Deutsch-deutsche Geschichte kurz vor dem Mauerfall
In der Bücherei bei den Neuerscheinungen gefunden: Mich haben das Cover und dann auch noch der Klappentext dieses Buches angesprochen.
Beschreibung des Buches:
„Kein Wunder“ ist 2019 im Verlag Kiepenheuer und Witsch als Hardcover mit 349 Seiten erschienen. Das Titelbild ist gemustert mit dem Bild eines Camping-Gaskochers der Marke Juwel, der in diesem Roman eine besondere Bedeutung einnimmt.
Kurze Zusammenfassung:
Förster, Fränge und Brocki sind Anfang 20 und kommen ursprünglich alle aus Bochum, wo sie sich seit der Schulzeit kennen. Fränge lebt mittlerweile in West-Berlin, die Freunde besuchen ihn regelmäßig. So auch in den Wochen und Monaten vor dem Mauerfall im Jahr 1989. Fränge führt ein kleines Doppelleben, er hat in West-Berlin Marta und im Osten der Stadt Rosa als Freundin. Mit seinem Zwangsumtausch-Geld kauft er regelmäßig einen Camping-Gaskocher der Marke Juwel, den er dann im Westen teuer wieder verkauft. Als die drei Freunde wieder einmal Rosa in Ost-Berlin besuchen, fühlt sich Förster zu der so ganz anders aufgewachsenen jungen Frau hingezogen…
Mein Leseeindruck:
Dieser Roman lebt von der Kommunikation unter den Protagonisten. Ihr Austausch über die jeweiligen Gegebenheiten in ihrer Heimat, die Beschreibungen des Ostens Berlins vor der Wiedervereinigung, dem Wissen des Lesers, dass der Mauerfall kurz bevorsteht – das macht dieses Buch so lesenswert. Auch ganz besonders dann, wenn man in dieser Zeit im gleichen Alter war.
Mir haben die so humorvoll erzählten Szenen gefallen – sei es über die Eltern der jungen Männer aus dem Ruhrpott als auch die Gegebenheiten in Ost-Berlin, wenn es um das Verhältnis von Rosa zu ihren Eltern bzw. deren Beziehung zueinander geht.
In die Stadt Berlin hineinversetzt fühlte ich mich, wenn es um die mir bekannten Plätze und Straßen ging, die ich vornehmlich während Reisen nach dem Mauerfall kennen gelernt habe. Mit 16 Jahren war ich tatsächlich auch einmal in Ost-Berlin. Lleider kann ich mich nur noch an den Grenzübertritt erinnern. Einzelne Plätze, die wir im Rahmen einer Führung besuchen konnten, sind mir leider nicht in Erinnerung geblieben.
Das Buch zeigt hier anhand der Protagonisten die doch so unterschiedliche Prägung, den elterlichen Hintergrund und das Aufwachsen in zwei doch so verschiedenen Systemen.
Ich finde, dem Autor ist es ganz wunderbar gelungen, einen humorvollen Roman mit viel Tiefgang zu schreiben, der beim Lesen unterhält, jüngste deutsche Geschichte beschreibt und zum darüber-Reden anregt.
Fazit:
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, nicht zuletzt, weil er auf humorvolle Wiese und sehr authentisch die Menschen aus Ost- und West-Deutschland beschreibt.
Bewertung: ***** von *****