Eine GASTREZENSION von FABIAN BUSCH:
Gut zur Anleitung uns Selbstreflexion, keine Anleitung zur Lebensführung
Resilienz – Was ist das überhaupt? Kann das gegessen, getrunken, getan, erlernt werden? Oder ist das an ausgewählten, der Evolution entspringenden, einzigartigen Menschen angeboren worden? Wie kann ich das selbst machen? Gibt es überhaupt ein Rezept?
Mit diesen oder zumindest so ähnlichen Fragestellungen beginnt der Autor Samuel Koch die Gedankenreise durch sein 200 Seiten langes Buch.
Durch seine eigene Lebensgeschichte, die 2010 eine komplette Wende von allem bisher Erhofften und Erträumten nahm, betrachtet er auf eine angenehm gelassene Weise die vielen Ratschläge und Ratgeber die einem Menschen in ungewissen Situationen aus einem Tiefpunkt wieder in Bewegung bringen sollen. Die „typischen“ Säulen der Resilienz und Sprüche, wie „Hinfallen, aufstehen Krone richten, weitergehen“ nimmt er dabei auf eine humorvolle Weise aufs Korn, da gerade er seit seinem Unfall nicht mehr „einfach nur wollen und dann irgendwie wieder gehen konnte“ – nur aus dem Willen heraus, versteht sich.
Aus den Betrachtungen und seiner eigenen Reflektion gegenüber dieser üblichen Hilfe zur Selbsthilfe „Wiederaufbauer“ schafft er im zweiten Teil aus seinen eigenen Erlebnissen und Erlebnissen Anderer, mit denen er gesprochen hat, alternative Säulen der Resilienz. Diese geben einen Anstoß zu möglichen Transformation eigener Sichtweisen.
Die einzelnen Themen, die dabei behandelt werden, werden je mit einer bildhaften Geschichte oder Erinnerung abgeschlossen, sodass der Leser die Argumentation nachvollziehen und mit der eigenen Lebensgeschichte vergleichen könnte.
Das Buch ist aus der Ich-perspektive geschrieben und lässt sich aufgrund der kurzen Sätze, der Schriftgröße und der Wortwahl sehr leicht und flüssig lesen. Es gibt keinen speziellen Handlungs-Faden, der den Leser dazu bringt aufgrund von einem erwünschten Spannungsabbau das Buch bis zum Ende zu lesen. Dennoch ist jeder Teil wiederum so locker und herzlich von den Seiten zu lesen, sodass der Leser gar nicht merkt, dass es zum Ende geht.
In Phasen der „Selbstfindung“ gibt das Buch dem Leser eine Schnur an die Hand, mit der es gelingt an den ein oder anderen Stellen „verstanden zu werden“. Es sollte jedoch nicht erwartet werden, dass ein „Aha“-Moment daraus folgt. Einen universellen Navigator, der auf die eigene Lebenssituation anwendbar ist, gibt es nicht.
Bewertung: **** von *****