Der Politiker und Mensch Gregor Gysi
„Der Mensch“ Gregor Gysi ist mir in vielen Fernsehsendungen und Parlamentsdebatten „begegnet“. Schon immer fand ich seine erfrischend humorvolle Art und manche seiner Ideen und Ansichten interessant und nachdenkenswert auch wenn ich politisch nicht engagiert (dafür interessiert) bin und nicht mit seiner Partei sympathisiere.
Beschreibung des Buches:
Das Buch „Ein Leben ist zu wenig: Die Autobiographie“ ist im Oktober 2017 im aufbau Verlag mit 583 Seiten als Hardcover Buch erschienen. (Ich habe die E-Book-Version gelesen). Auf dem Titelbild sieht man einen lachenden, leger gekleideten Gregor Gysi. Das Buch entstand unter Mitarbeit von Hans-Dieter Schütt (bereits im Mai 2016 wurde mit ihm bereits das Buch „Was bleiben wird: Ein Gespräch über Herkunft und Zukunft“, ein Gespräch zwischen Gregor Gysi und Hans-Dieter Schütt, veröffentlicht).
Kurze Zusammenfassung:
Gregor Gysi beschreibt in Erzähl- und „Plauderform“ seine Herkunft, sein Leben und seine politische Entwicklung – von den Anfängen der DDR bis zur Wiedervereinigung – und bis heute. 45 Fotos ergänzen diese Biografie. Am Ende des Buches findet man ein Namensregister aller im Buch genannten Personen.
Mein Leseeindruck:
Auch wenn ich mich zu Beginn des Buches auf den für mich etwas ungewöhnlichen Erzählstil einstellen musste, so habe ich diese Biographie mit sehr viel Neugier und Interesse gelesen. Die ersten Sätze kamen mir sehr verschachtelt und lange vor, irgendwie habe ich mich dann aber sehr gut in das Buch eingelesen und es „zwischen den Jahren“ fast verschlungen.
Wer sich für die Deutsche Geschichte in den letzten 60 Jahren interessiert, der findet in diesem Buch teils sehr ausführliche Beschreibungen des (allerdings hier etwas privilegierteren) Lebens in der ehemaligen DDR: Gregor Gysi als allein erziehender Vater eines Sohnes, als Anwalt und als Politiker.
Gysi, der die „Mächtigen“ der Welt getroffen hat: hier beschreibt er sehr authentisch, oftmals humorvoll, seine Begegnungen. Er spart auch nicht mit Selbstkritik, aber auch nicht mit Kritik am politischen Gegner, trotzdem bleibt er fair.
Auch wenn man ihm sicherlich bei manchen Statements gerne widersprechen möchte, so lohnt sich ein Nachdenken bei seinen kritischen Äußerungen und manchen Lösungsansätzen.
Imponiert hat mir seine Zielstrebigkeit insbesondere bei der Erlangung des Pilotenscheins, den er heimlich während seines politischen Lebens gemeistert hat. Auch sein „Comeback“ nach überstandenen Herzinfarkten und einer schweren Operation hat mich sehr beeindruckt.
Gregor Gysis Anekdoten sind kurzweilig und lesenswert. Hier gibt es einen besonderen Blick hinter die Kulissen des politischen Lebens vieler Politiker.
Seine Leidenschaft „ für die Abschaffung sozialer Diskriminierung und Barrieren“ zeigt Gregor Gysi sehr deutlich in dieser Biographie. Als Beispiel hat Herr Gysi hier einen Besuch in der Sendung „Hart, aber fair“ beschrieben. In einem Einspieler ging es um ein junges Mädchen, das sich in den Ferien Geld für ein Instrument verdient hatte. Weil die Familie von Hartz IV lebte, wurde dieses „Feriengeld“ auf den Hartz IV Satz angerechnet. Alle anwesenden Politiker versprachen sich dafür einsetzen, dass hier die Gesetze geändert werden. Nach monatelangem Verzögern durch die politische Mehrheit gelang es erst vor kurzem, eine Gesetzesänderung in Gang zu bringen…
Bei manchem Bild der beigefügten Fotos musste ich doch sehr schmunzeln, Vater und Sohn oder Sohn und Vater – manches Mal ist das schwer zu erkennen bzw. alle sehen sich in einem bestimmten Alter sehr, sehr ähnlich. Schade, dass mir die Fotos in E-Book erst am Ende aufgefallen sind. Ich hoffe, dass man sie in der gebundenen Ausgabe schon im mittleren Teil findet. Hier zeigt sich mir wieder einmal, dass ich doch das gedruckte Buch dem digitalen Buch vorziehe, da kann man immer mal wieder Blättern und sich parallel zum Geschriebenen die Fotos anschauen.
Fazit:
Eine Biografie, die ich gerne gelesen habe, auch wenn sie mit fast 600 Seiten doch sehr ausführlich ausgefallen ist. Aber wie sagt es Gregor Gysi so schön? „Ein Leben ist zu wenig“….
Bewertung: ***** von *****