fahne findet, auf der ein Koi abgebildet ist, ist seine Neugier geweckt. Zusammen mit seiner Freundin, der Polizistin Helena, aber auch auf eigenen Wegen, beginnt er einer japanischen Spur zu folgen. Nicht nur einer Leiche „läuft“ er über den Weg…

Mein Leseeindruck:
Der Sprachstil von Luis Sellano gefällt mir. Seine Beschreibungen von Lissabon sind einfach herrlich. Wenn man die Stadt kennt, kann man seine Wege durch Lissabon ganz wunderbar verfolgen. Man erinnert sich an die zahlreichen Plätze, Cafes und Restaurants, an die Parks und die vielen Denkmäler – und auch die Straßenbahnen hört man förmlich vorbeirattern.

Den Krimi selbst finde ich nicht besonders spannend, die Idee, ihn im japanischen Milieu spielen zu lassen, ist allerdings gelungen. Man erfährt in diesem Krimi u.a. einiges über die sehr beliebten und wertvollen Koi-Fische.

Die Liaison mit Helena führt ab und an zu skurrilen Situationen, die ihre Beziehung sehr auf die Probe stellt, denn Henriks Recherchearbeit ist zuweilen sehr amüsant, z.B. wenn er mit einem geliehenen Roller eine Verfolgung aufnimmt.

Bis zum Schluss ist nicht klar, wer hier Täter und was genau die Beweggründe sind. Allerdings lichten sich vom ersten Fall bis zu diesem Fall Geheimnisse, die sich um den Tod von Henriks Onkel ranken.

Wer einen Reiseführer durch Lissabon sucht und mit einer Urlaubslektüre verbinden will, der sollte sich diesen Krimi nicht entgehen lassen.

Fazit:
Mir hat dieser Krimi gut gefallen, weil er mich auf einer Lissabon-Reise begleitet hat. Ich habe die Beschreibungen der Schauplätze zum Anlass genommen, mich auf die Suche nach ihnen zu machen…

Bewertung: **** von *****

Und in der Rua do Almada soll das Antiquariat aus dem Buch sein.

Portugiesisches Erbe (Luis Sellano)

Ein Erbe in Lissabon – der Beginn einer Krimi-Reihe

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Bisher war ich zwar noch nicht in Lissabon, aber das Titelbild hat mich angezogen, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Nach dem Lesen des Klappentextes musste ich das Buch haben.

Beschreibung des Buches:
„Portugiesisches Erbe“ von Luis Sellano (Pseudonym eines deutschen Autors) ist 2016 im HEYNE-Verlag als Taschenbuch erschienen. Der Krimi hat 363 Seiten.

Das Titelbild zeigt eine typische Straßenbahn in Lissabon vor historischen Gebäuden in bunter Farbgebung. Die Bildauswahl macht neugierig auf die Stadt und natürlich den Krimi. Im Klappeninnenteil gibt es einen Stadtplan, auf dem die wichtigsten Krimi-Örtlichkeiten eingezeichnet sind.

Kurze Zusammenfassung:
Der ehemalige deutsche Polizist Henrik Falkner hat von seinem Onkel in Lissabon ein Haus mit einem Antiquitätengeschäft geerbt. Er reist in die Hauptstadt Portugals und muss schnell feststellen, dass er hier gefährlich lebt, denn sein Onkel war einem Verbrechen auf der Spur und nun will man auch Henrik beseitigen, da auch er von seinem Spürsinn getrieben ist.

Mein Leseeindruck:
Die Hauptperson in diesem Buch ist Henrik Falkner. Auf ihn wird der Fokus in diesem Buch gesetzt. Seine Forschungen nach dem Verbrechen, dass der Onkel aufdecken wollte, führen ihn durch ganz Lissabon. Als Leser bekommt man so schnell einen Eindruck von der Stadt, den Gassen, den Gerüchen, den Gebäuden und den Menschen, teilweise wie eine kleine Stadtführung, die mich schon ganz neugierig auf Lissabon macht. Gerade diese atmosphärischen Beschreibungen machen für mich diesen Krimi so lesenswert.

Schon ab den ersten Seiten hat mich dieses Buch in den Bann gezogen. Gerne bin ich mit Henrik auf den Spuren gewesen. Zunächst sehr spannend, im mittleren Teil etwas abflauend und am Ende wieder an Spannung ansteigend, ist dieses Buch der Beginn einer tollen Krimireihe um Henrik.
Henrik erlebt bei seinen Ermittlungen nicht nur Spannendes und sehr brenzlige Situationen, sondern auch ein neues Gefühl für die Liebe, hat er doch in Deutschland alle Zelte abgebrochen, weil er immer noch um seine durch einen Unfall verstorbene Frau trauert. Hier in Lissabon laufen ihm gleich mehrere Frauen über den Weg, für die eine oder andere beginnt er dann auch Sympathie zu empfinden, ein kleines Techtelmechtel bahnt sich an.

Fazit:
Mir hat dieser Krimi gut gefallen, endlich einmal wieder ein Krimi mit der gewissen Atmosphäre, Spannung und einer kleinen Liebesgeschichte, aus der in weiteren Teilen mehr werden könnte.

Bewertung: ****

Das Schlossgespinst (Hans-Henner Hess)

Humorvoller und etwas skurriler Regionalkrimi

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Beschreibung des Buches:
Das Taschenbuch „Das Schlossgespinst“ von Hans-Henner Hess ist im Dumont-Verlag 2016 erschienen. Es hat 363 Seiten. Das Titelbild ziert ein gehäkelter Kaktus im Blumentopf. Kakteen bzw. Gehäkeltes scheinen typisch für die Bücher um den Anwalt Fickel zu sein, sie zieren auch die vorhergehenden Buchdeckel dieser Reihe. Es handelt sich um den 3. Band der Krimiserie um Fickel.

Kurze Zusammenfassung:
Der Sommer im thüring‘schen Meiningen ist heiß, da wird die hochbetagte ehemalige Bürgermeisterin der Stadt, Rote Elfriede genannt, ermordet. In ihrem Testament bedenkt sie ihren Hund als Haupterben und ihre junge Freundin Astrid Kemmerzehl als seine zukünftige Besitzerin. Anwalt Fickel hat den Nachlass der Elfriede Langguth zu verwalten und wird somit in die Mördersuche zwangsläufig hineingezogen.

Mein Leseeindruck:
Die ersten Seiten dieses Buches sind mir etwas schwer gefallen, musste ich mich doch in den Schreibstil des Autors erst „hineinarbeiten“, der so ganz anders ist, als ich es von Regionalkrimis gewöhnt bin.

Das Buch lebt von den witzigen Figuren der Geschichte und den Verstrickungen untereinander: Der legere Anwalt Fickel (der zuweilen im Hawaii-Hemd seinen Auftritt hat), dessen Ex-Frau (die Staatsanwältin, die sich zu höherem berufen fühlt), der Maulwurf (Freund und Archivar) müssen hier unbedingt genannt werden. Auch der kleine Hund, als Erbe, hat seine ganz eigene Rolle in diesem Krimi.

Hans-Henner Hess erzählt mit viel Humor einen Krimi, der zwar nicht unbedingt spannend, aber überaus lustig ist. Mir haben besonders die Szenen des Maskenballes gefallen, hier gelingt es dem Autor seinen Figuren noch einen besonderen Touch zu verleihen, man kann sich beim Lesen einzelnen Personen wunderbar vorstellen und mit raten, wer hinter welcher Maske stecken mag.

Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi, der zwar nicht besonders spannend, aber lustig ist. Mit viel Humor gespickt hat er mich gut amüsiert.

Bewertung: ****